Aus dem Leben: Sprüche in der Apotheke - Rezept einlösen und alles wird gut? Von wegen!

Andreas K. ist PTA (pharmazeutisch-technischer Assistent) in einer gewöhnlichen Apotheke in einer gewöhnlichen Kleinstadt. Täglich ist er bestrebt, die Kunden freundlich und kompetent zu beraten, doch kuriose Missverständnisse oder gar ideologische Diskurse sind manchmal nicht zu vermeiden.

Zitierweise: HAUT 2019;30(5):263-264

Wie heißt das noch gleich?

Eine Kundin gab an: „Die Ärztin sagt, ich bräuchte Vomex-Schmerzsalbe.“ Ich fragte nach: „Meinen Sie vielleicht Voltaren-Salbe?“ Die Kundin wurde energisch: „Nein, Vomex-Schmerzsalbe!“ „Aber Vomex ist gegen Übelkeit und Erbrechen.“ „Nein, es soll eine Schmerzsalbe sein!“ „Meinen Sie nicht eventuell doch Voltaren?“ Die genervte Kundin war immer noch nicht überzeugt: „Na, dann eben Voltaren. Haben Sie eine Probe? Ich will dafür kein Geld ausgeben.“  

Ich hatte einen Kunden bedient und dachte, alles sei gut. Doch etwa eine Stunde später kam seine Frau in die Apotheke und beschwerte sich, ich hätte ihm gar nichts für seine Verdauungsprobleme mitgegeben. Ich war überrascht, da der Kunde keine solchen erwähnt hatte, fragte aber nach, was er denn brauche. „Ja so ein Mittel… Lyse…Lysin…irgendwie sowas“. Ich überlegte. „Ja, das ist gegen Bauchkrämpfe und Blähungen und so“, präzisierte sie. Ich suchte vergeblich in der Datenbank und im Internet und hakte erneut nach: „Wie hat er es denn ausgesprochen oder buchstabiert?“ „L-Y-S-E L-Y-S-E-I-N!“ Mit leisem Zweifel erwiderte ich: „Also, die beiden Standard­medikamente bei Verdauungsbeschwerden sind eigentlich Sab simplex und Lefax.“ Erfreut rief sie aus: „Jaaa, Lefax, das ist es!“  

Ein Kunde fragte höflich nach „Tschipoli“. Davon hatte ich noch nie gehört. „Ja, so ein Nagellack, Tschipoli heißt der, gegen Nagelpilz. Der steht doch im Regal direkt hinter ihnen.“ „Ach, meinen Sie Ciclopoli?“ „Wie, das wird nicht ‚Tschipoli‘ ausgesprochen?“

 

Natur pur

Eine Kundin kam mit einem Zettel von ihrer Tochter: „Ich brauche ein Antiallergikum auf pflanzlicher Basis.“ Auf dem Zettel stand: „Cetirizin“. Ich erklärte ihr, dass dies ein chemischer Wirkstoff ist, der aber sicher ist. Sie zweifelte: „Ist das nicht schädlich, weil das chemisch ist?“ Ich versicherte ihr, dass viele Patienten es seit Jahren ohne große Nebenwirkungen einnehmen und schlug vor, ihr die Packung zu zeigen. Sie erkannte diese auch wieder: „Ach ja, genau die Ta­bletten sind das. Aber da ist doch eine Blume auf der Schachtel. Das heißt doch, dass die pflanzlich sind, oder etwa nicht?“

Schwierige Anwendung

Eine Kundin war erbost, weil bei ihrem Kind das Antibiotikum nicht anschlug. Nach einigem Hin und Her zeigte sich: Sie hatte die Flasche mit dem Trockensaft nicht einmalig zu Beginn der Behandlung mit Wasser aufgefüllt, sondern nach jeder einzelnen Anwendung. 

Ein Kunde über seinen Blutverdünner: „Ich nehme täglich eine halbe Tablette ASS 100. Die löse ich in einer 1,5-Liter-­Flasche Wasser auf und trinke das über den Tag verteilt. Denn ich möchte, dass das Blut sich nur ein bisschen verdünnt. Manchmal schaffe ich eine solche Riesenmenge Wasser auch nicht an einem Tag, dann halt über die folgenden Tage.“ Ich gab zu bedenken, dass dadurch die Wirksamkeit stark abgeschwächt wird, wenn sie überhaupt noch vorhanden ist. Der Kunde zweifelte: „Wieso, das ist doch ein Arzneimittel?“ 

Eine Kundin fragte, ob sie während der Einnahme ihres Antibiotikums Milch­produkte zu sich nehmen dürfe. Ich bejahte, dass dies bei dem fraglichen Präparat kein Problem ist. Dennoch rief die Kundin später an: „Darf ich denn jetzt meinen Joghurt essen?“

Pathophysiologie für Fortgeschrittene

Eine Kundin verlangte Formigran und Ibuprofen. Auf meine Frage, warum sie beide benötige, erklärte sie: „Wenn der Mond zunimmt, hilft nur Ibuprofen. Bei abnehmendem Mond wirkt nur das Formigran.“ Im Stillen fragte ich mich, was sie wohl bei Neumond macht…

Ein ca. 60-jähriger Kunde klagte über Schmerzen in den Beinen nach dem Radfahren. Nein, Sport treibe er ansonsten nicht, er sitze vor allem zu Hause vor dem Fernseher. Ich erklärte ihm, dass in diesem Fall ein Muskelkater nicht ungewöhnlich ist. Dennoch war er überzeugt davon, an Muskelschwund zu leiden. Er kündigte an, daher künftig Protein-Mineral-Shakes zu trinken – „mit Vanille- oder mit Schoko­geschmack“. 

Ein Kunde: „Die sagen ja immer, man soll jeden Tag zwei Liter Wasser trinken. Das schaffe ich nicht und außerdem: Wenn man so viel trinkt, schwemmt man sich doch die ganzen Mineralstoffe aus!“

Manchmal können wir einfach nicht weiterhelfen...

Eine Kundin mit Zahnschmerzen verlangte ein „sehr starkes Schmerzmittel“. Ich bot ihr Ibuprofen 400 an, mit Lysinzusatz für einen schnelleren Wirkeintritt. Das hatte sie aber bereits eingenommen und fragte, wie viel sie davon maximal nehmen dürfe. Ich riet ihr, bei derart starken Schmerzen lieber zum Arzt zu gehen. Sie lehnte ab: „Dazu habe ich keine Lust.“

Ein Kunde war empört: „Ich kann nicht glauben, dass diese homöopathischen Arzneien nicht lieferbar sind! Für mein Pferd sind die überlebenswichtig!“ 

Bei einem Hautarzt in der Nachbarschaft ist es üblich, dass der Arzt den Patienten mit dem unterschriebenen Blankorezept zur Anmeldung schickt: „Bevor sie gehen, lassen Sie noch das Rezept bedrucken.“ Ein Patient hatte dies überhört und kam mit dem leeren Rezept in die Apotheke. Ich bat ihn, das Rezept beim Arzt noch bedrucken zu lassen. Er verstand mich nicht und schimpfte: „Ich brauche diese Sachen dringend, warum verweigern Sie sie mir?“ 

Der ultimative Tipp

Eine Kundin mittleren Alters mit russischem Akzent verlangte Aspirin. Auf die Frage nach ihren Beschwerden antwortete sie fröhlich: „Wollen wir feiern gehen. Ich sag dir Rezept: Nimmst du zwei Aspirin, etwas Sprudelwasser, Orangensaft und Wodka. Kater sofort weg!“

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