Aktuelle Studie zeigt: Biofaktoren bessern Demenzsymptome

Die regelmäßige Einnahme einer Vitamin-Mineralstoff-Kombination konnte die kognitiven Leistungen bei Senioren signifikant verbessern – so die Ergebnisse einer randomisierten, klinischen Studie der Wake Forest University School of Medicine in Zusammenarbeit mit dem Brigham and Women’s Hospital in Boston, die jetzt in der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“ publiziert wurde.

An der COSMOS-Mind-Studie nahmen mehr als 2000 Senioren ab 65 Jahren und älter teil. Das Durchschnittsalter lag bei 73 Jahren. Die Studienteilnehmer erhielten drei Jahre lang entweder eine Multivitamin-Mineralstoff-Kombination in Form eines Nahrungsergänzungsmittels oder Placebo und absolvierten zu Studienbeginn und danach im Jahresrhythmus verschiedene, telefonisch durchgeführte Tests zur Bewertung ihrer kognitiven Fähigkeiten und Gedächtnisleistungen.1

„Die Studienergebnisse zeigen, dass die tägliche Einnahme einer Multivitamin-Mineralstoff-Kombination zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der kognitiven Funktionen führte”, so Studienleiterin Laura Baker von der Wake Forest University School of Medicine. Nach Schätzungen der Forscher habe die dreijährige Supplementierung zu einer Verlangsamung der normalen Alterung und des kognitiven Verfalls der Senioren um 60 % oder um 1,8 von 3 Jahren geführt.

Übrigens zeigte ein ebenfalls untersuchter hochdosierter Kakaoextrakt in der COSMOS-Mind-Studie keinerlei Wirkungen auf die Kognition der Studienteilnehmer – und dass, obwohl die Wissenschaftler die potentiellen Effekte des Kakaoextraktes im Studiendesign als primären Endpunkt definierten.

Insbesondere Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen wie einer transitorischen ischämischen Attacke, einer dekompensierten Herzinsuffizienz, einer perkutanen koronaren Intervention oder einer bereits erfolgten Bypass-Operation konnten von der Multivitamin-Mineralstoff-Supplementierung – im Vergleich zu Placebo – profitieren.

Trotz dieser positiven Ergebnisse bleiben Laura Baker und auch die amerikanische Alzheimer’s Association als Herausgeber von „Alzheimer’s & Dementia“ zurückhaltend. Weitere klinische Untersuchungen seien nötig, bevor eine regelhafte Supplementierung mit Biofaktoren wie Vitaminen und Mineralstoffen zum Schutz vor Demenz empfohlen werden könnte.

Welche Biofaktoren haben sich bei Demenz bewährt?

Die Notwendigkeit weiterer klinischer Studien teilt auch Prof. Hans Georg Classen, Vorsitzender der Gesellschaft für Biofaktoren e. V. und weist noch auf einen anderen Aspekt hin: „Auch wenn die Versorgung älterer Menschen – die bekanntlich zu den Risikopatienten für die Entwicklung einer Demenz gehören – mit Biofaktoren häufig unzureichend ist, entspricht die pauschale Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nach dem Gießkannenprinzip nicht dem modernen wissenschaftlichen Standard.“ Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist kein Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit erforderlich. Für Arzneimittel und somit auch für Biofaktoren in Form eines Arzneimittels gilt hingegen das Arzneimittelrecht mit streng regulierter Zulassung. Die Hersteller müssen Sicherheit und Wirksamkeit des Arzneimittels nachweisen.

Fazit für die Praxis?

„Beim Einsatz essentieller Biofaktoren bei Erkrankungen generell und somit auch bei Demenz sollten möglichst zugelassene Arzneimittel zum Ausgleich eines nachgewiesenen Mangels und eine gezielte Supplementierung einzelner Biofaktoren entsprechend der aktuellen Studienlage bevorzugt werden“, so Prof. Classen. Und im Hinblick auf eine Demenz konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen eine Korrelation zwischen kognitiven Störungen und einem Defizit der Biofaktoren Vitamin B12 und Vitamin B1 sowie positive Effekte einer entsprechenden Supplementierung auf die kognitiven Leistungen dokumentiert werden.2,3,4


►Die Gesellschaft für Biofaktoren e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der das Ziel verfolgt, die wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie und Prophylaxe mit Biofaktoren zu fördern.
 

Literatur

1 Baker LD et al.: Effects of cocoa extract and a multivitamin on cognitive function: A randomized clinical trial. Alzheimers Dement 2022 Sep 14. doi: 10.1002/alz.12767. Online ahead of print.
2 Chen H et al.: Associations between Alzheimer's disease and blood homocysteine, vitamin B12 and folate: a case-control study. Curr Alzheimer Res 2015; 12(1): 88-94
3 Jatoi S. et al.: Low vitamin B12 levels: An underestimated cause of minimal cognitive impairment and dementia. Cureus 2020 Feb 13; 12(2): e6976. doi: 10.7759/cureus.6976
4 Gibson GE et al.: Benfotiamine and cognitive decline in Alzheimer's disease: Results of a randomized placebo-controlled phase IIa clinical trial. J Alzheimers Dis 2020; 78(3): 989-1010

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Biofaktoren e.V.
daniela.birkelbach@gf-biofaktoren.de
www.gf-biofaktoren.de