Bei Glukokortikoid-induzierter Osteoporose Biofaktorenmangel vermeiden

Eine Kortisontherapie über drei Monate und länger kann zu einer sekundären Osteoporose führen. Um die Gefahr einer solchen Glukokortikoid-induzierten Osteoporose zu minimieren, sollte bei betroffenen Patientinnen und Patienten auch auf die optimale Versorgung mit den Biofaktoren Calcium, Vitamin D3 und Magnesium geachtet werden.

Bei etwa 10 % der über einen Zeitraum von mehreren Jahren mit Kortison behandelten Patientinnen und Patienten konnten osteoporotische Frakturen diagnostiziert werden. Und bei 30 bis 40 % der Betroffenen konnten bildgebende Verfahren Frakturen nachweisen – auch wenn diese aufgrund der analgetischen Wirkung des Kortisons nicht immer klinisch manifest wurden. „Bereits in den ersten drei bis sechs Monaten einer Kortisontherapie sinkt die Knochendichte um bis zu 12 %“, so die Warnung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).1

Dabei steht die Abnahme der Knochendichte in Korrelation zu Einnahmedauer, Tagesdosis und kumulativer Kortisondosis. Die Inzidenz nach Beginn der Kortisontherapie liegt anfangs bei Wirbelbrüchen bei 5,1 % und bei nichtvertebralen Brüchen bei 2,5 % und ab einer Einnahmedauer von mehr als sechs Monaten bei 3,2 % bzw. 3 %.2,3

Ziel einer optimalen Betreuung von mit Kortison behandelten Patientinnen und Patienten ist nach Ansicht der DGRh daher die Prävention einer sekundären Osteoporose. Neben einer spezifischen osteologischen Behandlung mit Bisphosphonaten, Denosumab oder Terparatid sollte eine langfristige Kortisonbehandlung (> drei Monate) durch eine Calciumreiche Ernährung und Vitamin-D3-Supplemente begleitet und die Knochendichte regelmäßig kontrolliert werden.

Auf Calcium achten

Dass zur Osteoporoseprävention an Calcium gedacht werden muss, ist bereits hinlänglich bekannt. Allerdings sollte nach Empfehlungen des Dachverbandes Osteologie der Biofaktor möglichst alimentär aufgenommen und nur unter einer Therapie mit Bisphosphonaten und Denosumab oder bei persistierendem Calciummangel supplementiert werden.4 Ein Calciummangel ist jedoch gar nicht so selten: Laut Nationaler Verzehrsstudie II erreichen 46 % der Männer und 55 % der Frauen die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Tagesdosis von 1000 mg Calcium zur Erhaltung der Knochengesundheit nicht.

Wann Vitamin D3 supplementieren?

Laut Studienlage konnten im Vitamin-D3-Mangel trotz ausreichender Calciumaufnahme Frakturrate und Frakturrisiko kaum reduziert werden. Vitamin D3 hemmt die Ausschüttung des Osteoklasten-aktivierenden Parathormons und verhindert so einen ungebremsten Calciumabbau aus dem Knochen. Im Umkehrschluss kann ein Vitamin-D3-Defizit die Knochenfestigkeit reduzieren und so die osteoporotisch bedingte Frakturrate erhöhen.5 

Informationen zur Labordiagnostik und Ausgleich eines Vitamin-D3-Mangels finden Sie im Beitrag: „Osteoporose: Optimale Vitamin-D3-Versorgung“

Magnesiummangel bei Osteoporose beheben7

  • Magnesium ist für Freisetzung und Wirkung des Parathormons und dadurch für die Aufrechterhaltung der Calciumhomöostase relevant.
  • Die knochenspezifische alkalische Phosphatase enthält ein mehrkerniges Magnesium/Zink-Zentrum und ist damit Magnesium-abhängig.
  • Eine Korrelation zwischen Magnesiumzufuhr und Knochendichte ist nachgewiesen.
  • Bei nachgewiesenem Magnesiummangel können Supplemente das Risiko für osteoporotisch bedingte Frakturen reduzieren.
  • Magnesium und Vitamin D3 steigern die Aktivität der Osteoblasten und hemmen die der Osteoklasten.
  • Durch Sekretion proinflammatorischer Zytokine kommt es unter kombinierter Magnesium- und Vitamin-D3-Therapie zu einer verminderten Schmerzsymptomatik.
Organische Magnesiumverbindungen wie Aspartat, Orotat oder Citrat sind aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit zu bevorzugen. Vor allem Magnesium­orotat zeichnet sich durch eine hohe Absorptionsrate von bis 90 % und eine schnelle Wirkstoff-Freisetzung innerhalb von 10 Minuten aus.8


Fazit für die Praxis

Im Rahmen einer Osteoporoseprävention unter langfristiger Kortisontherapie sollte auf die optimale Versorgung mit den Biofaktoren Calcium, Vitamin D3 und Magnesium geachtet werden.

Literatur

1 Leipe J et al.: Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zum Management der Glucocorticoid-induzierten Osteoporose. Rheumatol 2021 Dez; 80: 670-687
2 Amiche MA et al.: Fracture risk in oral glucocorticoid users: a Bayesian meta-regression leveraging control arms of osteoporosis clinical trials. Osteoporos Int 2016; 27: 1709-1718
3 Roubille C et al.: Ten-year analysis of the risk of severe outcomes related to very low-dose glucocorticoids in early rheumatoid arthritis, 2020, Abstract ACR-Kongress; Abstract number 1998
4 Leitlinie des Dachverbandes Osteologie 2017: www.dv-osteologie.org/  
5 Weaver CM et al.: Calcium plus vitamin D supplementation and risk of fractures: an updated meta-analysis from the National Osteoporosis Foundation. Osteoporos Int 2016 Jan; 27(1): 367-376
6 rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/FAQ07 
7 Ausführliche Informationen zu Magnesium und Vitamin D3: www.gf-biofaktoren.de
8 Blancquaert L et al.: Predicting and Testing Bioavailability of Magnesium Supplements. Nutrients 2019 Jul 20; 11(7): 1663

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Bio­faktoren e. V. 
daniela.birkelbach@gf-biofaktoren.de
www.gf-biofaktoren.de

 

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