Vitamin- und Nährstoffmangel bei Sportlern?

Für Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Sportlers ist die optimale Versorgung mit essentiellen Biofaktoren wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen unerlässlich. Erfahren Sie hier, warum Sportler auf die Versorgung mit Eisen, Vitamin D3 und Magnesium achten sollten.

Sportler benötigen mindestens die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Tageszufuhr eines Biofaktors – abhängig von Alter und Geschlecht.1,2 „Die Gefahr eines Mangels besteht vor allem bei Sportlern mit unzureichender Energiezufuhr, einseitiger Ernährung oder hohen Verlusten über den Schweiß,“ warnt die Arbeitsgruppe Sport­ernährung der DGE. Diesem Statement schließt sich die Gesellschaft für Biofaktoren (GfB) an und betont, dass Sportler zwar generell auf den Biofaktorenstatus achten sollten, wissenschaftliche Daten aber vor allem zu Eisen, Vitamin D3 und Magnesium vorliegen.3

Sportler benötigen Eisen

Eisenmangel gilt als häufigster ernährungsbedingter Mangel eines Biofaktors: 14 % der Männer und 75 % der Frauen im gebärfähigen Alter erreichen nicht die empfohlenen Zufuhrmengen.4 Sportler benötigen mehr Eisen aufgrund höherer Verluste durch Schwitzen und höheren Bedarf für die Sauerstoffversorgung und optimale Muskelfunktion und -regeneration. Vegetarier und Veganer, Ausdauersportler und Sportler mit restriktiver Energieaufnahme haben ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel.5 Intensive sportliche Belastung und der Gebrauch nicht-steroidaler Antirheumatika, wie es bei Sportlern regelmäßig beobachtet wird,können zu Blutungen und Blutverlusten des Gastro­intestinal- oder Harntraktes führen und den Eisenbedarf zusätzlich erhöhen.7

Sauerstofftransport im Körper ist essentiell für körperliche Leistung, und Eisen ist bekanntermaßen über die Bindung an Hämoglobin am Sauerstofftransport beteiligt. Im latenten Eisenmangel sinkt die Hämoglobinmenge in den Erythrozyten und dadurch bedingt die Sauerstoffversorgung, was zu Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungseinbußen führen kann.3 Im Stadium der Eisenmangelanämie erhöht sich durch verminderten Sauerstofftransport das Risiko für eine Leistungsminderung weiter. Der Biofaktor Eisen wird zudem bei der Umwandlung von Energieträgern wie Zucker in Bewegungsenergie benötigt. Nur bei ausreichender Eisenversorgung entsteht ATP als Energieträger für alle Energie liefernden Prozesse. Im Eisenmangel ist auch Myoglobin stark reduziert, was sich negativ auf die sauerstoffabhängige Kontraktionsleistung des Muskels auswirkt.

Aufgrund gesundheitlicher Risiken einer langfristig überhöhten Eisensupplementation sollten Sportler dennoch keine Selbstmedikation vornehmen, sondern therapeutisch betreut und die Einstellung des Eisenstatus labordiagnostisch – Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozyten, MCV, MCH, Transferrin und Ferritin – überwacht werden.8

Sportler sollten auf den Vitamin-D3-Status achten

„Der Biofaktor ist wichtig für Knochenstoffwechsel, Skelettmuskulatur, Immunsystem und Entzündungsstoffwechsel“, betont Prof. Hans-Georg Classen, Vorsitzender der GfB. Deshalb sind auch Sportler auf eine optimale Vitamin-D3-Versorgung angewiesen.9,10 Vitamin D3 unterstützt Leistung, Schnellkraft und Koordinationsfähigkeit der Muskulatur. Studien zeigen zudem, dass Menschen mit niedrigen Vitamin-D3-Blutspiegeln häufiger stürzen als Menschen mit ausreichendem Blutspiegel.11

Indoor-Sport erhöht Risiko für Vitamin-D3-Mangel

Sportler mit ausreichender UV-Exposition zählen in der Regel nicht zur Risikogruppe für einen Vitamin-D3-Mangel12 – im Gegensatz zu Sportlern, die in der Halle trainieren und/oder intensiven Sonnenschutz betreiben.13,14 Auch in Herbst und Winter kann wie generell in der Bevölkerung die Versorgung mit dem Biofaktor unzureichend sein.15

Die Vitamin-D3-Versorgung gilt als gesichert, wenn die Serumkonzentration der Speicherform des Vitamin D3, Calcidiol = 25(OH)D, bei einem Wert über 50 nmol/l liegt. Für Sportler gibt es Empfehlungen für höhere Serumspiegel zwischen 80 und 125 nmol/l,12 wobei ein wissenschaftlicher Konsens noch fehlt.13 Bei nachgewiesenem Vitamin-D3-Mangel können Sportler aber von Vitamin-D3-Supplementen profitieren.16

Warum Magnesium für Sportler wichtig ist

„Sporttreibende verbrauchen mehr Mag­nesium und scheiden über Schweiß und Urin mehr aus, weshalb die Magnesiumspeicher aufgefüllt werden müssen“, betont Prof. Klaus Kisters, Internist und stellvertretender Vorsitzender der GfB.

Für eine gesunde Muskelfunktion agiert Magnesium als physiologischer Calcium-Antagonist und setzt die Kontraktion der glatten und quergestreiften Muskelzellen herab.17 Steht dem Körper genug Magne­sium zur Verfügung, bremst es den Calciumeinstrom in die betroffenen Muskeln, setzt den Gefäßtonus herab und fördert so Muskelrelaxation und -regeneration. Insbesondere die Skelettmuskulatur profitiert von der entspannenden Magnesiumwirkung. Umgekehrt kann es durch Magnesiummangel zu Muskelschwäche, Verspannungen und Krämpfen kommen.18,19

Der Biofaktor aktiviert Enzyme des Energiestoffwechsels und agiert als Cofaktor bei der intrazellulären Energiegewinnung. Die am Glukosestoffwechsel beteiligten Enzyme benötigen zur Aktivierung Magnesium. Ohne den Biofaktor kann Energie in Form von ATP nicht bereitgestellt werden. Zudem wird Magnesium benötigt, um das bei anaerobem Glukoseabbau anfallende Laktat zu eliminieren.20

Risiko Biofaktorenmangel: Darauf sollten Sportler achten

Grundsätzlich richtet sich die Biofaktorenversorgung nach der individuellen sportlichen Aktivität und Ernährungs­situation, so dass es auch bei anderen als den hier genannten Biofaktoren zu einem Mangel kommen kann. Die GfB appelliert aufgrund der bekannten physiologischen Funktionen sowie wissenschaftlich fundierten Daten, auf die Versorgung mit Eisen, Vitamin D3 und Magnesium zu achten und einen Mangel durch zielgerichtete Supplementierung auszugleichen.21

Literatur

1 Carlsohn A et al.: Mineralstoffe und Vitamine im Sport. Position der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungs-Umschau international 2019, 12: 250-257
2 Weitere Informationen unter www.gf-biofaktoren.de:  Dort finden Sie unter der Rubrik Steckbriefe die DGE-Empfehlungen für die Referenzwerte der wichtigsten Biofaktoren.
3 Biesalski HK: Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikationen, Diagnostik, Therapie. Thieme, 2019.
4 Max Rubner-Institut (MRI): Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 2. Karlsruhe, 2008. www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf
5 Carlsohn A et al.: How much is too much? A case report of nutritional supplement use of a high-performance athlete. 2011 Br J Nutr 105: 1724-1728
6 Tscholl PM: Der Einsatz von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) im Spitzensport. Dtsch Z Sportmed 2014, 65: 34-37
7 Warden SJ: Prophylactic use of NSAIDs by athletes: a risk/benefit assessment. Phys Sportsmed 2010: 38: 132–138
8 Reddy MB et al.: Iron, oxidative stress and disease risk. Nutr Rev 2004, 62: 120-124
9 Larson-Meyer DE et al.: Vitamin D and athletes. Curr Sports Med Rep 2010. 9: 220-226
10 Holick MF: The vitamin D deficiency pandemic: approaches for diagnosis, treatment and prevention. Rev Endocr Metab Disord 2017, 18: 153-165
11 Bischoff-Ferrari HA et al.: Fall prevention with supplemental and active forms of vitamin D: a meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ 2009, 339: b3692.
12 Carlsohn A et al.: Vitamin-D-Status von Athleten mit hoher UV-Exposition im Training. Ernährungs Umschau 2013, 60(10): 174-176
13 Thomas DT et al.: American College of Sports Medicine Joint Position Statement. Nutrition and athletic performance. Med Sci Sports Exerc 2016, 48: 543-568
14 Wolman R et al.: Vitamin D status in professional ballet dancers: winter vs. summer. 2013 J Sci Med Sport 16: 388-391
15 Heseker H et al.: Vitamin D – Physiologie, Funktionen, Vorkommen, Referenzwerte und Versorgung in Deutschland. Ernährungs Umschau 2012, 59(4): 232-239
16 Schek A: Vitamin D – ein unterschätzter Mikronährstoff. Ernährung im Fokus. Online Special. Ernaehrungs Umschau international. 2018. URL: www.bzfe.de/_data/files/eifonline_vitamin_d_ unterschaetzter_mikronaehrstoff.pdf Zugriff 24.10.19
17 Classen HG et al.: Magnesium in human therapy. Metal Ions in biolocical systems (Vol. 41): Metal Ions and their complexes in medication. Hrsg: Sigel A, Sigel H. M. Dekker Inc., New York & Basel, 2004
18 Roffe C et al.: Randomised cross-over placebo-controlled trial of magnesium citrate in the treatment of chronic persistent leg cramps. Med Sci Monit 2002, 8(5)
19 Supakatisant C et al.: Oral magnesium for relief in pregnancy-induced leg cramps: a randomised controlled trial. Maternal & Child Nutrition 2012
20 Bohl CH et al.: Magnesium and exercise. Crit Rev Food Sci Nutr 2002, 42(6): 533 ff
21 Weitere Informationen unter www.gf-biofaktoren.de

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Bio­faktoren e. V. 
daniela.birkelbach@
gf-biofaktoren.de
www.gf-biofaktoren.de