Welche Medikamente führen zum Biofaktoren-Mangel

Medikamente wie beispielsweise Diuretika, Säureblocker, Antirheumatika oder orale Antidiabetika, die viele ältere Patienten einnehmen müssen, können die intestinale Resorption essentieller Nährstoffe hemmen oder deren Ausscheidung fördern. Dadurch erhöht sich das Risiko für einen Biofaktoren-Mangel und sekundär bedingter zusätzlicher gesundheitlicher Störungen für den Patienten.

Biofaktoren, zu denen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zählen, benutzen bei der Resorption, Metabolisierung und Elimination im Organismus oft dieselben Stoffwechsel- und Transportwege wie Arzneimittel. Negative Wechselwirkungen zwischen Biofaktoren und Medikamenten können die Folge sein.1,2 Senioren leiden häufig unter Multimorbidität und müssen mehrere Medikamente, mitunter über längere Zeit, einnehmen. Daher ist diese Patientengruppe besonders gefährdet, arzneimittelbedingte Mangelzustände an essentiellen Vitaminen und Mineralstoffen zu entwickeln.

Eine arzneimittelbedingte Beeinträchtigung des Vitamin- und Mineralstoffstatus bleibt langfristig nicht ohne Folgen, da kaum ein physiologischer Prozess unseres Körpers ohne die Beteiligung eines oder mehrerer der essentiellen Biofaktoren abläuft.
Nicht nur Senioren, auch chronisch kranke Patienten sowie Menschen, die zu unkontrollierter Selbstmedikation neigen, gehören zu den Risikogruppen für einen arzneimittelinduzierten Biofaktoren-Mangel. Zusätzlich können auch zahlreiche weitere Faktoren, wie Malabsorption, einseitige Ernährung oder Alkoholabusus zu einer Vitamin- und Mineralstoff-Unterversorgung führen.

 

Tabelle 1: Häufig verordnete Arzneimittel (Auszug), die das Risiko für einen Biofaktorenmangel erhöhen können. 1,2

 

Arzneimittel-gruppeWirkstoffMineralstoffe Vitamine  

 

Analgetika

Acetylsalicylsäure

Calcium
Eisen

Vitamin B12
Folsäure
Vitamin C 

 

Antibiotika

Amikacin
Gentamicin
Tobramycin

Magnesium
Calcium
Kalium

 

 

Neomycin

Magnesium
Calcium
Kalium

Vitamin B12
Vitamin A
Vitamin K

 

Chloramphenicol

 

Vitamin B12
Vitamin C

 

Doxycyclin
Tetrazyklin

Magnesium
Calcium
Kalium
Eisen
Zink

Vitamin C

 

Diuretika

Thiazide

Magnesium
Kalium
Zink

Vitamin B1
Vitamin B6
Vitamin B12
Folsäure

 

Schleifendiuretika

 

Magnesium
Kalium
Calcium
Zink

Vitamin B1
Vitamin B6
Vitamin B12
Folsäure

 

Kaliumsparende
Diuretika

Zink

Vitamin B1
Vitamin B6
Vitamin B12
Folsäure

 

Lipidsenker

Colestyramin

Magnesium
Calcium

Vitamin A
Vitamin D3
Vitamin E
Vitamin K
Vitamin B12
Folsäure
Vitamin C

  

Protonenpumpenhemmer
wie Omeprazol,
Pantoprazol

Magnesium
Calcium
Eisen
Zink

Vitamin B12
Folsäure
Vitamin D3
Vitamin C

 

Cimetidin

Zink
Eisen
Calcium

Folsäure
Vitamin B12
Vitamin D3

 

Famotidin

Zink
Eisen
Calcium

Folsäure
Vitamin B12

 

 

Sulfasalazin

 

Folsäure

 

Laxanzien

Magnesium
Kalium
Natrium
Calcium 
Zink

Folsäure

 

Antimetabolite
Methotrexat,
Pemetrexat

Magnesium
Zink

Folsäure
Vitamin D3

 Zytostatika

Capecitabin

 

Vitamin B6

 

5-Fluorouracil

 

Vitamin B1
Niacin 
Vitamin D3

 

Rituximab

Magnesium
Kalium

 

 

Platinanaloga

 

Magnesium
Kalium
Zink

 

 

Interleukin-2

 

Vitamin C

Biofaktoren-Mangel unter Pharmakotherapie im Blick halten

Unter einer Behandlung mit den genannten Arzneimitteln empfiehlt es sich daher, auf den Biofaktoren-Status zu achten. Der zielgerichtete Ausgleich eines Biofaktoren-Mangels durch Supplementierung sollte die notwendige Pharmakotherapie begleiten, um Krankheitsverläufe und die Entwicklung von Folgeerkrankungen positiv beeinflussen zu können. 


1 Mohn et al. Pharmaceutics 2018, 10: 36.
2 Samaras D et al. Nutrition 2013, 29: 605-610.

 

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Biofaktoren e.V.
E-Mail: daniela.birkelbach@gf-biofaktoren.de

www.gf-biofaktoren.de