Wie Vitamine und Zink die Wundheilung fördern können

Biofaktoren wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind in zahlreiche körpereigene Prozesse involviert und spielen auch bei der Wundheilung eine wichtige Rolle. Bei Wundheilungsstörungen empfiehlt es sich, gezielt auf die Versorgung mit Zink und den Vitaminen A, C und D zu achten.

Physiologisch ist Zink für Zellproliferation, Zelldifferenzierung und Regenerationsprozesse von zentraler Bedeutung.1,2 Zink reguliert den Vitamin-A-Stoffwechsel und beeinflusst Entwicklung und Differenzierung von Haut und Schleimhaut.

Zudem wirkt Zink antibakteriell und antientzündlich, kann durch gesteigerte Zellteilung die Wundheilung fördern und das Immunsystem stärken. In den Hautzellen reichert sich der Biofaktor in hoher Konzentration an und kann so den Wundverschluss unterstützen.

Zink fördert die Neubildung von Proteinen, um zerstörtes Wundgewebe zu regenerieren. Im Umkehrschluss können Wundheilungsstörungen durch Zinkmangel begünstigt werden.3,4

Zink nicht nur topisch wirksam

Wie wichtig Zink für die Haut ist, zeigt sich bereits bei der Zinkmangel-bedingten Erbkrankheit Acrodermatitis enteropathica, bei der schwerste Hautveränderungen beobachtet werden.5 Zink findet sich in der extrazellularen und intrazellularen Matrix und akkumuliert nach einer Verletzung im Hautgewebe. Eine topische Zinkanwendung in Salbenform ist seit jeher bekannt und auch heute noch zur Wundversorgung gebräuchlich.

Die orale Supplementierung ist in der Dermatologie allerdings noch eher die Ausnahme, wobei in einigen Studien erstaunlich positive Resultate einer oralen Zinkgabe bei Hauterkrankungen zu beobachten sind. Beispielsweise konnten positive Effekte bei Akne vulgaris gezeigt werden, während die Effekte einer topischen Anwendung deutlich schwächer ausfielen.5 Bereits Studien aus dem Jahr 1970 und früher haben die Bedeutung von Zink für die Wundheilung bei Patienten mit thermischen Verletzungen oder chirurgischer Belastung gezeigt.6 Dass Zink die Wundheilung verbessern kann, wurde auch in Studien an Patienten mit diabetischen Fußulzera gezeigt.7

Die Haut enthält mit etwa 5 % des gesamten Körpergehaltes eine vergleichsweise hohe Zinkmenge – vor allem innerhalb der Epidermis,8 so dass bereits ein leichter Zinkmangel zu rauer Haut und beeinträchtigter Wundheilung führen kann.9 Bei schwerem Zinkmangel zeigen sich vor allem erythematöse Hautveränderungen im Gesichtsbereich und offene nässende Erosionen und papulöse Läsionen mit dem Risiko einer bakteriellen Sekundärinfektion – ausgelöst durch die geschwächte Immunabwehr.

Obwohl der Nutzen einer oralen Zinksupplementation bei Patienten mit schweren Verbrennungen,10,11 subkutanen Abszessen, kleinen chirurgischen Eingriffen12 oder Druckgeschwüren13,14 dokumentiert ist, fehlen nach wie vor gut designte Interventionsstudien.

Diese Ursachen können zu Zinkmangel führen2

Ursachen für Zinkmangel

unzureichende Zufuhr
• überwiegend pflanzliche Ernährung
• parenterale Ernährung

erhöhte Verluste
• Diarrhoe
• erhöhte renale Elimination
• erhöhte Verluste durch starkes Schwitzen

verminderte Resorption
• überwiegend pflanzliche Ernährung mit hohem Phytinsäuregehalt   
• altersbedinge Darmveränderungen
• entzündliche Darmerkrankungen
• Zustand nach Darmresektion
• Leber-/Pankreaserkrankungen
• genetisch bedingte Resorptionsstörungen
erhöhter Bedarf
• Schwangerschaft und Stillzeit
• Wachstumsphasen
• Ausdauersport
• Krankheits- und Heilungsprozesse


Wenn es zum Zinkmangel kommt 

Die Diagnose stützt sich vor allem auf Mangelsymptomatik und Risikofaktoren. Da eine Zinksupplementation preisgünstig und nebenwirkungsarm ist, gilt die probatorische Zinkgabe als einfache und zuverlässige diagnostische Möglichkeit. Wenn sich dadurch die Symptome bessern, kann von einem ursächlichen Zinkmangel ausgegangen werden.15

Ausführliche Informationen zur Labordiagnostik finden Sie im Beitrag „Neurodermitis und Biofaktoren­status – Tipps für die Diagnostik“.


 

Zinksupplemente – darauf sollte geachtet werden

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine Tageshöchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln von 6,5 mg.16 Die tägliche Zinkzufuhr im Rahmen der Behandlung von Hauterkrankungen liegt mit 10 bis 50 mg höher. Zinksupplemente sollten gut verträglich sein und sich durch eine hohe Bioverfügbarkeit, wie es bei organisch gebundenen Verbindungen wie Zinkorotat und Zinkgluconat der Fall ist – auszeichnen.

Die Rolle der Vitamine

Vitamin A unterstützt den Aufbau neuer Haut

Das essentielle, lipidlösliche Vitamin A – auch Retinol genannt – ist an allen Stadien der Wundheilung, vor allem an den Phasen der Epithelisation und Granulation, beteiligt.17 Der Biofaktor spielt bei der Zellproliferation und Zelldifferenzierung beispielsweise von Fibroblasten, bei der Kollagensynthese, bei der Vernetzung von Kollagenfasern und bei der Epithelisation eine wichtige Rolle. Durch Stimulation von Monozyten und Makrophagen fördert der Biofaktor die Immunabwehr und kann den Infektionsschutz verbessern. Es gibt zahlreiche experimentelle und einige Humanstudien zur positiven Wirkung einer systemischen oder topischen Anwendung von Vitamin A auf akute und chronische Wunden.18,19

Vitamin C wirkt antioxidativ und fördert die Kollagensynthese

Vitamin C bzw. Ascorbinsäure spielt durch seine Beteiligung an der Kollagenbiosynthese als Kofaktor bei der Hydroxylierung der Aminosäuren Lysin und Prolin und bei der Ausbildung stabiler Kollagenfibrillen ebenfallseine wichtige Rolle im Hautstoffwechsel.20 Der Biofaktor fördert die Bildung und Vernetzung von Kollagen, erhält es elastisch und ist für die Regeneration von Gewebe, zur Unterstützung von Wundheilung und Narbenbildung sowie für ein intaktes Bindegewebe von Bedeutung. Auch als Bestandteil des körpereigenen antioxidativen Schutzsystems und aufgrund seiner Beteiligung an der Lymphozyten- und Antikörpersynthese zur Eindämmung von Entzündungen wirkt sich Vitamin C positiv auf die Wundheilung aus.21

Vitamin-C-Supplemente können beispielsweise die Heilung von Dekubitalulzera und chirurgischen Wunden verbessern.22 Allerdings sind die meisten Daten aus experimentellen Untersuchungen; evidenzbasierte klinische Studien sind zum jetzigen Zeitpunkt noch spärlich und zum Teil indifferent.23,24

Vitamin D3 fördert die Zellteilung

Der Biofaktor reguliert verschiedene Hautprozesse, die von Zellproliferation, Differenzierung und Apoptose bis hin zur Aufrechterhaltung der Hautbarriere durch Unterstützung der Reifung hornbildender Zellen in der obersten Hautschicht und Immunfunktionen reichen.25 Die Studienlage deutet auf einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D3-Spiegeln und dem Auftreten von Wundheilungsstörungen hin. Allerdings gilt es noch zu prüfen, ob dieser Zusammenhang kausal oder nur korrelativ ist.26

Auch gibt es positive Hinweise auf den Nutzen von Vitamin-D3-Supplementen zur Behandlung schwer heilender Wunden. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie führte beispielsweise eine 12-wöchige Vitamin-D3-Supplementierung zu einer signifikanten Verringerung der Geschwürlänge, -breite und -tiefe bei Patienten mit diabetischem Fußulkus.27

Wunden und Biofaktoren – Fazit für die Praxis

Bei Patienten mit Wundheilungsstörungen empfiehlt es sich, auf den Status der Vitamine A, C und D und Zink zu achten. Dabei sollte der gezielte Ausgleich eines Mangels der genannten Biofaktoren einer pauschalen Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln vorgezogen werden.

Weitere Informationen, vor allem zu Laboranalytik, Mangelsymptomatik und Zufuhrempfehlungen erhalten Sie unter www.gf-biofaktoren.de.

Die Gesellschaft für Biofaktoren (GfB) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Ziel verfolgt, die wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie und Prophylaxe mit Biofaktoren zu fördern.

 

Literatur

1 Hahn A et al.: Ernährung: Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 2016, 3. Auflage
2 Classen HG et al.: Zink: Symptome, Ursachen, Diagnose und Therapie. MMP 2011, 34(3): 87-95
3 Kogan S et al.: Zinc and wound healing: A review of zinc physiology and clinical applications. Wounds 2017 Apr, 29(4): 102-106
4 Fukada T et al.: Zinc homeostasis and signaling in health and diseases: Zinc signaling. J Biol Inorg Chem 2011, 16: 1123-1134
5 Bae YS et al.: Innovative uses for zinc in dermatology. Dermatol Clin 2010, 28: 587-597  
6 Henzel JH et al.: Zinc concentrations within healing wounds. Significance of postoperative zincuria on availability and requirements during tissue repair. Arch Surg 1970, 100, 349-357
7 Momen-Heravi M et al.: The effects of zinc supplementation on wound healing and metabolic status in patients with diabetic foot ulcer: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Wound Repair Regen 2017, 25: 512-520
8 Gupta M et al.: Zinc therapy in dermatology: A review. Dermatol Res Pract 2014, 709152
9 Lansdown AB et al.: Zinc in wound healing: Theoretical, experimental, and clinical aspects. Wound Repair Regen 2007, 15, 2-16
10 Kurmis R et al.: Trace element supplementation following severe burn injury: A systematic review and meta-analysis. J Burn Care Res 2016, 37: 143-159
11 Adjepong M et al.: The role of antioxidant micronutrients in the rate of recovery of burn patients: A systematic review. Burns Trauma 2016, 4: 18
12 Mirastschijski U et al.: Zinc, copper and selenium tissue levels and their relation to subcutaneous abscess, minor surgery, and wound healing in humans. Biol Trace Elem Res 2013, 153: 76-83
13 Posthauer ME: Nutrition: Fuel for pressure ulcer prevention and healing. Nursing 2014, 44: 67-69
14 Sernekos LA: Nutritional treatment of pressure ulcers: What is the evidence? J Am Assoc Nurse Pract 2013, 25: 281-288
15 Grahn BH et al.: Zinc and the eye. J Am Coll Nutr 2001, 20: 106-118
16 Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, März 2018,  link.springer.com/article/10.1007/s00003-017-1140-y/fulltext.html
17 Scholl D et al.: Nutrient recommendations for wound healing. J Intraven Nurs 2001; 24(2): 124-132
18 Zinder R et al.: Vitamin A and Wound Healing. Nutr Clin Pract 2019 Dec; 34(6): 839-849
19 Keshmiri Neghab H et al.: An in vitro model for investigation of vitamin A effects on wound healing. Int J Vitam Nutr Res 2021 Sep; 91(5-6): 385-390
20 Moores J: Vitamin C: a wound healing perspective. Br J Community Nurs 2013 Dec; S6: S8-S11
21 Schols JM et al.: Nutritional support in the treatment and prevention of pressure ulcers: an overview of studies with an arginine enriched oral nutritional supplement. J Tissue Viability 2009; 18(3): 72-79
22 Fukushima R et al.: Vitamin C requirement in surgical patients. Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2010; 13(6): 669-676
23 Tobon J et al.: Nutritional status and wound severity of overweight and obese patients with venous leg ulcers: a pilot study J Vasc Nurs 2008; 26: 43-52
24 Ubbink DT et al.: Systemic wound care: a meta-review of cochrane systematic reviews. Surg Technol Int 2014; 24: 99-111
25 Umar M et al.: Vitamin D and the Pathophysiology of Inflammatory Skin Diseases. Skin Pharmacol Physiol 2018; 31(2): 74-86
26 Smith K et al.: Correlation between vitamin D levels and hard-to-heal wounds: a systematic review. J Wound Care 2020 Jul 1; 29(Sup7): S24-S30
27 Razzaghi R et al.: The effects of vitamin D supplementation on wound healing and metabolic status in patients with diabetic foot ulcer: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. J Diabetes Complications 2017 Apr; 31(4): 766-772  

Dr. Daniela Birkelbach
Gesellschaft für Bio­faktoren e. V. 
daniela.birkelbach@gf-biofaktoren.de
www.gf-biofaktoren.de