Eine Hand desinfiziert die andere

Wissenschaftler der Universität Regensburg untersuchten, was Krankenhausbesucher motiviert, sich ihre Hände zu desinfizieren. Von den Erkenntnissen könnten, gerade in Zeiten von Corona, nicht nur Kliniken profitieren.

Die Corona-Pandemie führt es derzeit dramatisch vor Augen: Infektionserkrankungen haben die Macht, ganze Gesellschaften lahmzulegen. Eine Ursache dafür, dass Viren wie Covid-19 leichtes Spiel haben und sich so schnell ausbreiten können: Die Menschen waschen ihre Hände zu wenig. Das gilt, wie viele Studien bestätigen, besonders auch für die Besucher in Krankenhäusern. Wissenschaftler der Universität Regensburg untersuchten jetzt, wie die psychologische Kraft der Überzeugung helfen kann, Menschen so zu beeinflussen, dass sie das Thema Desinfektion ernster nehmen, wenn sie eine Klinik betreten.

"Die Ergebnisse zeigen, dass eine einfach umzusetzende und sehr kostengünstige Intervention wie das Präsentieren von empirisch fundierten Botschaften das Händehygieneverhalten positiv beeinflussen kann", sagt Susanne Gaube, eine der Autorinnen der Studie. Die Erkenntnisse könnten in den kommenden Wochen und Monaten nicht nur im Krankenhausbereich, sondern auch in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zum Einsatz kommen.

In einem 14-wöchigen Experiment in einem akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Regensburg testeten Regensburger Psychologen wie die sieben Prinzipien Reziprozität, Commitment und Konsistenz, Gemeinschaft, Soziale Bewährtheit, Sympathie, Autorität und Knappheit Klinikbesucher positiv beeinflussen können. Die Ergebnisse sind im Journal Health Psychology erschienen.

Empfehlung einer Autoritätsperson wirkte am besten

Über ein Sensorensystem erfassten die Wissenschaftler die Bewegungsdaten von über 245.000 Personen in anonymer Form. Damit konnten die Forscher feststellen, wie viele Personen das Krankenhaus betraten und verließen und wer davon den Desinfektionsspender im Eingangsbereich benutzte. Über dem Spender für Desinfektionsmittel war auf einem Bildschirm jeweils für eine Woche ein Plakat mit einer Botschaft der sieben Prinzipen zu sehen. Zur Kontrolle wurde zwischen den verschiedenen Plakatpräsentationen der Bildschirm jeweils für eine Woche ausgeschaltet. Das Plakat, das nach dem Autoritätsprinzip gestaltet war - eine Empfehlung einer Autoritätsperson, in diesem Fall des ärztlichen Direktors der Klinik, wirkte am besten: Solange dieses Plakat eingeblendet war, wurde der Spender für das Desinfektionsmittel am häufigsten benutzt. 

Neben der Autoritätsbotschaft führte auch die Präsentation der Soziale-Bewährtheit-Botschaft dazu, dass sich mehr Besucher die Hände desinfizierten. Als Soziale Bewährtheit bezeichnet man das psychologische Phänomen, dass Menschen sich am Verhalten anderer orientieren. Denn sie nehmen dann an, dass es sich dabei um ein der Situation angemessenes Verhalten handelt. In der vorliegenden Studie orientieren sich viele am Verhalten, das sie auf dem Plakat sahen - ebenfalls Besucher, die sich die Hände desinfizieren.

 

Originalpublikation: Gaube, S., Fischer, P., Windl, V., & Lermer, E. (2020). The effect of persuasive messages on hospital visitors’ hand hygiene behavior. Health Psychology, 39(6), 471–481. 

Quelle: obx-medizindirekt