Krankenhausaufenthalte durch COVID-19

Mit der Todesursachenstatistik 2020 will das Statistische Bundesamt eine Pandemie-Analyse im Hinblick auf das Sterbe- und Krankenhaus-Geschehen in Deutschland bieten.

Wir stehen mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie. Vor kurzem hat das Robert Koch-Institut (RKI) die erschütternde Zahl von 100.000 an COVID-19 verstorbenen Menschen in Deutschland verkündet. Zwar ist es für eine abschließende Bilanz viel zu früh.  Mit dem Statement zu COVID-19-Sterbefällen, Todesursachen und Krankenhausbehandlungen in Zeiten der Pandemie basierend auf der Todesursachenstatistik des Jahres 2020 will das Statistische Bundesamt jedoch eine Analyse des Pandemieverlaufs im Hinblick auf das Sterbegeschehen und die Situation in den Krankenhäusern in Deutschland bieten.

Was ist die Todesursachenstatistik?

Die Todesursachenstatistik wird jährlich im Spätsommer vom Statistischen Bundesamt in Bezug auf das Vorjahr veröffentlicht und trägt die ursächlichen Gründe für die einzelnen Tode zusammen. Sie wird anhand ärztlicher Todesbescheinigungen von den Gesundheitsämtern erhoben und am Statistischen Bundesamt zusammengetragen. Die späte Veröffentlichung rührt daher, dass es sich um eine Vollerhebung aller vorliegenden Daten der Gesundheitsämter und nicht nur um eine Stichprobe handelt. Die für die Statistik vorgesehenen Teile der Todesbescheinigungen werden von den Gesundheitsämtern an die Statistischen Landesämter übermittelt, die auf Basis des WHO-Regelwerks (Weltgesundheitsorganisation) daraus das Grundleiden ermitteln. Die letzten Todesbescheinigungen treffen erst im Frühjahr nach Abschluss des Berichtsjahres in den Statistischen Landesämtern ein. Erst wenn alle Bundesländer die erforderlichen Arbeiten abgeschlossen haben, können im Anschluss die Länderergebnisse beim Statistischen Bundesamt zusammengespielt und ein Bundesergebnis dann in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht werden.

Laut der diesjährig veröffentlichten Todesursachenstatistik erfolgten im Jahr 2020 insgesamt rund 176.000 Krankenhausaufenthalte von Patientinnen und Patienten mit oder wegen einer COVID-19-Infektion. Hiervon wurden 137.360 (78 %) als Notfälle in das Krankenhaus eingewiesen. In Grafik 1 ist klar der stark erhöhte Anstieg von Krankenhauseinweisungen vor allem zu Ende des Jahres in der zweiten Corona-Welle zu erkennen.

 

Ältere Personen und ältere Frauen sind gefährdet, Kinder oft symptomlos

Die Nebendiagnose einer COVID-19-Infektion wird laut der amtlichen Klassifikation zur Verschlüsselung von Krankheiten (ICD-10-GM) dann kodiert, wenn das Virus durch einen Labortest nachgewiesen ist, und zwar unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung oder der Symptome. Somit sind keinesfalls nur Patientinnen und Patienten mit schweren Erkrankungsverläufen, sondern auch Infizierte ohne oder mit milden Symptomen erfasst.

Der Altersdurchschnitt dieser Patientengruppe lag bei 67 Jahren, weitaus über dem Durchschnittsalter aller Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern mit 56 Jahren. Mehr als jede sechste mit oder wegen COVID-19 behandelte Person (17,9 %) verstarb im Krankenhaus, wobei hier das Durchschnittsalter bei 80,3 Jahren lag.

Krankenhausaufenthalte von COVID-19-Erkrankten

 

Durchschnittsalter

Anzahl

Prozent

COVID-19-Krankenhausaufenthalte gesamt

56 Jahre

176.000 Personen

100 %

COVID-19-Krankenhausaufenthalte als Notfälle

67 Jahre

137.360 Personen

78 %

COVID-19-Krankenhaustode

80,3 Jahre

31.600 Personen

17,9 %

COVID-19-Krankenhausaufenthalte von Kindern unter 15 Jahren

-

2.379 Personen

1,4 %

 

Aus der Todesursachenstatistik lässt sich eine hohe Gefährdung durch COVID-19 von vor allem älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen ablesen; dies zeigt sich auch in der Krankenhausstatistik: So waren Menschen ab 60 Jahren häufiger (69,1 %) mit oder wegen einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus als Menschen unter 60 Jahren. Einem erhöhten Risiko unterlagen dabei vor allem ältere Frauen: 38,8 % der Frauen mit einer nachgewiesenen Infektion waren über 80 Jahre alt.

In jüngeren Altersgruppen, vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sind schwere Verläufe seltener und asymptomatische COVID-19-Infektionen häufiger. Beispielsweise waren nur 2.379 Kinder (1,4 %) unter 15 Jahren mit oder wegen einer nachgewiesenen Infektion im Krankenhaus.

Tendenz zu pulmonalen Erkrankungssymptomen

Die Erkrankungserscheinungen der wegen COVID-19 Behandelten sind zwar unterschiedlich. Dennoch zeigt sich mit einer Gesamtheit von 94.907 aufgrund einer Infektion der unteren Atmungsorgane eingewiesenen Personen (53,9 %) eine starke Tendenz zu pulmonalen Erkrankungen.

Tabelle zu Krankenhausaufenthalten und der behandelten Begleiterkrankung

Behandelte Begleiterkrankungen der Krankenhausaufenthalte

 

Anzahl

Prozent

COVID-19-Krankenhausaufenthalte gesamt

176.000 Personen

100 %

aufgrund Infektion der unteren Atmungsorgane

94.907 Personen

53,9 %

aufgrund Lungenentzündung

85.158 Personen

48,4 %

aufgrund akuter Bronchitis

2.392 Personen

1,4 %

aufgrund Viruspneumonie

1.562 Personen

0,9 %

aufgrund des Atemnotsyndroms ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome oder akutes Lungenversagen)

1.920 Personen

1,1 %

Am häufigsten trat bei den mit oder wegen einer COVID-19-Infektion behandelten Patientinnen und Patienten eine durch das Virus ausgelöste Lungenentzündung auf (48,4 %). Jedoch zeigten sich auch akute Bronchitis (1,4 %) sowie akutes Lungenversagen (1,1 %) als Krankheitssymptome der behandelten Personen.

Ein Fünftel wurde intensivmedizinisch behandelt, davon starb ein Drittel

Laut der Todesursachenstatistik musste gut ein Fünftel (20,9%) der im Jahr 2020 stationär behandelten COVID-19-Patientinnen und -Patienten intensivmedizinisch versorgt werden (36.854 Personen). Damit machten COVID-19-Fälle laut Statistik 2,3 % aller Intensivfälle im Jahr 2020 aus.

Intensivmedizinische Versorgung von Krankenhauspatienten

 

Anzahl

Prozent

COVID-19-Krankenhausaufenthalte unter intensivmedizinischer Versorgung

36.854 Personen

20,9 % aller COVID-19-Krankenhausaufenthalte

Künstliche Beatmung notwendig

21.420 Personen

58,1 % der intensivmedizinisch Versorgten

Verstorbene intensivmedizinisch Versorgte

12.756 Personen

34,6 % der intensivmedizinisch Versorgten

 

Für 58,1 % oder 21.420 der intensivmedizinisch versorgten COVID-19-Patientinnen und Patienten war eine künstliche Beatmung notwendig. Ihre durchschnittliche Beatmungsdauer lag laut Statistik bei 254 Stunden, also bei fast 11 Tagen. Gut ein Drittel (34,6 %, 12.756 Personen) der wegen COVID-19 intensivmedizinisch versorgten Personen starb im Krankenhaus.

Auch die Krankenhausverweildauern weichen bei COVID-19-Infizierten ab

Krankenhausverweildauer von COVID-19-Patienten

 

Verweildauer

Alle Krankenhauspatienten gesamt

6 Tage

COVID-19-Krankenhauspatienten gesamt

11,2 Tage

intensivmedizinisch behandelte COVID-19-Krankenhauspatienten

14 Tage

intensivmedizinisch komplex- behandelte COVID-19-Krankenhauspatienten

20,4 Tage

 

Die durchschnittliche Verweildauer aller Krankenhauspatientinnen und -patienten  im Krankenhaus lag laut Todesursachenstatistik im Jahr 2020 im Schnitt bei 6,0 Tagen und blieb damit gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die durchschnittliche Krankenhaus-Verweildauer von COVID-19-Infizierten jedoch lag laut Statistik im Jahr 2020 bei 11,2 Tagen.

Bei den intensivmedizinisch Behandelten (ohne Komplexbehandlung) waren es 14,0 Tage. Bei mit intensivmedizinischer Komplexbehandlung Versorgten betrug die durchschnittliche Krankenhaus-Verweildauer sogar 20,4 Tage.

Literatur:

Unger C, zur Nieden F, Böhm K, Schelhase T (2021, 9 Dezember). COVID-19: Sterbefälle, Todesursachen und Krankenhausbehandlungen in Zeiten der Pandemie – eine Analyse aus der amtlichen Statistik  [Statement].

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)