Blutungen stoppen: Neues Erste-Hilfe-System macht Laien zu Lebensrettern

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Traumastiftung (DTS) haben zur deutschlandweiten Platzierung von Erste-Hilfe-Systemen im öffentlichen Raum aufgerufen. Anlass war die Aufstellung der ersten sogenannten Trauma-Box für Berlin im Haus der Chirurgie in der Luisenstaße 58/59. Damit können Ersthelfer schneller als bisher Blutungen noch am Unfallort stoppen, solange bis medizinisches Fachpersonal eintrifft.

„Verbluten ist bei vielen Unfällen die Todesursache Nummer Eins. Die sofortige Verfügbarkeit eines einfachen Sets zur Stillung einer schweren Blutung bedeutet für so manchen Betroffenen Überleben. Die flächendeckende Verfügbarkeit der Trauma-Box kann in entscheidenden Minuten Leben retten“, waren sich DTS-Präsident Prof. Dr. Thomas Wirth und DGU-Präsident Prof. Dr. Paul A. Grützner einig, als sie die Trauma-Box an Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rixen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, übergaben. Er sagte: „Dies ist nicht nur eine wichtige praktische Ergänzung der Ersten Hilfe, sondern auch ein wichtiges Signal für unsere Bürgergesellschaft: Im Notfall kann und soll jeder helfen, Leben zu retten.“


Ein lebensrettendes Set aus Tourniquet und Druckverband

Das neu entwickelte Set enthält ein sogenanntes Tourniquet und einen saugfähigen Druckverband. Das Tourniquet ist ein spezielles Abbindesystem, um den Blutfluss in Arterien und Venen zu unterbrechen. In Verbindung mit dem Druckverband können Ersthelfer damit starke Blutungen an Armen und Beinen stoppen. Diese können beispielsweise entstehen, wenn bei einem Werkstatt- oder Verkehrsunfall ein Arm oder Bein abgerissen wird, aber auch durch Schuss- und Explosionsverletzungen, die bei einem Terroranschlag oder Amoklauf verursacht werden.

Das Tourniquet stammt ursprünglich aus der militärischen Einsatzmedizin. Aufgrund von aktuellen Terroranschlägen erfährt es heutzutage auch in der Zivilmedizin wieder zunehmend an Bedeutung. Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Helm vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm und DTS-Präsidiumsmitglied erklärt die einfache Handhabung:„Die in der Trauma-Box enthaltenen Hilfsmittel sind dank einer anschaulichen Anleitung rasch und sicher auch von medizinischen Laien anwendbar. Das Tourniquet, ähnlich einer Blutdruckmanschette, wird solange festgezogen, bis die Wunde nicht mehr blutet. Der Notfallverband bringt zusätzlich Druck auf die Wunde. Beides verbleibt am Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Ersthelfer können Betroffene so noch am Unfallort wirkungsvoll versorgen und damit vor dem Verblutungstod retten.“ Denn große Wunden könnten bei massivem Blutverlust schon nach Sekunden zum Tod führen. Maßnahmen zur Blutstillung hätten daher höchste Priorität.


Bald auch in ganz Deutschland?

Nach und nach sollen die Trauma-Boxen deutschlandweit an Orten mit hohem Menschenaufkommen wie Bahnhöfen, Flughäfen und Einkaufszentren aufgestellt werden – ähnlich den Defibrillatoren gegen Herz-Kreislauf-Stillstand. Eine gesetzliche Pflicht zur Bereitstellung von Trauma-Boxen gibt es nicht: DGU und DTS sprechen sich jedoch dafür aus, dass Unternehmen, Bund, Länder, Kommunen und Gemeinden selbstverpflichtend aktiv werden und das neue System in ihren Einrichtungen zur Verfügung stellen. So können sie dazu beitragen, dass Erste Hilfe jederzeit und überall vereinfacht und zugänglicher wird und damit Kollegen, Kunden oder Passanten zu Lebensrettern werden. Damit werden Schwerverletzte noch vor dem Eintreffen im Krankenhaus von engagierten Bürgern bestmöglich versorgt.
 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.

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