Gewicht runter, Gewicht rauf: Der Darm unterstützt den „Jo-Jo-Effekt“

Nach einer Diät nimmt man oft schneller wieder zu, als man vorher Kilos verloren hat. Der diesjährige Innovationspreisträger Dr. Christoph Thaiss und sein Team haben den Mechanismus entschlüsselt, der zu diesem sogenannten Jo-Jo-Effekt führt: Schuld sind bestimmte Bakterien im Darm. Die sollen nun überlistet werden.

 

Warum nehmen übergewichtige Menschen nach einer Diät meist schnell wieder zu und wiegen danach oft mehr als vorher? Diese Frage stellte sich das Team um Dr. Christoph Thaiss am israelischen Weizman Institute of Science. Ihre Antwort veröffentlichten die Wissenschaftler letztes Jahr im Fachjournal „Nature“: Schuld daran, dass nach einer Diät das Gewicht nur selten langfristig gehalten wird, sind bestimmte Darmbakterien.

Gedächtnis für Übergewicht

„Mit unseren Versuchen an Mäusen konnten wir nachweisen, dass der Körper ein „Gedächtnis“ für Übergewicht hat“, erklärt Thaiss. „Beim Zunehmen verändert sich die Zusammensetzung der Bakterien im Darm, beim Abnehmen sind diese Veränderungen aber nicht vollständig reversibel. Das heißt, die übergewichtige Darmflora bleibt auch dann bestehen, wenn Gewicht reduziert wurde“, so Thaiss.

Wichtige Rolle: Flavonoide

Eine wichtige Rolle spielen dabei die „Flavonoide“, pflanzliche Stoffe, die über die Nahrung (z.B. in Tomaten oder Orangen) aufgenommen werden. Diese Flavonoide braucht der Körper, um das niedrige Gewicht beizubehalten. Eine übergewichtige Darmflora lässt diese Nährstoffe aber nicht in den Körper, sondern zersetzt sie vorher. Bei den Mäusen dauerte es 21 Wochen, bis die Darmflora wieder den Normal­zustand erreichte. Wie lange muss also ein Mensch Diät halten, bevor seine Darmbakterien sich verändern? Das versucht das Team am Weizmann Institut in Rehovot nun mit hunderten Probanden innerhalb der nächsten zwei Jahre herauszufinden.

Inovationspreis der Deutschen Hochschulmedizin

Für diese Forschungsarbeit erhielt Dr. Christoph Thaiss im Rahmen des Innovationsforums den jährlich ausgelobten Innovationspreis der Deutschen Hochschulmedizin. Er soll zur Stärkung der Forschung in der Universitätsmedizin am Wissenschaftsstandort Deutschland beitragen. „Die Arbeit ist absolut preiswürdig, da hier ein bekanntes aber bisher nicht gut verstandenes Phänomen in der Medizin erklärt wird. Zudem ist seine Forschung klinisch und präventiv äußerst relevant. Denn 80 Prozent aller an einem metabolischen Syndrom oder Adipositas erkrankten Patienten erleiden nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion einen Rückfall“, sagte Prof. Dr. Ingo Autenrieth, Dekan der Medizinischen Fakultät, Universitätsklinikum Tübingen und Vorsitzender der Jury der Deutschen Hochschulmedizin. Es sei eine große Herausforderung unserer Zeit, schnell Strategien zu entwickeln, um dem Trend zunehmender Adipositas und am Metabolischen Syndrom erkrankter Patientenzahlen entgegenzuwirken.

Große Studie zum Mikrobiom

In einer großen Folge-Studie soll es nun um die Entwicklung einer Mikrobiom- und Postbiotika-basierten Therapie zur Bekämpfung des „Jo-Jo-Effekts“ als wichtiger Ursache der Adipositas-Epidemie gehen. Den Innovationspreis sieht Thaiss deshalb als Chance, die universitätsmedizinische Forschung in Deutschland auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und zur Mitarbeit zu begeistern.

Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und der MFT Medizinischer Fakultätentag vertreten die Interessen der 33 Universitätsklinika sowie der 37 Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Ihr Dachverband ist die Deutsche Hochschulmedizin e.V. Gemeinsam stehen die Verbände für Spitzenmedizin, erstklassige Forschung sowie die international beachtete Medizinerausbildung und Weiterbildung

Quelle: Deutsche Hochschulmedizin e.V.

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