Schwerer COVID-19-Verlauf: Risiko häufig unterschätzt
Der Winter steht vor der Tür und wahrscheinlich wird die Anzahl der COVID-Erkrankungen wieder zunehmen. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung über 15 Jahre hat ein erhöhtes Risiko für eine schweren COVID-19-Verlauf – aber wer gehört überhaupt zur Risikogruppe? Lesen Sie hier, wie Sie Risikopatientinnen und -patienten erkennen und auf was sie bei Therapieplanung und Behandlung achten müssen.

Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf sind keine kleine Bevölkerungsgruppe oder gar eine Nischengruppe: Expertinnen und Experten schätzen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung (etwa 36,5 Millonen Menschen) ab 15 Jahren ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben.1 In der Folge kann es zu Hospitalisierung, langen Intensivaufenthalten und Tod kommen. Langzeitkonsequenzen eines schweren COVID-19-Verlaufs können sich im gesamten Organsystem manifestieren, vor allem auch als schwere, chronische kardiovaskuläre Folgeerkrankungen.2-5
Mit Paxlovid™, einer Kombination aus Nirmatrelvir und Ritonavir, steht seit Februar 2022 die erste zugelassene antivirale, orale Therapie für Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf zur Verfügung. Im Herbst und Winter ist wieder mit steigenden Fallzahlen und voraussichtlich einer Intensivierung des Infektionsgeschehens zu rechnen. Paxlovid™ wird daher insbesondere in Hausarztpraxen relevant werden, um eine steigende Zahl an COVID-19-Erkrankten vor schweren Verläufen zu bewahren.
Erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf wird häufig unterschätzt
Als Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf gelten unter anderem ein Alter über 60 Jahre (unabhängig von den meist zusätzlich vorliegenden Begleiterkrankungen), Übergewicht (BMI > 25) oder Adipositas (BMI > 30), Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2, kardiovaskuläre Grunderkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und Niereninsuffizienz, Lungenerkrankungen einschließlich Asthma bronchiale oder COPD, sowie aktueller Nikotinkonsum (Verbrennungstabak), immunsuppressive Erkrankungen oder immunsuppressive Therapien, aktive Krebserkrankungen oder medizinisch
bedingte technologische Abhängigkeiten (z. B. maschinelle Beatmung).1 Patientinnen und Patienten aus diesen Risikogruppen, bei denen eine zusätzliche SARS-CoV-2-Infektion eine Hospitalisierung erforderlich machen könnte, kann eine Krankenhauseinweisung mit allen potenziellen Folgen möglicherweise erspart bleiben, wenn sie rechtzeitig mit Paxlovid™ behandelt werden.
Paxlovid™-Einnahmeschema Liegt eine entsprechende Indikation (positiver COVID-19-Schnelltest oder PCR Test) vor, können Ärztinnen und Ärzte ein Rezept ausstellen und dieses direkt an die Apotheke übermitteln – seit Mitte August gilt für Ärztinnen und Ärzte ebenfalls das Dispensierrecht.* Erkrankte nehmen dann zweimal täglich zwei Tabletten Nirmatrelvir zusammen mit einer Tablette Ritonavir über einen Zeitraum von 5 Tagen ein.6 *https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/08/17/das-paxlovid-dispensierrecht-kommt |
Da Paxlovid™ in Form von Tabletten eingenommen wird, eignet es sich insbesondere für die Anwendung zu Hause. Paxlovid™ ist zugelassen bei mit SARS-CoV-2-infizierten Erwachsenen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln.6 Bei Vorliegen entsprechender Risikofaktoren ist eine antivirale Therapie unabhängig vom Impfstatus möglich.7 Mit der Einnahme von Paxlovid™ sollte innerhalb der ersten 5 Tage nach Symptombeginn nach einem genau festgelegten Schema begonnen werden (siehe Kasten).
Awareness für und bei den betroffenen Patientinnen und Patienten schaffen
Patientinnen und Patienten selbst wissen oft nicht, ob sie zu einer Risikogruppe für einen schweren COVID-19-Verlauf gehören. Hier tut Aufklärung Not, am besten durch ein Vorabgespräch im Rahmen der Routineversorgung. Leider wird das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf häufig unterschätzt.
Komedikation, Wirksamkeit und Sicherheit
Viele Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion nehmen aufgrund von Komorbiditäten bereits dauerhaft ein oder mehrere Medikamente ein. Die möglichen Wechselwirkungen von Paxlovid™ mit anderen Medikamenten sind gut dokumentiert, sehr gut handelbar und online einzusehen. Diese Tools können neben den behördlich genehmigten Angaben der Fachinformation herangezogen werden:
► COVID-19 Drug Interactions Checker. University of Liverpool: www.covid19-druginteractions.org/checker (abgerufen am 12.09.2022).
► Wechselwirkungs-Check. Pfizer Pharma GmbH. www.paxlovideducation.de/wechselwirkungs-check (abgerufen am 22.09.2022).
Das sehr gute Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil spricht für einen breiteren Einsatz von Paxlovid™ bei Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf.7
Sehr gute Daten in der Studie EPIC-HR
Sehr gute Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie mit Paxlovid™ lieferte die Zulassungsstudie EPIC-HR („Evaluation of Protease Inhibition for Covid-19 in HighRisk Patients“). Das Risiko einer Hospitalisierung oder eines Todes jeglicher Ursache bei nicht-hospitalisierten erwachsenen Risikopatientinnen und -patienten mit einem symptomatischen COVID-19-Verlauf, welche spätestens innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn mit Nirmatrelvir plus Ritonavir behandelt wurden, sank im Vergleich zu einer Placebobehandlung signifikant um 87,8 % (95 %-Konfidenzintervall (KI) -7,21 bis -4,03; p < 0,001), (siehe Abb. 1).

Die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen (UE) während des Behandlungszeitraums war in der EPIC-HR-Studie in beiden Gruppen ähnlich (22,6 % unter Nirmatrelvir plus Ritonavir vs. 23,9 % unter Placebo).8 Geschmacksstörungen (5,6 vs. 0,3 %) und Diarrhö (3,1 vs. 1,6 %) traten unter Nirmatrelvir/Ritonavir häufiger auf als unter Placebo. Hypertonus und Muskelschmerzen traten selten (< 1 %), aber numerisch häufiger unter Nirmatrelvir plus Ritonavir auf. Alle genannten UE sind bekannte Risiken von Ritonavir.9
Fazit
Multimorbide Menschen, vor allem solche mit chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, mit Stoffwechselerkrankungen und/oder mit Adipositas jeglichen Alters zählen zur Risikogruppe für einen schweren COVID-19-Verlauf.1 Gerade für Hausärztinnen und Hausärzte ist es wichtig zu wissen, dass somit ein beträchtlicher Anteil der bundesdeutschen Bevölkerung zur Risikogruppe für schwere COVID-19-Verläufe zählt. Betroffene mit erhöhtem Risiko könnten vor Hospitalisierung und vor Tod durch eine frühzeitige Therapie mit Paxlovid™ geschützt werden.8 Die Wirkstoffkombination ist effektiv und sicher, Arzneimittelinteraktionen bei bestehender Komedikation sind beherrschbar.8
Literatur
1 Rommel A et al. Bevölkerung mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe in Deutschland. Auswertungen der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. JoHM 2021; 6 (S2):1–15.
2 Loffi M, Piccolo R, Regazzoni V et al. Coronary artery
disease in patients hospitalised with Coronavirus disease 2019 (COVID-19) infection, Open Heart 2020;7:e001428. DOI: 10.1136/openhrt-2020-001428.
3 Kim M et al. Risk Factors for Intensive Care Unit Admission and In-hospital Mortality Among Hospitalized Adults Identified through the US Coronavirus Disease 2019 (COVID-19)-Associated Hospitalization Surveillance Network (COVID-NET). Clinical Infectious Diseases. 2021;
72 (9): e206–e214.
4 Bruchfeld A. Nature Reviews Nephrology. 2021: 81–82.
5 Higgins V et al. Critical Reviews in Clinical Laboratory Sciences Volume 58, 2021 – Issue 5.
6 Fachinformation zu Paxlovid™ (Nirmatrelvir + Ritonavir) für Angehörige der medizinischen Fachkreise. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). (13.07.2022). https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Zulassung/paxlovid-fachinformation-fachkreise.html (aktueller Stand).
7 COVRIIN. Fachgruppe COVRIIN beim RKI. Antivirale Therapie in der Frühphase einer SARS-CoV-2-Infektion bei Patienten mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19 (bei asymptomatischen Patienten oder Patienten mit milder COVID-19-Erkrankung). Bewertung durch die Fachgruppe COVRIIN beim Robert Koch-Institut. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/COVRIIN_Dok/Antivirale_Therapie_Fruehphase.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 26.09.2022).
8 Hammond J et al. Oral nirmatrelvir for highrisk, nonhospitalized adults with Covid-19. N Engl J Med. 2022; 386: 1397–1408.
9 EMA/95110/2022 – Rev.1 Committee for Medicinal
Products for Human Use (CHMP), 27 January 2022.
Mit freundlicher Unterstützung der Pfizer Pharma GmbH
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation.
PaxlovidTM 150 mg + 100 mg Filmtabletten
Wirkstoffe: PF-07321332 u. Ritonavir
Zusammensetzung: Wirkstoffe: 1 pinkfarb. Filmtbl. enth. 150 mg PF-07321332, 1 weiße Filmtbl. enth. 100 mg Ritonavir. Sonst. Bestandteile: PF-07321332-Tbl-kern: mikrokristalline Cellulose, Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium, kolloidales Siliciumdioxid, Natriumstearylfumarat. PF-07321332-Tbl-film: Hypromellose (E 464), Titandioxid (E 171), Macrogol (E 1521), Eisen(III)-oxid (E 172). Ritonavir-Tbl-kern: Copovidon, Sorbitanlaurat, hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Calciumhydrogenphosphat, Natriumstearylfumarat. Ritonavir-Tbl-film: Hypromellose (E 464), Titandioxid (E 171), Macrogol (E 1521), Hyprolose (E 463), Talkum (E 553b), hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Polysorbat 80 (E 433). Anwendungsgebiete: Behandl. e. COVID‑19 b. Erw., d. keine zusätzl. Sauerstoffzufuhr benötigen u. e. erhöhtes Risiko haben, e. schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln. Gegenanzeigen: Überempfindlichk. gg. d. Wirkstoffe od. sonst. Bestandteile. Arzneimittel m. stark CYP3A-abhängiger Clearance, b. denen e. erhöhte Plasmakonzentration m. schwerwiegenden u./ od. lebensbedrohl. Reaktionen einhergeht. Arzneimittel, d. starke CYP3A-Induktoren sind, b. denen signifikant reduzierte PF-07321332/ Ritonavir- Konzentrationen i. Plasma m. e. potenziellen Verlust des virolog. Ansprechens u. e. mögl. Resistenzbild. einhergehen können. Die Behandlung m. Paxlovid darf nicht unmittelbar nach dem Absetzen e. d. folgenden Arzneimittel begonnen werden, da d. Wirk. des kürzl. abgesetzten CYP3A‑Induktors verzögert nachlässt. Die hier aufgeführten Arzneimittel stellen e. Orientierungshilfe dar. Es handelt sich nicht um e. vollständige Liste aller Arzneimittel, d. m. Paxlovid kontraindiziert sind: α1-Adrenorezeptor-Antagonist: Alfuzosin; Analgetika: Pethidin, Propoxyphen; Antianginöse Arzneimittel: Ranolazin; Arzneimittel gg. Krebserkrank.: Neratinib, Venetoclax; Antiarrhythmika: Amiodaron, Bepridil, Dronedaron, Encainid, Flecainid, Propafenon, Chinidin; Antibiotika: Fusidinsäure, Rifampicin; Antikonvulsiva: Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin; Arzneimittel gg. Gicht: Colchicin; Antihistaminika: Astemizol, Terfenadin; Antipsychotika/ Neuroleptika: Lurasidon, Pimozid, Clozapin, Quetiapin; Ergotaminderivate: Dihydroergotamin, Ergometrin, Ergotamin, Methylergometrin; GI-motilitätsmodifizierende Arzneimittel: Cisaprid; Pflanzliche Arzneimittel: Johanniskraut (Hypericum perforatum); Lipidsenker: HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren: Lovastatin, Simvastatin, Inhibitoren des Mikrosomalen Triglycerid-Transferproteins (MTTP): Lomitapid; PDE-5-Inhibitoren: Avanafil, Sildenafil, Vardenafil; Sedativa/ Hypnotika: Clorazepat, Diazepam, Estazolam, Flurazepam, oral angewendetes Midazolam u. Triazolam. Nebenwirkungen: Häufig: Geschmacksstör., Kopfschmerzen, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit. Gelegentlich: Abdominalschmerz. Selten: Unwohlsein. Warnhinweise: Enth. Lactose.
Weitere Informationen s. Fach- u. Gebrauchsinformation.
Abgabestatus: Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Pfizer Europe MA EEIG, Boulevard de la Plaine 17, 1050 Brüssel, Belgien. Repräsentant in Deutschland: PFIZER PHARMA GmbH, Linkstr. 10, 10785 Berlin. Stand: Oktober 2022.
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