Kampf den Kilos und gut für’s Herz

Weniger Kohlehydrate und mehr Krafttraining tun dem Herzen gut. Bei den Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Berlin räumte Prof. Uwe Nixdorff mit verbreiteten Falschannahmen über einen herzgesunden Lebensstil auf.

Die Herzen in Industrieländern kämpfen mit einem schwerwiegenden Problem: Übergewicht. Fast 80 Prozent der Menschen bringen hier viel zu viele Kilos auf die Waage und damit ihre Herzgesundheit in Gefahr.
Bedrohlich ist vor allem das viszerale Fettgewebe, in dem Interleukine als entzündliche Mediatoren gebildet werden, die wiederum den Prozess der Atherosklerose beschleunigen und zur Gefäßsteifigkeit beitragen. Auch die Fettleber gilt als kardiovaskulärer Risikofaktor.

Metabolisches Syndrom besonders gefährlich

Besonders gefährdet ist die Herz­gesundheit von Menschen, die am „Metabolischen Syndrom“ leiden, also einer Kombination aus bauchbetonter Adipositas, Bluthochdruck, Insulinresistenz und einem gestörten Fettstoffwechsel, so Prof. Uwe Nixdorff, Kardiologe und Sport­mediziner am European Prevention Center in Düsseldorf, bei den DGK-Herztagen 2017 in Berlin. Liegt nur eine dieser Störungen vor, fallen die Prognosen besser aus. Große Register und Studien zeigen, dass direkte und indirekte Risikofaktoren wie Bluthochdruck heute gut behandelbar sind. Übergewicht ­bleibe hingegen ein Problem. „Das ist eine riesige Herausforderung für die Präventivkardiologie, denn den Menschen fällt es offenbar leichter, eine Pille zu schlucken, als ihren Leben­sstil oder ihre ganzen Lebens­umstände zu ändern“, so Nixdorff.

Krafttraining gegen das Übergewicht

Um Übergewicht und Adipositas zu bekämpfen, ist die richtige Ernährung wichtig. Noch entscheidender sei jedoch Bewegung: „Ein übergewichtiger Mensch, der sich sportlich betätigt, hat bessere Prognosen als ein schlanker ‚Couch Potatoe‘, weil der Metabolismus durch Bewegung günstig beeinflusst wird“, unterstreicht der Experte. „Früher wurde Ausdauertraining empfohlen, darum bis heute der Begriff ‚Kardio­training‘ im Fitness­studio. Aber das greift zu kurz. Inzwischen wissen wir, dass Krafttraining genauso wichtig ist“, sagt Nixdorff. Neben einer halben Stunde Ausdauer­training pro Tag, etwa Laufen, Gehen oder Schwimmen, empfiehlt der Kardio­loge und Sportmediziner auch, zweimal pro Woche Krafttraining zu machen. „Am besten an ge­eigneten Geräten. Wer das nicht will, kann auch Workout-Übungen wie Liegestütze machen. Sie müssen aber richtig erlernt werden. Krafttraining sei essenziell, um Muskeln aufzubauen, Glykose zu verbrennen und so das Übergewicht reduzieren, betont Nixdorff. „Wer Krafttraining betreibt, muss nicht mehr so stark aufs Essen achten, da es verbrannt wird“.

Problem sind Kohlehydrate

Auch bei den Ernährungsempfehlungen hat sich Vieles geändert: Durch prospektive vergleichende Studien wurde erkannt, dass ungesättigte Fette, also pflanzliche Fette und Öle, prognostisch günstig und sogar gegen Übergewicht gut sind. „Die Revolution ist aber, dass auch tierische Fette rehabilitiert wurden. Ebenfalls schadet es kardiovaskulär gar nicht, wenn man mehrere Eier pro Tag isst,“ so Nixdorff. Das Hauptproblem für Übergewicht und Adipositas sind Kohlenhydrate, also vor allem Brot und Süßes.
Als wichtigste, wissenschaftlich fundierte Empfehlung gegen das Übergewicht gilt heute die sogenannte „Low Carb“ Ernährung, also möglichst wenige Kohlehydrate zu essen. Die Formula-Diät mache wissenschaftlich noch am meisten Sinn, gemeint sei damit, vorübergehend ganz auf proteinreiche Ernährung mit Proteinshakes zu setzen. Damit werde der ganze Stoffwechsel umgestellt. In Kombination mit Bewegung sei das ideal, weil die Proteine auch zum Muskelaufbau dienen, so Nixdorff weiter.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

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