Besser versorgt bei Akne inversa

Mit dem Projekt „Evaluation eines strukturierten und leitlinienbasierten multi­modalen Versorgungskonzepts für Menschen mit Akne inversa“, kurz „EsmAiL“ soll ein neues, interdisziplinäres Versorgungskonzept erprobt werden, das bei Akne inversa die Diagnosestellung beschleunigen, die Behandlung verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen soll. Die Umsetzung erfolgt bundesweit in spezialisierten Akne-inversa-Zentren.

 

Akne inversa (Ai) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut, die sich bevorzugt in den intertriginösen Arealen in Form von entzündlichen Knoten, Abszessen und Fisteln zeigt. Die Erstmanifestation ist überwiegend postpubertär, die Beschwerden können bis ins hohe Alter anhalten. Ai-Läsionen können mit extremen Schmerzen und einer unangenehmen Geruchsentwicklung verbunden sein. 
Mit Progression der Krankheit entstehen zunehmend irreversible Gewebeschäden, die von den Betroffenen häufig als entstellend empfunden werden und zu Bewegungseinschränkungen führen. Die Patienten haben eine verminderte Lebensqualität sowie physische und auch psychische Beeinträchtigungen, welche das soziale Leben stark einschränken können. Ai-Patienten erkranken häufig an Depressionen und erleben soziale Isolation. Dies ist auch bedingt durch die geringe Aufklärung in der Bevölkerung und durchschnittlichen Diagnosezeiten von sieben bis neun Jahren. Betroffene haben zudem vermehrt Begleiterkrankungen wie Metabolisches Syndrom, Morbus Crohn oder Tumorerkrankungen der Haut und benötigen daher eine umfassende, über die Dermatologie hinausgehende Betreuung.  
Berichten Patienten von wiederkehrenden oder dauerhaft vorhandenen entzündlichen Läsionen an den typischen Körperregionen, ohne dass es einen Hinweis auf eine infektiöse Ursache gibt, ist eine Ai wahrscheinlich.
 

EsmAiL  Methodisches Vorgehen
Teilnehmen können erwachsene GKV-versicherte Patienten mit Ai aller Schweregrade (Hurley I-III). 
Die Studie beginnt mit der Aufklärung und Einschreibung mit Randomisierung beim Screener-Arzt.
Die Interventionsgruppe A wird, in der Regel wohnortnah, durch den behandelnden oder koordinierenden Haus- oder Facharzt weiterbehandelt. Die Interventionsgruppe B wird an ein AiZ überwiesen. Die Gesamtstudiendauer pro Patienten liegt zwischen 13 und max. 14 Monaten. 
Untersucht werden die Krankheitsausprägung und die Lebensqualität sowie die mögliche Reduktion von Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Stress und Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit. Während der Studie finden mehrere Befragungen der Patienten statt.

Neues, innovatives Versorgungskonzept

Die Mitarbeiter der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz sammelten im Rahmen von Forschung und klinischer Praxis viel Erfahrung mit dem Krankheitsbild Ai. Die Hautklinik war ebenfalls an der Entwicklung der ersten zugelassenen physikalischen Therapie der Ai, bei der gepulstes Licht kombiniert mit Radiofrequenz eingesetzt wird, beteiligt.

Im Rahmen eines durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschusses geförderten Projekts „EsmAiL“ (Förderkennzeichen 01NVF18008) wurde ein umfassender Behandlungsalgorithmus für die Ai gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V. auf der Grundlage der europäischen S1-Leitlinie entwickelt. Auf der Basis dieses umfassenden Versorgungskonzepts sollen Praxen und Kliniken zu sog. „Akne-inversa-­Zentren (AiZ)“ qualifiziert werden. 

Die neue Versorgungsform  umfasst u. a.: eine strukturierte und zielorientierte Wundtherapie die physikalische Kombinationstherapie aus Licht- und Radio­frequenzen  eine strukturierte Patientenedukation  eine elektronischen Fallakte (eFA), die die strukturierte Erfassung der Krankheitsverläufe möglich macht.
 

Das Ziel

Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, die Krankheitslast zu senken und gleichzeitig das Gesundheitssystem zu entlasten. Der behandlungsbedingte Mehraufwand soll in Form eines Selektivvertrags vergütet werden. Als Konsortialkassen sind die BARMER und Techniker Krankenkasse beteiligt, die Versorgung steht im Rahmen der randomisierten Studie aber allen GKV-Versicherten zur Verfügung.
Mit den „Akne-inversa-Zentren (AiZ)“ wird die krankheitsspezifische Expertise im ambulanten Setting verbessert. Des Weiteren wird hiermit erstmals ein Anreizsystem für den niedergelassenen Bereich geschaffen sich intensiv mit diesem Patientenklientel zu befassen. Die AiZ-Struktur verkürzt den Weg der Betroffenen durch das Gesundheitssystem und vereint die Primärbehandlung mit der gebündelten Expertise der spezialisierten Versorgung. 

Start Sommer 2020

Im Sommer 2020 wird das Projekt EsmAiL mit dem Patienteneinschluss starten. Interessierte Ärzte können das Projekt unterstützen, indem sie selbst am Projekt teilnehmen oder Betroffene auf das Projekt aufmerksam machen. 

  • Ärzte können sich als AiZ und/oder als Screener bewerben unter: www.dgfw.de/formesmailmitwirken.html  Nach Eingang der Interessenbekundung erhalten Ärzte weitere Informationen per E-Mail.
  • Weitere Informationen unter www.esmail.eu oder esmail@esmail.eu

 

Dr. med. Sophia Zimmer
Fachärztin für Haut- und 
Geschlechtskrankheiten, Saar
Medizinressort Innovationsförderprojekt „EsmAiL“

(Stand 03/2020)

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