DGÄPC-Statistik 2020 – 2021: Social Media verstärken den Wunsch nach Veränderung

Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) trägt seit mehr als 10 Jahren mit der DGÄPC-Statistik Fakten und Erkenntnisse zu Behandlungswünschen wie auch Motiven von Patientinnen und Patienten zusammen. Dabei stand diesmal auch der Einfluss von Social Media im Fokus.

Zitierweise: HAUT 2021;32(6):273.

Aktuell werden sehr stark die Auswirkungen von Social Media – auch im Bereich der ästhetisch-plastischen Chirurgie – diskutiert. Nicht immer sind die Darstellungen im Netz real. Doch wenn das Auge überall und ständig schöne Menschen auf geschönten Fotos sieht, entsteht der Eindruck einer Re­alität, die es so gar nicht gibt. Wer sich selbst dann mit dieser vermeintlichen Realität vergleicht, wird zwangsläufig enttäuscht.

Die Ergebnisse der diesjährigen Befragung zeigen ein deutliches Bild: Der Vergleich mit anderen Personen auf sozialen Medien verstärkt bei insgesamt 4 % aller Befragten den Wunsch nach einer Veränderung ihres Aussehens. Was auf den ersten Blick gering wirkt, bekommt im Vergleich zum Vorjahr Brisanz. 2020 nannten lediglich 2,3 % der Befragten Social Media als Motivation für eine Behandlung. Von 2,3 auf 4 % – eine Steigerung von 74 % innerhalb eines Jahres.

Weiblich und jünger als 30

Eine detailliertere Analyse zeigt dieses Phänomen vor allem in der Zielgruppe der unter 20- und unter 30-Jährigen. Bei 23,1 % der Befragten, die unter 20 sind, verstärkte der Vergleich des eigenen Erscheinungsbildes mit Bildern und Videos von anderen Personen, die auf Social Media veröffentlicht wurden, den Wunsch nach einer Veränderung. Die Befragten, die dieser Aussage zustimmten, waren ausnahmslos weiblich. Kein männlicher Befragter bejahte diese Aussage. 
Bei den unter 30-Jährigen ist es fast jeder Zehnte (9 %), der dem zustimmte. Aber mit zunehmendem Alter nimmt die Wirkung der sozialen Medien ab und spielt zunehmend keine Rolle mehr.

DGÄPC lehnt Botox für Minderjährige ab

Dr. Lutz Kleinschmidt, Vorstandsmitglied der DGÄPC und Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie mit eigener Klinik, erklärte im Oktober 2021: „Wir Fachärztinnen und Fachärzte von der DGÄPC begrüßen das seit Anfang Oktober in Großbritannien geltende Verbot für den Einsatz von Botulinumtoxin bei Minderjährigen. In Deutschland ist die Anwendung von Botox bei Minderjährigen nicht verboten. Es gilt ein sogenanntes selbst auferlegtes Verbot in Fachkreisen, weshalb Fachärztinnen und Fachärzte für plastische Chirurgie eine derartige Behandlung ablehnen würden. Unseriöse Anbieter halten sich aber eventuell nicht an die Selbstregulierung und behandeln dennoch eine ganz junge und unter Umständen noch leicht beeinflussbare Zielgruppe.

Dass in Deutschland ein mit Großbritannien vergleichbares Verbot fehlt, halten wir von der DGÄPC für problematisch. Mit Sorge beobachten wir auch die zunehmende Entwicklung, dass Selbstinjektionen von Hyaluron durch Laien auf Social Media gezeigt werden. Diese sogenannten DIY-Schönheitsbehandlungen sind gefährlich und nur möglich, weil eine Regulierung des Hyaluron-Produkts fehlt.

Basierend auf unseren beruflichen Erfahrungen sehen wir die Notwendigkeit, striktere Bedingungen zum Schutz von Minderjährigen zu schaffen. Durch bildbearbeitete Fotos auf Social Media haben einige ganz junge Menschen einen völlig falschen Eindruck von natürlichen, altersgerechten Gesichtern.

Wir sehen uns in der Pflicht, Minderjährige vor verfrühten und damit unnötigen ästhetischen Behandlungen zu schützen. Ästhetisch-plastische Behandlungen, auch minimalinvasive, sind ernst zu nehmende medizinische Eingriffe. Ohne fachärztliche diagnostische Bewertung und Beratung kann durchaus ein gesundheitliches Risiko bestehen.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC).

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