S2k-Leitlinie Rosazea: phänotypbasierte Einteilung für Diagnostik und Therapie

Rötungen und sichtbare Äderchen im Gesicht, Papeln und Pusteln, Entzündungen an den Augen und Lidern: Die Symptome der Rosazea, einer weit verbreiteten chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, sind gut erkennbar und oft aufgrund der ästhetischen Komponente eine Bürde für die Betroffenen. Die S2k-Leitlinie Rosazea der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) erläutert die neue symptom­orientierte Einteilung nach Phänotypen, erklärt, wie die Rosazea von anderen Dermatosen wie Akne abgegrenzt wird und welche medikamentösen, chirurgischen und fotomedizinischen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Ein Schwerpunkt der Leitlinie liegt auf der okulären Rosazea und der Rolle psychosozialer Aspekte. Die Leitlinie beinhaltet zudem Ratschläge für die Haut- und Körperpflege der Patientinnen und Patienten.

Zitierweise: HAUT 2022;33(2):84-85.

Rosazea ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung. Genaue Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Rosazea tritt meist im mittleren Alter auf und ist durch bleibende Rötung oder anfallsartig auftretende Rötung (Flush) sowie sichtbare Blutgefäße (Teleangiektasien) gekennzeichnet.

Papeln, Pusteln und auch Schwellungen können hinzukommen. Die Dermatose tritt an Wangen, Kinn, Stirn und Nase, seltener an Kopfhaut, Nacken oder im Brustbereich auf. Während anfangs die Symptome therapeutisch gut zu beeinflussen sind, werden die Schübe im Laufe der Zeit bei manchen Patientinnen und Patienten schwerer. Auch die Augen können betroffen sein. „Die Rosazea ist eine komplexe Dermatose, deren frühere Einteilung nach Subtypen obsolet ist“, betont der Leitlinien­koordinator Dr. Dr. Benjamin Clanner-Engelshofen. Die neue S2k-Leitlinie empfiehlt eine symptomorientierte Einteilung nach Phäno­typen. „Das ist die Basis für eine individualisierte Diagnostik und Therapie“, so Clanner-Engelshofen, Hautarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, LMU München. Vorgestellt werden in der Leitlinie die vielen Sonderformen der Rosazea und zahlreiche Differenzialdiagnosen, einschließlich der diagnostischen Möglichkeiten zur Abgrenzung.

Okuläre Rosazea

Die jetzt erschienene S2k-Leitlinie Rosazea erweitert die vorangehenden Empfehlungen. Neu ist beispielsweise das Kapitel zur Augen­beteiligung. „Von einer okulären Rosazea sind 50 Prozent der Patientinnen und Patienten betroffen. Hier gibt die Leitlinie konkrete Hinweise zur medikamentösen Therapie, aber auch – gerichtet an die Betroffenen – Tipps für eine gute Lidrandhygiene“, sagt Clanner-Engelshofen. Kapitelweise beschreiben und diskutieren die Leitlinienautorinnen und -autoren detailliert sämtliche Behandlungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der aktuellen Studienlage: topische Therapie, systemische Therapie, kombinierte Therapie, alternative Therapien (PDT, Laser, IPL, Chi­rurgie), Therapie spezieller Formen, Therapie der okulären Rosazea und dermokosmetische Maßnahmen.

Patientenorganisationen eingebunden

An der Erstellung der S2k-Leitlinie der DDG waren neben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Dermopharmazie auch die Deutsche Rosazea-Hilfe e.V. beteiligt. „Das Einbinden von Patientenorganisationen in die Leit­linienarbeit ist wichtig und bildet sich auch darin ab, dass wir ein eigenes Kapitel zu psychosozialen Aspekten aufgenommen haben, die bislang weniger beachtet worden sind“, erklärt Clanner-Engelshofen. Die mit der Rosazea einher­gehenden Hauterscheinungen können zu einer Stigmatisierung der Betroffenen führen, Ängste und Depressi­onen hervorrufen und damit die Lebens­qualität herabsetzen.

Ratschläge zur Hautpflege

Ein weiteres Kapitel ist der Dermokosmetik gewidmet. Hier erfahren Patientinnen und Patienten, wie sie selbst dermokosmetisch ihrer Haut helfen können. Die Haut sollte schonend gereinigt werden, zum Beispiel mit lauwarmem Wasser und ph-neutralen Waschsubstanzen. „Alles, was die Haut irritiert, wie starkes Reiben, Peelings und durchblutungsfördernde Stoffe, sollte vermieden werden“, betont Clanner-Engelshofen. Zu empfehlen sind weiterhin Kosmetika mit aktiven Inhaltsstoffen zur Besserung der Beschwerden und die tägliche Anwendung eines Breitspektrum-Sonnenschutzes.

Interdisziplinär für Allgemein­medizin und Augenheilkunde 

Die neue S2k-Leitlinie richtet sich nicht nur an Hautärztinnen und Hautärzte, sondern enthält viele wichtige Empfehlungen für Medizinerinnen und Mediziner angrenzender Fachbereiche. „Wir würden uns freuen, wenn diese Leitlinie vor allem auch in der Allgemeinmedizin und der Ophthalmologie wahrgenommen würde“, fasst Prof. Michael Hertl, Präsident der DDG, zusammen. 

Zu der Leitlinie Rosazea ist zudem von der Kommission für die Qualitäts­sicherung in der Dermatologie eine Leitlinien-Implementierungshilfe in Form einer Kurzpräsentation erschienen (Leitlinie und Kurzpräsentation über https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-065.html). 

Literatur    

S2k-Leitlinie „Rosazea“ (AWMF-Registernr. 013-065). 2022.

Quelle: Dagmar Arnold, Deutsche ­Dermatologische Gesellschaft (DDG).

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