Medizindidaktik für Niedergelassene: Was bringt die Zukunft?

In diesem Artikel stelle ich Ihnen einige aktuelle Konzepte der Medizindidaktik vor, die Ihnen auch bei der Lehre in der Niederlassung begegnen könnten. Sie erhalten einige Links mit auf den Weg, so dass Sie vertieft bei den Themen weiterlesen können, an den Sie besonderes Interesse haben.

Was bedeutet „Kompetenzbasierte Lehre“?    

Wahrscheinlich sind auch Ihnen die Auswirkungen der Novelle Musterweiterbildungsordnung begegnet. Was steckt didaktisch dahinter? Bei der Kompetenzbasierten Lehre (CBME, competency based medical education) geht es darum, definierte, für die angestrebte Tätigkeit relevante Fähigkeiten zu erlangen. Dazu werden Lernaufgaben gestellt, die sich an beruflichen Situationen orientieren, die im Alltag wirklich vorkommen. Die angestrebten Kompetenzen lassen sich messen und erfordern eine Mischung aus Wissen, Fertigkeiten und/oder Haltungen.

Wie können wir Menschen in der Weiterbildung beim Erwerb von Kompetenzen fördern?

Einige international empfohlene Formate, die die Weiterbildung unterstützen können, sind in Deutschland noch wenig verbreitet. Der Oberbegriff „Arbeitsplatzbasiertes Assessment“ bezeichnet verschiedene Feedback-Instrumente, die das Lernen unterstützen können.1 Wichtig ist hierbei, dass es nicht um Prüfungen mit dem Ziel einer Bewertung geht, sondern um Beobachtungen, auf die eine konstruktive Rückmeldung folgt. Diese Arbeitsplatzbasierten Assessments lassen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand in reguläre Abläufe integrieren. Es soll keine zusätzliche Bewertungssituation geschaffen werden, sondern eine alltägliche Tätigkeit herausgegriffen werden, zu der Feedback gewünscht ist. Lernende sollen diese selbständig wählen und können sich anschießend am Feedback orientieren: Wo stehe ich? Und welche  weiteren Lernaktivitäten sind sinnvoll? Falls Sie schon von „Anvertraubaren Professionellen Tätigkeiten“ für PJ-Studierende gehört haben – auch diese können dabei gut verwendet werden.

Wie können wir Arbeitsplatzbasiertes Assessment in der Praxis nutzen?

Es gibt fertig ausgearbeitete Beispiele, die Sie übernehmen können. Eine Sammlung von kurzen Videos, wie ein Arbeitsplatzbasiertes Assessment abläuft finden Sie beispielsweise hier.
Diese aktuelle deutschsprachige Publikation listet ebenfalls die konkreten Schritte auf.

Ich habe Interesse an Medizindidaktik. Wo kann ich mich weiterbilden?

In Deutschland bieten viele Universitäten Kurse für Medizindidaktik an. Hierbei ist es oft möglich, gezielt einzelne Schwerpunkte zu wählen, unter anderem zu Bedside-Teaching,  Prüfungen oder Feedback. Das MedizinDidaktikNetz Deutschland gibt einen Überblick, wo Zertifikate erworben werden können. Erfahren Sie hier mehr dazu.

Die Zeitschrift der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung und die Schweizerische Ärztezeitung sind gute Startpunkte für praxisnahe Lektüre.

Der Ausschuss Weiterbildung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung bietet ein monatliches Webinar, bei dem viel Raum zur Diskussion von praxisnahen Fragen zur Verfügung steht. Erfahren Sie hier mehr.

Wenn Sie die Weiterbildung Ihrer Praxis selbst kritisch hinterfragen wollen, finden Sie vielleicht diese Publikation von Sierocinski at. al und die Checklisten des Deutschen Ärztinnenbundes nützlich. Hier erhalten Sie zudem Hinweise, wie sich Benachteiligungen von Frauen in der ärztlichen Weiterbildung vermeiden lassen.

 

Literatur:
1 Norcini et al. 2007 https://doi.org/10.1080/01421590701775453

Dr. med. Eva Hennel, PhD, MME, ist Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. und Co-Vorsitzende des Ausschuss Weiterbildung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung GMA. Hauptberuflich forscht sie an der Universität Bern zu den Strukturen der ärztlichen Weiterbildung und untersucht unter anderem die Frage, wie Prüfungen und Feedback die ärztliche Identität beeinflussen.

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