Betablocker zeigen entzündungshemmende Wirkung bei fortgeschrittener Lebererkrankung

Betablocker werden als medikamentöse „Blutungsprophylaxe“ bei PatientInnen mit Lebererkrankungen und Pfortaderhochdruck („portale Hypertension“) eingesetzt. Nun konnten ForscherInnen der MedUni Wien nachweisen, dass diese bewährten Medikamente auch positive Effekte auf systemische Entzündungsreaktionen bei Betroffenen mit Leberzirrhose haben, die sich auch in einer verbesserten Prognose niederschlagen.

In Europa versterben jährlich circa 170.000 Menschen an den direkten Folgen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose. Eine vor kurzem von der Forschungsgruppe um Thomas Reiberger an der MedUni Wien veröffentlichte Arbeit konnte bereits zeigen, dass es mit zunehmendem Schweregrad einer portalen Hypertension auch zu einer verstärkten Entzündungsreaktion im Körper („systemische Inflammation“) bei fortgeschrittener Lebererkrankungen kommen kann, die letztendlich das Risiko für schwere Komplikationen steigert.

Pfortaderdruck

Seit Jahren werden Betablocker als medikamentöse Standardtherapie eingesetzt, aber nur 50 bis 60 Prozent der PatientInnen zeigen einen Abfall im Pfortaderdruck. Daher muss das Therapieansprechen auch mittels Lebervenenkatheteruntersuchung invasiv überprüft werden. Die Betablockertherapie und das Überprüfen des Therapieansprechens wurde an der MedUni Wien kontinuierlich über die vergangenen Jahre im Hämodynamiklabor optimiert. Der Leiter des Hämodynamiklabors, Thomas Reiberger, hält fest: „Mittels Lebervenendruckmessung stellen wir sicher, dass unsere Patientinnen und Patienten die beste Diagnostik erfahren und eine wirksame Betablocker-Therapie erhalten können.“

Entzündungshemmende Effekte 

Die nun veröffentliche Studie* zeigt erstmals, dass Betablocker auch Einfluss auf die systemische Inflammation haben. Für diese Studie bestimmten die ForscherInnen Biomarker der systemischen Inflammation vor Beginn sowie auch während laufender Therapie mit Betablockern. Es konnte dabei gezeigt werden, dass PatientInnen mit fortgeschrittenen Stadien der Leberzirrhose nicht nur öfter eine ausgeprägte systemische Entzündungsreaktion aufweisen, sondern auch am meisten von entzündungshemmenden Effekten der Betablocker-Therapie profitieren.

Insbesondere bei den PatientInnen mit Leberzirrhose, die unter dieser Therapie einen relevanten Abfall der Entzündungsmarker aufwiesen, wurden im weiteren Verlauf deutlich weniger Komplikationen der portalen Hypertension und ein geringes Risiko eines Versterbens im Zusammenhang mit der Lebererkrankung beobachtet. 

https://gut.bmj.com/content/early/2021/01/14/gutjnl-2020-322712 
10.1136/gutjnl-2020-322712

Quelle: Medizinische Universität Wien

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