DGP und DGL verschmelzen miteinander

Im Rahmen der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) in Hannover stimmten die Mitgliederversammlungen der DGP und der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) für eine Verschmelzung beider Fachgesellschaften zu einer neuen gemeinsamen Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie (DGPL). Die Verschmelzung tritt am 1. Januar 2023 in Kraft. Die DGPL wird dann eine der weltweit größten phlebologisch-lymphologischen Fachgesellschaften sein (DGP ca. 1800, DGL ca. 900 Mitglieder).

 

ZITIERWEISE: VASOMED 2022; 34(6): 206

Organisatorisch wird der geschäftsführende DGP-Vorstand um einen Leiter Sektion Lymphologie erweitert. Dieses Amt wird der gegenwärtige DGL-Präsidenten Dr. Dr. René Hägerling einnehmen. Zusätzlich wird Thomas Künzel, Sprecher der Lymphtherapeuten in der DGL, in den geschäftsführenden Vorstand der DGPL berufen. Bei der ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung anlässlich der Jahrestagung in Duisburg im September 2023 wird dann erstmalig  ein gemeinsamer Vorstand der neuen verschmolzenen Fachgesellschaft gewählt.

Wir sprachen mit Prof. Markus  Stücker (Präsident der DGP), Dr. Anya Miller (ehem. Präsidentin der DGL bis Juni 2022) und Dr. Dr. René Hägerling (Präsident der DGL) über die Verschmelzung.

Was ist das Ziel der Verschmelzung?

Prof. Stücker: Es ist ein internationaler Trend, Fachgesellschaften für Phlebologie und Lymphologie miteinander zu verschmelzen bzw. phlebologische Fachgesellschaften zu erweitern und in Gesellschaften für Phlebologie und Lymphologie umzubenennen. Phlebologen werden seit vielen Jahren lymphologisch ausgebildet und Lymphologen sind sehr häufig auch Phlebologen. Wir erhoffen uns von der Verschmelzung nicht nur einen intensiveren Austausch zwischen den medizinischen Fachdisziplinen, sondern auch zwischen den medizinischen Professionen, da in der DGL ca. 600 der Mitglieder Lymphtherapeuten sind.

Erkrankungen des Venensystems und der Lymphbahnen sind Volkskrankheiten. Für diese vielen Patienten müssen sinnvolle und ausreichende Versorgungsstrukturen vorgehalten werden. Wichtiges Ziel der DGPL ist deshalb die Sicherung der Patientenversorgung. Ebenso wollen wir in Zeiten begrenzter Mittel Synergien nutzen und versprechen uns eine Qualitätssteigerung bei niedrigeren Kosten z. B. im Bereich der Sekretariate, der Organisation der wissenschaftlichen Tagungen und der allgemeinen Verwaltungskosten. Außerdem besitzt eine größere Fachgesellschaft mehr politische Macht. 

Dr. Dr. Hägerling: Aktuelle wissenschaftlichen Erkenntnisse haben gezeigt, dass Venensystem und Lymphsystem funktionell eng miteinander verbunden sind. Bei Diagnostik und Therapie von Ödemen sollten deshalb beide Gefäßsysteme berücksichtigt werden. Eine differenzierte Diagnostik ist erforderlich, z. B. bei angeborenen Lymphödemen, die durch lymphatische Gefäßmalformationen verursacht werden, oder auch beim Lipödem, das oft unerkannt oder fehldiagnostiziert ist. 

Dr. Miller: Für Patienten mit Ödem-Beschwerden sollte es Ärztinnen und Ärzte geben, die auf Extremitäten-Schwellungen spezialisiert sind und sich gleichfalls mit Lymphgefäß- und Venensystem auskennen. Bei der Diagnostik kommt das Lymphgefäßsystem zurzeit noch viel zu kurz, Mediziner sollten deshalb mehr in lymphatischen Themen geschult werden, damit Patienten schneller eine Diagnose und Therapie erhalten. In manchen Fällen beruhen Ödeme auf angeborenen Störungen des Lymphgefäßsystems. Die Arbeit von Dr. Dr. Hägerling, der an der Charité u. a. zur Genetik des primären Lymphödems forscht, ist deshalb ein ganz wichtiger Schritt in die Zukunft.  

Wann haben Sie mit der Planung der Verschmelzung begonnen?

Prof. Stücker: Im Juni 2021 rief mich Anya Miller an, um mir eine Verschmelzung vorzuschlagen. Dies hielt ich für sehr sinnvoll. Wir haben unsere Pläne auf der Mitgliederversammlung (MGV) der DGP im September 2021 in Aachen vorgestellt. Dort kam der Vorschlag gut an, im Vorstand der DGL wurde er hingegen sehr kontrovers diskutiert. Auf der MGV der DGL im Juni 2022 in Hanau kam es dann zu einer Kampfabstimmung über die Präsidentschaftskandidaten, die Pro oder Contra einer Verschmelzung waren. Hier konnte sich Dr. Dr. Hägerling als Befürworter der Verschmelzung durchsetzen.

Dr. Miller: Wichtig war auch die Bestätigung der AWMF, dass die neue DGPL wissenschaftliche Fachgesellschaft bleiben und Leitlinien veröffentlichen kann, auch wenn viele Mitglieder Therapeuten sind, da Physiotherapeuten heutzutage oft ein Bachelorstudium aufweisen.  

Interview: Katrin Breitenborn

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