Schmaler Grat zwischen Fürsorge und Überwachung

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bei einer immer älter werdenden Gesellschaft in den nächsten Jahren weiter ansteigen, gleichzeitig entscheiden sich immer weniger Menschen für den Pflegeberuf. Die Sicherstellung der Pflege zwingt die Pflegebranche deshalb zu umfassenden Optimierungen in puncto Digitalisierung und Vernetzung.

Die Pflege als wenig technisierte Branche müsse damit beginnen, Automatisierungs- und Digitalisierungspotenziale effizient und effektiv zu nutzen, meint Dr. Bettina Horster, Leiterin des Forschungsprojekts „Smart Care Service“ und Vorstand der VIVAI Software AG. Im Rahmen des Projektes soll ein Portal entstehen, das Angehörigen und Pflegebedürftigen umfassende und zuverlässige Informationen bietet, die genau auf deren Einschränkungen abgestimmt sind. Der Bedarf an Pflege-, Assistenz-, niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten sowie haushaltsnahen Dienstleistungen kann so ermittelt werden und die Pflegebedürftigen werden zeitnah mit ortsnahen Anbietern zusammengebracht. „Digitale Technologien können es pflegebedürftigen Menschen ermöglichen, selbstbestimmt und sicher versorgt leben zu können,“ argumentiert Enrico Löhrke, Konsortialmitglied und Geschäftsführer der Inhaus GmbH: „Technische Assistenzsysteme sollen zudem Pflegende bei ihren Tätigkeiten entlasten“. So können auch wichtige Informationen aus dem Wohnumfeld in den Pflegemarktplatz einfließen, damit die Angebote für die Menschen mit Einschränkungen noch besser angepasst werden können. 

Überwachung ausschließen

Grenzen ergeben sich nach Ansicht von Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga, aus dem Umstand, dass der Einsatz technischer Assistenten von den Pflegebedürftigen als Überwachung in ihrem privaten Bereich empfunden werden kann. „Hier ist es sehr wichtig, den Nutzerinnen und Nutzern eine autonome Entscheidung über den Umfang der Datennutzung zu ermöglichen,“ so Hackler. Hinsichtlich der Datenverwertung ist dazu absolute Transparenz und eine umfassende - auch für Laien verständliche - Information notwendig. „Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können digitale Assistenzsysteme für Pflegebedürftige und Pflegende von sehr großem Nutzen sein,“ meint Hackler.

Quelle: Deutschen Seniorenliga

Interessiert an neuen Fortbildungen oder Abrechnungstipps?

Abonnieren Sie unseren Infoletter.
 

Zur Infoletter-Anmeldung

x
Newsletter-Anmeldung