Seneszente Zellen können durch ­senolytische Medikamente reduziert werden

In einer kleinen klinischen Sicherheits- und Machbarkeitsstudie haben Forscher der Mayo Clinic zum ersten Mal nachgewiesen, dass alternde Zellen mit Medikamenten, die als „Senolytika“ bezeichnet werden, aus dem menschlichen Körper entfernt werden können.


Das Ergebnis wurde nicht nur in der Blutanalyse, sondern auch in der veränderten Menge seneszenter Zellen in Haut- und Fettgewebe bestätigt. Die Ergebnisse erscheinen in der Zeitschrift EBioMedicine.
Die Studie, an der Teilnehmer mit diabetesbedingter Nierenerkrankung teilnahmen, ist die zweite von Mayo veröffentlichte klinische Studie zu Senolytika. Sie ist jedoch die erste Studie, die zeigt, dass Senolytika, die von Forschern der Mayo Clinic entdeckt wurden, seneszente Zellen auch beim Menschen entfernen können, ganz so, wie das bereits in zahlreichen Studien mit Tieren beobachtet wurde.

Seneszente Zellen

Seneszente Zellen sind gestörte Zellen, die sich mit zunehmendem Alter und in Organen, die von chronischen Krankheiten betroffen sind, ansammeln. Seneszente Zellen können im Körper verbleiben und zu zahlreichen Krankheiten und Alterserscheinungen beitragen, die von Herzerkrankungen, über Gebrechlichkeit, Demenz, Osteoporose, Diabetes, bis hin zu Nieren-, Leber- und Lungenerkrankungen reichen. „Seneszente Zellen können sich bei allen Säugetieren als Reaktion auf Krankheiten, Verletzungen oder krebsartige Mutationen entwickeln. Durch die Abgabe toxischer Substanzen können sie zur Entstehung von Krebs und vielen verschiedenen Krankheiten beitragen. Senolytische Medikamente verhindern nicht die Bildung seneszenter Zellen, wirken jedoch gezielt auf diese ein“, sagt James Kirkland, MD, Ph.D., leitender Autor der Studie und Leiter des Robert and Arlene Kogod Center on Aging. „Durch die gezielte Behandlung alternder Zellen mit Senolytika bei Mäusen können wir mehrere Krankheiten verzögern, verhindern oder behandeln und die Gesundheit während der verbleibenden Lebenszeit erhöhen“, sagt Dr. Kirkland. „Wenn wir unser Verständnis von diesen Medikamenten und deren Wirkungen erweitern, hoffen wir, für eine Reihe von menschlichen Krankheiten und Störungen nützliche Ergebnisse zu erzielen.“

Seneszente Zelllast gesenkt

Die neun Teilnehmer erhielten drei Tage lang eine Kombinationsdosis von Dasatinab und Quercetin. Obwohl die Medikamente innerhalb weniger Tage aus dem Körper ausgeschieden wurden, war der Effekt der Reduzierung alternder Zellen für mindestens elf Tage offensichtlich. Die Forscher sagen, dies zeige, dass die senolytische Wirkstoffkombination die seneszente Zelllast beim Menschen signifikant senke. Seneszente Zellen sind für das Endstadium bei Nierenversagen sowie für diabetesbedingte Nierenerkrankungen charakteristisch. Durch die Entfernung der Zellen aus Mäusen hatten die Forscher zuvor festgestellt, dass Senolytika die Insulinresistenz, die Zellfunktionsstörung und andere Prozesse abschwächen, die zu einem Fortschreiten der Krankheitsverläufe und/oder Komplikationen führen.
Während noch mehr Forschung über die Auswirkungen von Senolytika auf Krankheiten und altersbedingte Leiden erforderlich ist, gehen die Forscher davon aus, dass die Ergebnisse gelegentlicher Verabreichungen das Risiko reduzieren, ständig Medikamente verabreichen zu müssen. „Diese kleine klinische Studie ist ein bedeutender Schritt in Richtung Übertragung von Labor­ergebnissen auf senolytische Therapien“, sagt Dr. Ronald Kohanski, Ph.D., stellvertretender Direktor der Division of Aging Biology des National Institute of Aging. „Der Nachweis, dass die Zahl seneszenter Zellen in zwei Geweben des Menschen reduziert werden kann, ist ein wichtiger Fortschritt, der auf belastbaren Nachweisen aus Studien an Labormäusen beruht.“

Die Finanzierung erfolgte aus zahlreichen Zuschüssen der National Institutes of Health, darunter für das Translational Geroscience Network und das Mayo Center for Translational Science Activities, das Robert und Arlene Kogod Center on Aging, Satellite HealthCare, The Connor Group, Robert und Theresa Ryan und die Glenn, Ted Nash Long Life und Noaber Foundations.

L.J. Hickson et al. / EBioMedicine 47 (2019) 446–456.

Quelle: Mayo Clinic

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