6 Fragen zu Endometriose

Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Erschöpfung – Endometriose hat unzählige Gesichter. Von der Erkrankung, die mal mehr oder weniger ausgeprägt sein kann, ist wahrscheinlich jede zehnte Frau betroffen, häufig ohne es zu wissen. Welche Symptome und Ursachen hat die Erkrankung? Und welche Möglichkeiten der erfolgreichen Behandlung gibt es?

1.Welche Schmerzen stehen im Zusammenhang mit Endometriose

Mit der Endometriose sind häufig Schmerzen verbunden, die zu manchen Zeiten deutlich an Stärke zunehmen, zeitweise aber auch völlig verschwinden. Diese sind auch längst nicht immer in der Gebärmutter oder im Unterleib zu spüren, sondern sie treten oft an ganz anderen Stellen im Bauchraum, im Rücken, in alten Operationsnarben auf, beim Wasserlassen, beim Stuhlgang oder beim Sex, und zwar meist nur in den Tagen vor und während der Menstruation. „Viele Mädchen und Frauen erkennen über Jahre nicht, dass ihre Schmerzen im Zusammenhang mit ihrer Regelblutung auftreten“, erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Das Mädchen oder die Frau ist wegen der Schmerzen vielleicht beim Internisten oder beim Orthopäden in Behandlung oder sogar beim Psychologen, weil scheinbar keine körperliche Ursache gefunden werden kann. Die Frauenärztin oder der Frauenarzt erfährt dann nur zufällig davon. Andere Mädchen und Frauen leiden unter schweren Menstruationsschmerzen als Folge ihrer Endometriose, halten das aber für normal und versuchen, die Tage mit Schmerzmitteln und Krankschreibungen zu überstehen.“

2.Was ist die Ursache der Endo­metriose?

Normalerweise löst sich während der Menstruation das Endometrium ab und verlässt mit der Blutung den Körper. Bei manchen Frauen siedeln sich solche Zellen an Stellen ab, an die sie nicht hingehören, an der Außenwand der Gebärmutter, auf den Eileitern oder Eierstöcken oder irgendwo im Bauchraum. „Manchmal wachsen solche Zellen auch an der Innenseite der Harnblase oder des Enddarms, so dass die Frauen Blut im Urin oder im Stuhl feststellen“, erläutert Doris Scharrel, Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Oder sie umlagern die Nervenbahnen, die durch den Bauchraum ziehen, oder die Harnleiter, die von der Niere kommen, setzen sich auf alte Narben von Operationen oder Punktionen wie etwa nach einer Fruchtwasserunter­suchung.“ Sogar im Nasen-Rachen-Raum wurden schon Endometrioseherde entdeckt.

Diese Zellverbände reagieren synchron mit dem Zyklusgeschehen, sie werden aufgebaut, bluten während der Menstruation ab und lösen in dem Gewebe, in dem sie sich angesiedelt haben, dauerhafte Entzündungsreaktionen aus. Diese können zu dauerhaften Schmerzen und verbunden mit der Blutung zu Verwachsungen und inneren Vernarbungen in den betroffenen Regionen führen. Weiterhin können sie ständige Erschöpfung und Müdigkeit verursachen. Ausgelöst durch die Entzündungen und Blutungen an den falschen Stellen können die Schmerzen vor und während der Menstruation unerträglich werden, um nach wenigen Tagen wieder abzuflachen.

3.Wie wird die Krankheit erkannt?

Allein schon die Beschreibung, dass die Schmerzen und Beschwerden vor und während der Menstruation deutlich stärker werden, um danach allmählich wieder abzuklingen, hilft bei der Diagnosestellung. Dabei nehmen die Schmerzen im Lauf der Jahre meist zu. „In der gynäkologischen Untersuchung versuchen wir, auffällige Veränderungen festzustellen; auch ein Ultraschall kann angebracht sein, um typische Endometriosezysten am Eierstock und im Bauchraum und Blutansammlungen im Beckenbereich festzustellen“, so Scharrel.

4. Wann erfolgt ein endoskopischer Eingriff?

Es gibt viele stecknadelkopfgroße Endometrioseherde, die im Ultraschall unentdeckt bleiben. Sicherheit bekommt die Frau durch einen endoskopischen Eingriff in Narkose, die es ermöglicht, den gesamten inneren Bauchraum zu untersuchen. Diese Bauchspiegelung sollte unbedingt in einem erfahrenen Endometriose-Zentrum vorgenommen werden. Bei der Bauchspiegelung entdeckte Endometriose-Inseln werden so vollständig wie möglich entfernt. Wenn alle Herde entfernt werden konnten, hören die Schmerzen oft schlagartig auf.

5.Welche Medikamente sind wirksam?

Nicht immer muss bei unklaren Schmerzen rund um die Menstruation eine Bauchspiegelung durchgeführt werden. Es gibt wirksame Medikamente, um das Wachstum der Schleimhautzellen zu unterdrücken. Zur Behandlung der Endometriose werden synthetische Gestagene verwandt, die die Entstehung und Vermehrung immer neuer Schleimhautzellen wirkungsvoll bremsen. So werden das Endometrium und die Endometriose durch eine monatelange Therapie quasi eingetrocknet. Die Krankheit entwickelt sich nicht mehr weiter, die Entzündungen und die Schmerzen werden deutlich geringer oder verschwinden ganz. Auch die Einnahme einer Antibabypille im Langzyklus kann Schmerzen mildern, ebenso wie eine Schwangerschaft zur ‚Austrocknung‘ über die neun Monate führen kann.

Zusätzlich helfen entzündungshemmende Arzneimittel: „Viele unserer klassischen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac hemmen die Entzündungsreaktionen des Körpers. Sie helfen deshalb nicht nur gegen die Schmerzen, sondern mildern auch die Entzündung und können dadurch doppelt wirken“, erläutert Scharrel.

6.Ist es möglich Kinder zu bekommen?

Viele Frauen werden im Lauf der Erkrankung bei Befall der Eileiter durch die Verwachsungen unfruchtbar. Das heißt, eine Endometriose ist ein häufiger Grund für eine ungewollte Kinderlosigkeit. „Wir wissen bis heute nicht genau, wieso diese Erkrankung das Schwangerwerden so häufig erschwert, wenn die Eileiter nicht verklebt sind“, betont Albring. „Doch kann die Chance auf ein eigenes Kind erheblich verbessert werden, wenn es gelingt, die Endometriose durch eine Operation nach hormoneller Vorbereitung zu beseitigen oder wenigstens einzugrenzen. Eine Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Frauenärzten, dem Kinderwunschzentrum und den Endometriose-Experten in der Klinik verhilft vielen Frauen letztlich zum Wunschkind.“

Quelle: Berufsverband der Frauenärzte e. V.

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