Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert

Frauen mit abgeschlossener Familienplanung können sich bei geplantem Unterleibseingriff die Eileiter vorbeugend entfernen lassen. Die hormonproduzierenden Eierstöcke bleiben dabei erhalten. Diese Maßnahme kann das Risiko für Eierstockkrebs wesentlich senken. Eine von der Frauenklinik des Universitätsklinikums Jena initiierte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass sich das Verfahren zu einem routinemäßigen Präventionsstandard in Deutschland etabliert.

Jährlich wird bei mehr als 7000 Frauen in Deutschland Eierstockkrebs festgestellt. Das geschieht häufig erst im fortgeschrittenen Stadium, denn die Erkrankung verursacht zunächst keine Beschwerden und es gibt keine wirksame Früherkennung. Die aggressiven Tumoren machen mehr als ein Viertel der Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane aus. Die Hälfte der Patientinnen verstirbt innerhalb von fünf Jahren. „Wir wissen, dass die Eileiter eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Eierstockkrebs spielen können“, erklärt Ingo Runnebaum, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Professor für Gynäkologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Beim Eisprung könnten Krebsvorstufen, die sich im Eileiter oder der Gebärmutter gebildet haben, auf die Eierstöcke übergehen.“ Auswertungen des schwedischen Gesundheitsregisters haben gezeigt, dass Frauen mit entfernten Eileitern ein um mindestens 40% reduziertes Risiko für Eierstockkrebs haben, obwohl die Eierstöcke erhalten wurden.

Deshalb klärt das Team um Ingo Runnebaum an der Jenaer Frauenklinik bereits seit 2005 Frauen bei einer notwendigen Gebärmutterentfernung auch über die Möglichkeit der Eileiteroperation auf. Dieses Angebot haben die Patientinnen nahezu ausnahmslos angenommen. „Unsere Daten zeigen, dass dadurch auch andere von den Eileitern ausgehende Erkrankungen vermieden werden, ohne zusätzliche Komplikationen“, so Runnebaum. Bei Frauen mit abgeschlossener Familienplanung bieten alle geplanten Unterleibseingriffe, wie z. B. eine Bauchspiegelung, die Möglichkeit zur Entfernung der Eileiter. Vor den Wechseljahren verbleiben die Eierstöcke wegen ihrer Rolle für die Hormonproduktion funktionstüchtig im Körper. Dazu muss die entlang der Eileiter verlaufende Blutversorgung erhalten bleiben, was chirurgische Erfahrung und Können erfordert. Insgesamt dauert die Eileiterentfernung jedoch nur wenige Minuten und stellt nach Ansicht der meisten Ärztinnen und Ärzte bei korrekter Durchführung kein zusätzliches Risiko dar.

Der strenge Nachweis, dass die Eileiterentfernung das Eierstockkrebs-Risiko senkt, wäre eine große, auf Jahrzehnte angelegte Studie. Auf dieser Grundlage könnte eine generelle Empfehlung als Präventionsmaßnahme ausgesprochen werden. In deutschen Frauenkliniken wird die vorbeugende Eileiterentfernung jedoch bereits häufig durchgeführt. Das belegen jetzt veröffentlichte Untersuchungen, die die Operationsstatistiken und eine Umfrage unter Gynäkologinnen und Gynäkologen in Deutschland auswerten. Das von Ingo Runnebaum geleitete Autorenteam zeigt, dass Kliniken in Deutschland seit 2011 zunehmend bei Gebärmutterentfernungen auch die Eileiter entnehmen. Im Jahr 2020 war das bei mehr als zwei Dritteln der vor dem 50. Lebensjahr operierten Frauen der Fall. Nahezu alle der befragten Fachärzte hatten eine solche Operation schon durchgeführt. Die deutliche Mehrheit der Operateure gab an, in den meisten Fällen die Eileiter mit zu entfernen und eine Empfehlung dieser Maßnahme zur Krebsvorbeugung zu befürworten.

„Auch, wenn es noch keine allgemeine Empfehlung dafür gibt, hat sich die beidseitige Eileiterentfernung bei der Gelegenheit einer geplanten gynäkologischen Becken-OP oder Sterilisation als de-facto Standard durchgesetzt“, resümiert Runnebaum. Dr. Angela Kather, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Jenaer Frauenklinik die Daten für die Studie mit gesammelt und ausgewertet hat, sagt: „Alle Patientinnen mit abgeschlossener Familienplanung sollten vor einem entsprechenden Eingriff über diese Möglichkeit, das Risiko für den tückischen Eierstockkrebs zu senken, informiert und beraten werden.“

Quelle: Universitätsklinikum Jena

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