Hautpflege bei Frühgeborenen und UV-Schutz bei Kindern

Kinderhaut ist besonders sensibel und bedarf einer besonderen Pflege. Was bei der Hautpflege von Säuglingen und Kleinkindern zu beachten ist und auf welche Pflegeprodukte besser verzichtet werden sollte, erklärten Kinder- und Jugendmediziner auf der 113. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).

Bei Frühgeborenen sollte man in der Hautpflege noch behutsamer vorgehen, da sie eine dünnere Hautbarriere haben (s. Abb. 1). Vollbäder sollten erst ab einem Alter von über 32 Wochen und mit einer stabilen Körpertemperatur genommen werden. Auf Seife sollte in den ersten zwei Wochen verzichtet werden. Die Kinder- und Jugendmediziner auf dem DGKJ empfehlen, die Hautoberfläche des Säuglings zweimal die Woche mit einem Baumwolltuch und Wasser zu reinigen.

Korrelation Hautpflege und Mortalität

Eine optimierte Hautpflege von Säuglingen kann die neonatale Mortalität senken1. Das zeigte eine Studie an 497 Frühgeborenen in Bangladesch. Frühgeborene, die mit Aquaphor Salbe behandelt wurden, zeigten eine verminderte Mortalität um 32 Prozent im Vergleich zu Frühgeborenen, die keine Behandlung der Hautschutzbarriere erhielten. Denn eine bedachte Hautpflege sorgt für einen geringeren Wasserverlust der Säuglingshaut. Für diese Korrelation besteht jedoch keine allgemeine Evidenz.

Mineralöle beispielsweise können potenziell kanzerogene Substanzen wie polyzyklische aromatische Verbindungen enthalten. Daher sollten Kinderärzte und Eltern das „Kleingedruckte“ auf der Packungsbeilage eines Pflegeproduktes gründlich lesen.

Stattdessen sollten Eltern eher Pflege­cremes mit Jojoba-, Argan-, oder Sheabutter­öl verwenden. Zuckertenside, Glycerin oder natürliche antimikrobielle Peptide (AMP) sind ebenso gut verträglich für die neo­natale Haut. Vermeiden sollten Kinderärzte und Eltern Inhaltsstoffe wie Paraffin, Vaseline oder Lanolin.

UV-Schutz bei Kindern

Säuglinge und Kleinkinder sollten generell die Sonne meiden. Eine Studie zeigt, dass bei 96 Prozent der Probanden Abbauprodukte von Ultraviolett (UV)-Filtersubstanzen im Urin nachgewiesen werden konnten2. Das Ergebnis verdeutlicht, dass die UV-Filtersubstanzen nach der Penetration der Haut, durch den Körper wandern und dort verbleiben. Daher ist zu einem UV-Schutz mit mineralischen Filtersubstanzen, wie beispielsweise Titandioxid oder Zink­oxid geraten. Die Partikel der Substanzen fungieren wie kleine Spiegel, an denen die UV-Strahlung reflektiert wird. Die Partikel verbleiben auf der oberen Hautschicht und dringen nicht in den Körper ein.

Octocrylen und UV-Licht

Einige Sonnenschutzfilter in Sonnencremes sind chemische Verbindungen, zum Beispiel das Octocrylen. In zwölf von 23 Kindersonnenschutzmitteln wurde Octocrylen unter anderem auch in der Muttermilch nachgewiesen.

Die Schädigungen von UV-Licht sind von der geografischen Lage, der Kleidung und der Hautempfindlichkeit des Kindes abhängig. Kindermediziner raten zu langärmeliger, leichter Kleidung, Sonnenbrille sowie einem Hut mit Krempe. In extremen geografischen Lagen sollten Kinder UV-Schutzkleidung tragen.

Ein Esslöffel Sonnencreme

Der Lichtschutzfaktor (LSF) wird bei zwei Milligramm pro Quadratzentimeter errechnet. Ein zwei- bis vierjähriges Kind hat in etwa eine Körper­oberfläche von 5000 Quadratzentimetern. Das entspricht circa 10,0 Gramm Creme pro Anwendung – in etwa so viel, wie ein gehäufter Esslöffel voll. In der Regel reicht ein LSF 30. Denn im LSF 50 sind zusätzliche, oftmals chemische Sonnenschutzfilter enthalten – der UV-Schutz erhöht sich jedoch nicht mehr allzu sehr.

 

Tab. 2: Problematische Inhaltsstoffe in Pflegecremes.
Inhaltsstoff Funktion Nebenwirkung
Mineralöle Grundlage Akkumulation von gesättigten Kohlenwasserstoffen MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) und aromatischen Kohlenwasserstoffen MAOH (mineral oil aromatic hydrocarbons) im Fettgewebe
Lanolin Grundlage Kontaktallergie, Pestizid-Kontaminant
Emulgatoren Emulgation Emulgation epidermaler Lipide
Polyethylenglykole (PEG) Streichbarkeit Hyperosmolare Barrierestörung durch Emulgation körpereigener Lipide
Propylenglycol (PG) Konservierung Allergische Reaktionen
Duftstoffe Kaufanreiz Kontaktsensibilisierung

1 Darmstadt GL et al., J Pediatr 2008;522-29
2 Calafat AM et al., Environ Health Perspect. 2008; 116:893-7; Gonzalez H et al., Br J Dermatol 2006; 154:337-40

Quelle: 113. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), „Hautpflege und UV-Schutz bei Kindern“ am 22. September 2017 in Köln. Veranstalter: Professor Paul Gerson Unna Akademie

Amelie Kaufmann

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