Adipositas - genetische Mechanismen und moderne Therapieoptionen

Adipositas ist eine multifaktorielle und komplexe Störung, die sich oft in der frühen Kindheit manifestiert und eine lebenslange Belastung darstellt. Sowohl polygene als auch monogene Formen der Adipositas werden durch die Wechselwirkung zwischen genetischer Prädisposition und Umweltfaktoren bedingt. Der aktueller Forschungsstand und Wege für moderne Therapien wurden nun in einer Übersichtsarbeit in Nature Reviews Endocrinology zusammengefasst.

„Polygene Varianten sind häufig und haben geringe Effektstärken. Die seltenen monogenen Adipositas-Syndrome werden durch pathogene Varianten in einzelnen Genen mit großen Effektstärken verursacht“, so Prof. Dr. Anke Hinney, der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am LVR-Klinikum Essen, das zur Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen gehört. Die meisten dieser Gene sind an der zentralnervösen Regulierung des Körpergewichts beteiligt, zum Beispiel Gene des Leptin-Melanocortin-Signalwegs. Deshalb zielen neue pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten für monogene Adipositas-Syndrome auf den zentralen Leptin-Melanocortin-Signalweg.

Gestörtes Sättigungsgefühl und unstillbarer Hunger

„Patienten und Patientinnen mit monogener Adipositas zeigen schon in der frühen Kindheit ein gestörtes Sättigungsgefühl und leiden an unstillbarem Hunger. Das führt zu einer schweren, früh einsetzenden Adipositas“, ergänzt Prof. Dr. Pamela Fischer-Posovszky, Professorin für Experimentelle Endokrinologie und Metabolismusforschung an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm. „Für Patienten und Patientinnen mit schneller Gewichtszunahme im Kindesalter und zusätzlichen klinischen Auffälligkeiten werden genetische Analysen empfohlen“, so Prof. Antje Körner vom Pädiatrischen Forschungszentrum am Universitätsklinikum Leipzig.

Stigmatisierung verhindern durch frühzeitige Behandlung

Die Autorinnen stellen fest, dass vor allem eine frühzeitige Identifikation der betroffenen Patienten und Patientinnen eine angemessene Behandlung ermöglicht und die Entwicklung von Folgeerkrankungen der Adipositas verhindert. „Zudem wird das Scheitern konservativer Behandlungsansätze vermieden und die Stigmatisierung der Patienten und Patientinnen und ihrer Familien zu verringert“, so die Wissenschaftlerinnen.

Originalpublikation:

Hinney, A., Körner, A. & Fischer-Posovszky, P. The promise of new anti-obesity therapies arising from knowledge of genetic obesity traits. Nat Rev Endocrinol (2022). https://www.nature.com/articles/s41574-022-00716-0

Quelle: Universitätsklinikum Essen

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