Monoklonale Prophylaxe von Migräne-Schmerzen

Wieder zuversichtlich planen und handeln können dank seltenerer Migräne-Attacken, das ist ein wesentliches Therapieziel bei chronischer Migräne. Zur Prophylaxe kommen seit Jahrzehnten multimodale Behandlungskonzepte bestehend aus Verhaltenstherapie und Medikamenten zum Einsatz. Einen neuen Therapieansatz bieten voraussichtlich demnächst monoklonale Antikörper, die gezielt über eine Blockade des Neuropeptids CGRP die Weiterleitung von Schmerzsignalen modulieren. Prophylaxe also künftig monoklonal statt multimodal?

In einer aktuellen Übersicht der WHO steht Migräne auf Platz 6 der am stärksten behindernden Erkrankungen. Rechnet man die Komplikation des Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch mit hinzu, nimmt Migräne sogar Platz 3 ein.

In Deutschland sind laut Prof. Dr. Peter Kropp, Rostock, etwa zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. Frauen mit 15 Prozent etwas mehr als doppelt so oft wie Männer mit sieben Prozent. Eine Migräne-Attacke zeichnet sich durch heftige Kopfschmerzen aus, begleitet von Übelkeit und/oder Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit. Dies führt bei den Patienten zu einem hohen Leidensdruck, der die Lebensqualität erheblich einschränkt und zu Beeinträchtigungen des Arbeits-, Sozial- und Familienlebens führt. „Migräne ist eine Störung des ZNS, der sensorischen und der Schmerzverarbeitung“, so Kropp. Doch was sie genau auslöst, ist nicht gänzlich geklärt.

Therapie mit monoklonalen Antikörpern

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Neuropeptid CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide) eine wesentliche Rolle in der Migränepathophysiologie spielt. So haben Patienten bei einer Attacke einen erhöhten CGRP-Spiegel, umgekehrt löst eine CGRP-Injektion eine Attacke aus. Hier setzten aktuelle Forschungen an: Wenn es gelänge, CGRP entweder abzufangen oder die Rezeptoren zu blockieren, wäre die Migräne gebannt.

ErenunmabNur Tage bis zum Ansprechen. „Das ist ein Phänomen, das wir so noch bei keiner Prophylaxe-Studie gesehen haben“, so PD Dr. Charly Gaul, Königstein


Tatsächlich gibt es aktuell vier spezifisch zur Migräneprophylaxe entwickelte monoklonale Antikörper, die die Effekte des CGRP bei der Entstehung einer Migräne blockieren und die Weiterleitung von Schmerzsignalen in Trigeminuskern und Gehirn modulieren.

Drei der Antikörper, Galcanezumab, Fremanezumab und Eptinezumab, richten sich direkt gegen CGRP, Erenumab blockiert den CGRP-Rezeptor. Eptinezumab wird alle drei Monate intravenös injiziert, die anderen Antikörper werden entweder monatlich oder im Abstand von drei Monaten subkutan injiziert.


Schnelles Ansprechen von Vorteil

Daten einer Phase-III-Studie für Erenumab („Strive“) überzeugen: Eine erhebliche Anzahl von Patienten, haben ausgesprochen gut und sofort auf die Medikation angesprochen, so PD Dr. Charly Gaul, Königstein. Dauerte es mit bisherigen Prophylaxe-Medikamenten Wochen bis Monate, ehe ein Ansprechen spürbar wird, waren es bei der CGRP-Antikörper-Therapie nur Tage.

Quelle: „Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2018“

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