Palliativversorgung bei nicht-heilbarer Krebserkrankung - S3-Leitlinie aktualisiert

Unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. (DGP) wurde im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie die aus dem Jahr 2015 stammende S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patient*innen mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung aktualisiert und um acht Kapitel erweitert.

Die Leitlinie greift dabei unter anderem den Umgang mit dem Wunsch zu sterben sowie die Versorgung einer tumorbedingten Fatigue und maligner Wunden auf. Ziel der Leitlinie ist es, die Symptomkontrolle und somit auch die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern und Ärzt*innen sowie allen an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zu geben.

Todeswunsch wahrnehmen

Für Menschen mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung können stark belastende Symptome wie Schmerzen und Atemnot Grund für einen geäußerten Todeswunsch sein. „Der Todeswunsch muss von den Behandlern wahrgenommen und professionell sowie verantwortungsvoll begleitet werden. Die Symptomkontrolle ist hier von besonderer Bedeutung“, sagt Prof. Dr. Raymond Voltz von der Universitätsklinik Köln, Koordinator der Leitlinie. In der Leitlinie werden deshalb Strategien zum Umgang mit dem Todeswunsch und eine verbesserte Symptomkontrolle aufgezeigt.

Tumorbedingte Fatigue

Zudem wurde die Leitlinie auch um das Thema Fatigue ergänzt, einer dauerhaften körperlichen, kognitiven und emotionalen Erschöpfung. „Die Mehrzahl der Patienten mit tumorbedingter Fatigue wird nicht ausreichend medizinisch versorgt. Eine ursächliche Behandlung der Fatigue ist oftmals langwierig und deshalb für Menschen am Lebensende leider ungeeignet. Hier bietet sich eine Behandlung der Symptome eher an, beispielsweise durch eine medikamentöse Therapie oder durch Verhaltenstherapie“, so Prof. Dr. Claudia Bausewein vom Klinikum der Universität München, ebenfalls Koordinatorin der Leitlinie und Vorstandsmitglied der DGP. Auch Bewegungstraining kann infrage kommen.

Maligne Wunden

In die Leitlinie aufgenommen wurde außerdem ein Kapitel zu malignen Wunden, die oftmals für Patient*innen mit starken Schmerzen verbunden sind. Als maligne Wunde wird der Durchbruch eines Tumors durch die Haut bezeichnet. „Bei zu erwartenden Schmerzen – beispielsweise bei einem Verbandswechsel – kann präventiv ein Analgetikum verabreicht werden. Zudem neigen maligne Wunden häufig zu Blutungen. Das kann gerade bei Tumorpatienten, die oftmals thrombosegefährdet sind und gerinnungshemmende Medikamente erhalten, zu Risiken führen“, so Leitlinienkoordinator PD Dr. Steffen Simon, ebenfalls von der Universitätsklinik Köln.

Lebensqualität erhalten und Symptome lindern

Trotz des medizinischen Fortschritts zählt Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu der zweithäufigsten Todesursache in Deutschland. Etwa jeder Vierte verstarb im Jahr 2016 an einer Krebserkrankung (Quelle: Statistisches Bundesamt). Damit kommt der Palliativversorgung von Menschen mit nicht-heilbaren Krebserkrankungen eine besondere Rolle zu. Ziel der Palliativmedizin ist es, die Lebensqualität von Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen zu erhalten und Symptome zu lindern. Zu den häufigsten Symptomen, unter denen Patient*innen leiden, zählen Schmerzen, Schwäche, Fatigue, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen.

Neben den bereits bestehenden Kapiteln zu Versorgungsstrukturen, Kommunikation, Atemnot, Tumorschmerz, Obstipation, Depression und Sterbephase wurde die Leitlinie um die folgenden Themen erweitert: Therapiezielfindung, Fatigue, nächtliche Unruhe, Übelkeit und Erbrechen (unabhängig von der Chemotherapie), maligne intestinale Obstruktion, maligne Wunden, Angst und Todeswünsche. An der S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung waren 70 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/palliativmedizin/

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone-Nutzer finden die App hier: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.onkologie.leitlinienprogramm
iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://apps.apple.com/de/app/leitlinienprogramm-onkologie/id1453684655#?platform=iphone 

Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 25 S3- Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home/

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)

Deren 6.000 Mitglieder aus Medizin, Pflege und weiteren Berufsgruppen engagieren sich für eine umfassende multiprofessionelle Palliativ- und Hospizversorgung in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Im Zentrum stehen die bestmögliche medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Behandlung und Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen so wie ihrer Angehörigen. Gemeinsames Ziel ist es, für weitgehende Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität zu sorgen – in welchem Umfeld auch immer Betroffene dies wünschen. https://www.dgpalliativmedizin.de/

Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

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