Studie zur „Krebsimpfung“ bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren

Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals Bereichs stellen mit rund 550.000 Neuerkrankungen weltweit die sechsthäufigste Krebserkrankung dar. Die Krebsart tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Etwa 300.000 Menschen sterben weltweit jährlich daran. Tabakkonsum und Alkoholmissbrauch, aber auch HP-Viren sind die größten Risikofaktoren für eine Erkrankung.

Bei fortgeschrittener Erkrankung stellt eine Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, meist in Kombination mit einer Chemotherapie, derzeit die Standardtherapie bei diesen Erkrankungen dar. Checkpoint-Inhibitoren sind Substanzen, die eine Antwort des körpereigenen Immunsystems gegen den Tumor bewirken.

„Das Problem dabei ist, dass es Patientinnen und Patienten gibt, die die Kombination mit einer Chemotherapie nicht vertragen. Für diese wären die Behandlungsmöglichkeiten in der Regel auf die Checkpoint-Inhibitoren beschränkt. Um die Krebsimmuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren weiter zu stärken und auf den Tumor auszurichten, ist die Entwicklung wirksamer und gleichzeitig verträglicher Kombinationsbehandlungen dringend erforderlich“, erklärt Prof. Dr. Mascha Binder von der Universitätsmedizin Halle.

Phase-II-Studie mit dem Namen „FOCUS“

Die Hämato-Onkologin und Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV der Universitätsmedizin Halle hat nun eine auf vier Jahre angelegte multizentrische Phase-II-Studie mit dem Namen „FOCUS“ initiiert, die die Immuntherapie mit einer Krebsimpfung verknüpft. Die Studie wird unter hallescher Leitung an zehn Standorten in Deutschland mit insgesamt 75 Patientinnen und Patienten durchgeführt. Der in diesem Rahmen getestete Krebsimpfstoff UV1 wurde von der Firma Ultimovacs in Norwegen entwickelt und wird schon seit mehreren Jahren im Rahmen eines europäischen Immuntherapie-Konsortiums (IMMUNOMONITOR) durch die Forschungsgruppe von Prof. Binder näher charakterisiert. Die "FOCUS-Studie" untersucht die Verträglichkeit und Wirksamkeit von UV1 in Kombination mit Pembrolizumab, einem Checkpoint-Inhibitor bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Kopf-Hals Tumoren.

Immunsystem lernt den Gegner kennen und rüstet gegen ihn auf

„Mithilfe der Impfung mit UV1 sollen spezielle Immunzellen, die sogenannten T-Zellen, lernen, Krebszellen anhand ihrer spezifischen Strukturen schneller und effektiver zu erkennen und zu zerstören. Man spricht deshalb von Impfung, weil das Immunsystem mittels UV1 speziell trainiert wird und dann gegen die Krebszellen vorgeht. Das ist wie bei anderen Impfungen: Man setzt das Immunsystem den Informationen zu einem Erreger aus, in diesem Fall sind das die Tumorinformationen. Das Immunsystem kennt also den Gegner und rüstet gegen ihn auf“, so Binder, die zu den weltweit führenden Wissenschaftlerinnen in der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Tumoren und menschlichem Immunsystem zählt.

Im Rahmen der FOCUS-Studie sollen in einem translationalen Ansatz zudem molekulargenetische Untersuchungen an Blut- und Gewebeproben der eingeschlossenen Patientinnen und Patienten durchgeführt werden. Dabei möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Untergruppen von Patientinnen und Patienten identifizieren, die besonders gut von einer solchen Therapie profitieren. „Damit könnte in Zukunft die Steuerung solcher Krebstherapien deutlich vereinfacht werden, wenn mithilfe von risikoarmen Blutentnahmen als ‚Flüssigbiopsie‘ die Eignung für bestimmte Therapieformen erfolgen kann“, so Binder.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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