Transorale Laserchirurgie bei Kehlkopfkrebs verbessert Lebensqualität

Nach einer Tumoroperation am Kehlkopf können Patienten für ihr Leben gezeichnet sein: Der Halsschnitt, über den der Zugang zum Kehlkopf bei der klassischen transzervikalen Operationstechnik erfolgt, hinterlässt Narben, vor allem aber können Stimme und Schluckfunktion dauerhaft beeinträchtigt sein. Eine Alternative bietet die Tumorentfernung mithilfe der transoralen Laserchirurgie (TLM), bei der die Mundöffnung für den Zugang genutzt wird.

 In der sogenannten SUPRATOL-Studie konnte gezeigt werden, dass die TLM im Hinblick auf die Erhaltung der Stimm- und Schluckfunktion den klassischen transzervikalen Operationen vergleichbar ist. Dabei ist sie aber weniger invasiv, das heißt, weniger Öffnungen der Luftröhre (Tracheotomien) sind nötig. Teil der Studie war auch eine Befragung der Probanden zur Lebensqualität. Dabei wurden keine dauerhaften Beeinträchtigungen durch die TLM als Operationsmethode berichtet. Die Studie und ihre Ergebnisse werden auf der 94. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNO-KHC) vorgestellt, die vom 17. bis 20. Mai 2023 in Leipzig stattfand.

Supraglottische Krebsherde sind mit transoralen Verfahren gut erkenn- und erreichbar

Der Kehlkopfkrebs, fachsprachlich als Larynxkarzinom bezeichnet, ist eine der selteneren Krebsarten der oberen Luft- und Atemwege; pro Jahr erkranken in Deutschland rund 3000 Männer und 500 Frauen an diesem Krebstyp. Entsprechend seiner Lage innerhalb des Kehlkopfes wird das Karzinom als supraglottisch – also oberhalb der Stimmlippen gelegen –, als glottisch – in der Stimmlippenebene gelegen – oder, wenn es unterhalb der Stimmlippen liegt, als subglottisch bezeichnet. „Supraglottische Krebsherde sind mit transoralen Verfahren gut erkenn- und erreichbar“, erläutert Prof. Dr. med. Petra Ambrosch, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Diese machten einen Anteil von rund 30 Prozent aller Larynxkarzinome aus.

In die SUPRATOL-Studie, deren Leitung Ambrosch innehatte, wurden ausschließlich Patientinnen und Patienten mit supraglottischen Tumoren aufgenommen. „Die insgesamt 102 Teilnehmenden wurden in 26 unterschiedlichen deutschen HNO-Kliniken behandelt“, berichtet Ambrosch. Mit diesem multizentrischen Studiendesign sollten bisherige Kohortenstudien ergänzt werden, die an einzelnen spezialisierten Kliniken angesiedelt waren und in denen die TLM sich bereits als sicher und effektiv erwiesen hatte. „Die SUPRATOL-Studie konnte nun zeigen, dass sich die Technik nicht nur in den Händen einiger weniger hochspezialisierter Behandler bewährt, sondern dass ihr Einsatz auch in der Fläche gute Ergebnisse bringt.“ So sind die in der multizentrischen Studie erreichten funktionellen und onkologischen Ergebnisse mit den von spezialisierten Zentren publizierten Zahlen vergleichbar und zwischen universitären und nicht universitären Krankenhäusern konnten keine Unterschiede festgestellt werden.

Gesundes Gewebe kann maximal geschont werden

Bei der transoralen Laser-Mikrochirurgie werden spezielle Endoskope durch die Mundhöhle bis zum Operationsgebiet vorgeschoben. Durch diese werden sowohl das Laser-Skalpell zur Tumorentfernung als auch die mikroskopische Optik zur Kontrolle des Eingriffs eingeführt. „Durch das Ausnutzen des natürlichen Zugangsweges und den präzisen Einsatz des Operationslasers kann gesundes Gewebe maximal geschont werden“, betont Ambrosch. Bei zwei Dritteln der Studienteilnehmer konnte so auf die Anlage eines Tracheostomas verzichtet werden; zum Ende der zweijährigen Nachbeobachtungszeit hatten sogar 95 Prozent der Untersuchten kein Tracheostoma mehr. Diese operativ angelegte Öffnung der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes ist bei der offenen Operationsmethode zwingend notwendig und führt dazu, dass die Patienten oft längere Zeit nicht normal atmen oder sprechen können. Bei SUPRATOL dagegen lag die schluck- und stimmbezogene Lebensqualität bereits sechs Monate nach der Operation wieder auf den vor dem Eingriff ermittelten Werten. „Die Studie schließt damit eine Wissenslücke und gibt den Patienten eine wissenschaftlich fundierte Perspektive, wie ihre Lebenssituation nach dem Eingriff aussehen wird“, sagt Ambrosch.

Die SUPRATOL-Studie wurde maßgeblich durch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein finanziert. Weitere Unterstützung erhielt das Projekt durch die Arbeitsgemeinschaft HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgische Onkologie (AHMO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Kopf-Hals-Tumoren der DKG sowie die Beigelsche Stiftung Kiel. „Die SUPRATOL-Studie ist zudem die erste chirurgische Studie, die unter dem Dach des Studienzentrums der DGHNO-KHC stattgefunden hat“, sagt Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius, Präsident der DGHNO-KHC, Kongresspräsident der diesjährigen Jahresversammlung und Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena. Das Studienzentrum berät HNO-Ärztinnen und -Ärzte bei Forschungsprojekten und hat sich zum Ziel gesetzt, klinische Studien in allen Aspekten von der Designplanung über die Drittmitteleinwerbung bis zur Rekrutierung zu unterstützen. Gerade bei multizentrischen Studien, an denen viele Akteure beteiligt seien und die mit einem immensen organisatorischen Aufwand einhergingen, sei die Unterstützung durch eine solche Dachorganisation äußerst hilfreich, so Studienleiterin Ambrosch.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC)

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