Sekundäre Osteoporose – Ursachen unbedingt behandeln

Bei Osteoporose handelt es sich um ein globales Gesundheitsproblem, da die entstehenden Frakturen signifikant zu Morbidität und Mortalität beitragen. Obwohl in rund 95 % der Fälle eine primäre, meist postmenopausale oder alters­bedingte, Osteoporose vorliegt, weisen rund 5 % der Erkrankten eine sekundäre Osteoporose auf, die auf eine Grunderkrankung zurückzuführen ist (s. Tab. 1). Diese Ursachen sollten deshalb unbedingt abgeklärt werden, da die Therapie der sekundären Osteoporose mit deren Behandlung beginnt.

Die Ursachen sind vielfältig, werden aber oft vernachlässigt und können z. B. endokrin, chronisch-entzündlich oder auch genetisch bedingt sein. Alle Patientinnen und Patienten mit Osteoporose sollten deshalb umfassend untersucht werden, insbesondere prämenopausale Frauen sowie Männer unter 50 Jahren, ältere Patientinnen und Patienten ohne die klassischen Risikofaktoren für Osteopoprose sowie Erkrankte mit sehr geringer Knochendichte (Z-Score ≤ -2).

Falls die zugrundeliegenden Ursachen der sekundären Osteoporose nicht diagnostiziert und behandelt werden, schlägt eine konventionelle Osteoporose-Therapie eventuell nicht an. Hinzu kommt, dass die Knochendichtemessung mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie das Frakturrisiko bei einigen chronischen Erkrankungen unterschätzt (z. B. bei glukokortikoidbedingter Osteoporose, Typ-2-Diabetes und Adipositas) und es hingegen bei anderen überbewerten kann, wie z. B. dem Turner-Syndrom.

Der FRAX® (www.sheffield.ac.uk/FRAX/tool.aspx?country=15) und der Trabecular Bone Score (TBS) können zusätzliche Informationen über das Frakturrisiko bei sekundärer Osteoporose liefern. FRAX® stellt einen computer-basierten Algorithmus dar, mit dem das Risiko berechnet werden kann, in den folgenden zehn Jahren eine osteoporosebedingte Fraktur zu erleiden. Unter bestimmten Bedingungen benötigt er allerdings eine Adjustierung, z. B. bei Glukokortikoid-Einahme, Typ-2-Diabetes und HIV. Mit dem TBS kann die trabekuläre Mikroarchitektur des Knochens bestimmt und das Frakturrisiko unabhängig von der Knochendichte­messung vorhergesagt werden. kb

 

Tab. 1: Begünstigende Faktoren für primäre Osteoporose und mögliche Ursachen der sekundären Osteoporose (Quelle: www.osteoporose-vorsorge.ch).
 
Primäre Osteoporose: 
begünstigende Faktoren
Sekundäre Osteoporose: 
mögliche Ursachen
•    Bewegungsmangel
•    Calciummangel
•    Vitamin-D-Mangel
•    Knochenalterungsprozess
•    Östrogenmangel
•    endokrine Ursachen:
   o    Hypogonadismus
   o    Hyperkortizismus
   o    Cushing-Syndrom
   o    Schilddrüsenüberfunktion
   o    Diabetes mellitus
•    chronische Fehl- und Mangelernährung  
    (z. B. auch chronisch-entzündliche Darm-
    erkrankung)
•    bösartige Tumoren
•    rheumatisch-entzündliche Erkrankungen
•    langfristige Einnahme von Steroiden/Heparin
•    langdauernde Immobilisation 
•    genetische Ursachen, z. B. Turner-Syndrom

 

 


Quelle: Ebeling PR et al. Endocr Rev 2022;43(2):240–313. 
DOI: 10.1210/endrev/bnab028.

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