Buchtipp „Vortreffliche Frauen“ von Barbara Pym

„Was werden Sie nur tun, wenn wir weg sind?“, fragte Helena. „Sie hatte doch auch ein Leben, bevor wir herkamen“, rief Rocky ihr ins Gedächtnis. […] „Ich dachte, das ist die Art Leben, wie Frauen es führen, die gerade kein erfülltes Leben im gängigen Sinn haben“, sagte Helena. „Aber sie wird ja heiraten“, sagte Rocky zuversichtlich. Sie redeten über mich, als wäre ich gar nicht da.*

*Auszug aus S. 324/325 

London in den späten Vierzigerjahren: Hier gilt eine ledige Frau über dreißig schon als alte Jungfer. Mildred Lathbury, eine solche etwas farblose Dame ohne feste Bindungen, ist als Pfarrerstochter aufgewachsen, arbeitet für eine Hilfsorganisation und engagiert sich in der Kirchengemeinde. Alles verläuft in ruhigen Bahnen, bis neue Nachbarn einziehen: eine attraktive Anthropologin und ein charmanter Marineoffizier. Dieses Paar stellt Mildreds Leben auf den Kopf. Nicht nur ist man dem Alkohol zugeneigt, es werden Dinge beim Namen genannt, die eine Lady lieber verschweigt; vor allem aber wird Mildred wiederholt in Ehezwiste hineingezogen. Als sich schließlich noch der Pfarrer in ein neues Gemeindemitglied verliebt und Mildred um Hilfe bittet, wird es ihr zu viel. Mit einem Mal entdeckt die stets selbstlose Mildred ihre eigenen Bedürfnisse und hat am Ende tatsächlich die Wahl zwischen zwei Männern. Legt sie als treusorgende Gattin des Wissenschaftlers fortan Sachverzeichnisse an, entscheidet sie sich für den Pfarrer oder verzichtet sie gar auf beide? 

Barbara Pym: Vortreffliche Frauen. Roman, DuMont Buchverlag, 350 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen, 
farbiges Vorsatzpapier, ISBN 978-3-8321-8382-0, 20 Euro. Originalverlag: Virago, London 2011, Originaltitel: „Excellent Women“, Übersetzung: Sabine Roth.

Mit subtilem Witz und scharfer Beobachtungsgabe erzählt Barbara Pym die Geschichte einer alleinstehenden Dame im England der Vierzigerjahre und erweist sich dabei als glänzende Stilistin. Die Wiederentdeckung eines englischen Klassikers in neuer, moderner Übersetzung.

Die Autorin

Barbara Pym, geboren 1913 in Oswestry, gestorben 1980 in Finstock, studierte Literatur in Oxford und arbeitete als assistant editor im African Institute in London. Mit sechzehn Jahren schrieb sie den ersten von insgesamt dreizehn Romanen. Ihr Werk „Quartett im Herbst“ wurde 1977 für den Booker Prize nominiert. Am bekanntesten ist sie für ihren Sittenroman „Vortreffliche Frauen“, der 1952 erschien.

Quelle: DuMont Buchverlag.

Wir meinen:

Eine unterhaltsam zu lesende Geschichte. Kein Liebesroman und kein Beziehungs­drama, sondern ein Blick in eine Zeit, als die Gesellschaft Aufopferung als Lebenszweck für Frauen vorsah. Idealerweise als Ehefrau, die den Haushalt führt und – welch nette Abwechslung vom Geschirrspülen! – die Manuskripte ihres Mannes abtippt. Bemitleidenswert die „alte Jungfer“, die Kirchenbasare organisiert (und heimlich den Pfarrer anhimmelt) und die am besten doch noch irgendwie verkuppelt werden sollte. Denn das Leben einer ledigen Frau muss doch sicher unausgefüllt sein! Wir leiden mit, wenn sich bei Mildred das schlechte Gewissen regt, sobald sie einmal – aus heutiger Sicht mit Recht – „nein“ sagen möchte, was sie auch nicht immer schafft. 

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