Baden-Württemberg: Gesundheitskompetenz stärken

Um die Gesundheitskompetenz vieler Menschen ist es nicht gut bestellt. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg forderte zum Weltgesundheitstag am 7. April 2023, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung gezielt zu stärken.

„Viele Menschen wissen zu wenig, was sie selbst für eine gute Gesundheit tun können, oder haben nicht den Willen, das Thema ernst zu nehmen“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. „Das ist ein Problem für das Gesundheitssystem. Jede Krankheit, die vermieden wird, entlastet uns und ermöglicht, unsere Ressourcen für diejenigen Krankheiten einzusetzen, die wir nicht verhindern können.“

Denn Menschen, die gesundheitliche Risiken nicht (er-)kennen oder Gesundheitsinformationen nicht richtig verstehen oder anwenden, haben weniger Möglichkeiten, gesundheitsschädliches Verhalten abzustellen. Dies erhöhe ihre Wahrscheinlichkeit, (schwerer) zu erkranken. In der Folge müssten sie die ärztlich-medizinische Versorgung häufiger als andere Menschen in Anspruch nehmen. Dies wiederum bedeute eine Mehrbelastung für das bereits am Limit arbeitende medizinische Personal einerseits und andererseits für die Solidargemeinschaft, die zusätzlich belastet werde. Umso wichtiger wäre es, Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung breit zu steigern, so Miller.

Was ist mit Gesundheitskompetenz gemeint?

Gesundheitskompetenz bezeichnet die Fähigkeit, „offline und online“ kompetent mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen und sie „nutzbar“ zu machen. Dazu zählt, relevante und seriöse Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und auf Lebenssituationen zu übertragen.

„Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz“

Der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ skizziert hierzu konkrete Empfehlungen und Handlungsrahmen. Darunter sind die Empfehlungen, Gesundheitskompetenz in Präventionsprogrammen am Arbeitsplatz zu verankern, Patientinnen und Patienten transparent durch das Gesundheitssystem zu lotsen sowie Mitarbeitende beispielsweise in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen weiterzubilden, um Gesundheitsförderung bereits im Kindes- und Jugendalter möglich zu machen.

Verschiedenste Akteure sind also angesprochen, zusammen an der Erhöhung der Gesundheitskompetenz zu arbeiten.

Die Südwest-Ärzteschaft hat bereits in der Vergangenheit für die Thematik sensibilisiert und Verbesserungen angeregt, beispielsweise:

  • In die Lehrpläne allgemeinbildender Schulen sollte das Fach „Gesundheit“ integriert werden, damit junge Menschen gezielt Kompetenz in Sachen Gesundheit erwerben.
  • Ein gut konzipiertes und finanziertes sowie flächendeckendes Suchthilfesystem sollte etabliert werden. Dazu gehört, legale Suchtmittel wie Alkohol oder Tabak höher zu bepreisen, Werbung für Suchtmittel konsequent zu verbieten, die Verfügbarkeit von Suchtmitteln einzuschränken und eine effektive Suchthilfe für Betroffene einzurichten.
  • Es muss auf breiter Ebene bewusst gemacht werden, dass Deutschland nur unzureichend für die gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels gerüstet ist. Immer häufiger kommt es auch bei uns zu Hitzewellen, die vor allem für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen tödlich verlaufen können. Hinzu kommen weitere Gesundheitsgefahren durch neuartige Krankheitserreger und Extremwetter. Die Landesärztekammer weist mit Nachdruck darauf hin, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels keine ferne Bedrohung mehr sind.
  • Es sollte für eine verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln gesorgt und so für Ernährungsgewohnheiten sensibilisiert werden (dies wurde inzwischen sinngemäß von der Politik durch den „Nutri Score“ umgesetzt).

Multiplikatorenschulungen leisten einen Beitrag

Die Landesärztekammer widmet sich der Gesundheitskompetenz auch indirekt durch Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten: So wurde 2022 beispielsweise der frühkindliche Medienkonsum und dessen Folgen für die kindliche Entwicklung thematisiert. Außerdem ging es um Faktoren, die zur Sucht führen oder ihre Entstehung begünstigen. Dabei ging es auch immer um die Förderung von Verhalten, das eine gesunde Lebensweise begünstigt. Solche Multiplikatorenschulungen tragen dazu bei, Gesundheitskompetenz in der Breite zu erhöhen.

Gesundheitsbewusstsein leben und fördern

Auf individueller Ebene schaffe gesundheitsbewusstes Verhalten gute Voraussetzungen für ein langes Leben ohne Einschränkungen, so Dr. Miller. Auf übergeordneter Ebene – etwa in Betrieben, Behörden und Einrichtungen – sorge die Förderung von Gesundheitskompetenz für niedrigere Krankenstände und den Erhalt der Leistungsfähigkeit. Letztlich trage sie sogar zur Stabilität und Entlastung des Gesundheitssektors bei. „Wir appellieren an die Bürger – auch an die Entscheider in Betrieben, Behörden und Einrichtungen im Südwesten –, die Förderung von Gesundheitskompetenz in die Hand zu nehmen und dies als Investition in Stabilität und Leistungsfähigkeit zu sehen“, betont der Kammerpräsident.

Quelle: Landesärztekammer Baden-Württemberg

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