Wie können digitale Therapieangebote zur Entlastung des Praxisalltags beitragen?

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz bieten digitale Versorgungskomponenten eine Ergänzung herkömmlicher Therapieformen. Dabei setzen Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) dort an, wo analoge Therapieformen an ihre Grenzen stoßen. Auf digitalem Wege können beispielsweise Zugangs­barrieren zu Therapien überbrückt, Therapiebausteine personalisiert werden. Patientinnen und Patienten können auf diesem Wege ermächtigt werden, ihr Krankheitsmanagement selbständig zu steuern. Wir haben Dr. Tim Niedergassel gefragt, welchen Nutzen digitale Versorgungsformen in der Hausarztpraxis haben können.

Dr. med. Tim Niedergassel
MVZ Medicum Brake Hausärzte Bielefeld-Brake

1. Herr Dr. Niedergassel, worauf kommt es bei der Verordnung von DiGA im Praxisalltag an? 

Dr. Niedergassel:

„Bei der Verordnung von DiGA kommt es im niedergelassenen Alltag darauf an, möglichst unkompliziert neue Behandlungswege aufzuzeigen und hier die Patientinnen und Patienten „mitzunehmen“. Letztlich ist die Verordnung denkbar einfach: Auf Muster 16, dem altbekannten Kassenrezept wird die jeweilige DiGA (üblicherweise im Praxisverwaltungssystem hinterlegt) ausgewählt und das Rezept gedruckt.“ 

2. Wie unterstützen Sie Ihre Patientinnen und Patienten dabei, digital angeleitete Trainingseinheiten in Eigenregie zuhause durchzuführen? 

Dr. Niedergassel:

„Wir geben einen kurzen Überblick über den Inhalt der verordneten DiGA und leiten die Patientinnen und Patienten an, wie die Umsetzung der Verordnung erfolgt – vom Download der App über das Einreichen des Rezepts bis hin zum Freischalten des Codes. Im Verlauf holen wir uns dann natürlich das Feedback zur Anwendung der jeweiligen App ein und können so den Therapieerfolg monitoren. Hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass insbesondere bei den Berufstätigen eine große Zufriedenheit besteht, da digitale Trainingseinheiten zeitlich völlig ungebunden und somit konsequent genutzt werden können, um so zum Therapieerfolg beizutragen. Auch erleben wir, dass eine große Zufriedenheit mit dem internen Feedback besteht. Motivierte Patientinnen und Patienten erleben so, „ihre“ personalisierte Therapie selbst steuern und beeinflussen zu können. Andererseits zeigt sich auch hier, dass manche Personen so wenig Motivation besitzen, dass die jeweilige App gar nicht erst heruntergeladen wird. Auch diese Erkenntnis hilft uns durchaus, den Leidensdruck einschätzen zu können.“ 

3. Wie können DiGA zur Entlastung im Praxisalltag konkret beitragen? An welchen Stellen erfahren Sie ggf. im Praxisalltag Entlastung durch ergänzende digitale Versorgungs­formen? 

Dr. Niedergassel:

„Die Entlastung und Zeitersparnis im Alltag besteht für uns vor allem darin, dass es deutlich weniger zeitaufwendig ist, die Verordnung zu erstellen und eine kurze Anleitung zu geben, als sonst mühselig bei der Terminfindung bei Therapeuten zu unterstützen und hier teilweise sogar einen deutlichen zeitlichen Verzug bis zum Therapiebeginn zu riskieren. Dies trifft insbesondere für die DiGA zu, die für Krankheitsbilder eingesetzt werden, die üblicherweise eine physiotherapeutische oder psychotherapeutische Behandlung erfordern. Das Feedback unser Patientenschaft bestärkt uns zudem darin, dass diese neuen Therapieformen bei bestehender Motivation absolut sinnvoll und geeignet erscheinen. Nicht zuletzt besteht aktuell sogar ein Anreiz durch die Vergütung der Verordnung von einigen DiGA.“ 

Vielen Dank für das Gespräch!

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