Zi-Trendreport für 2020: Auch ab November 2020 deutlicher Fallzahl-Rückgang

Das Zi hat im April aktuelle Zahlen zur vertragsärztlichen Versorgung im Jahr 2020 veröffentlicht. Mit dem zweiten Corona-Lockdown ab November 2020 gab es erneut einen deutlichen Rückgang der ambulanten Behandlungsfälle. Arztpraxen verzeichnen dagegen einen Impfrekord gegen Influenza und Pneumokokken.

Kontaktbeschränkungen führen immer auch zu einer geringeren Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen. Das ist das zentrale Ergebnis des vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im April 2021 veröffentlichten 4. Trendreports zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen im gesamten Jahr 2020.

Deutlicher Fallzahlrückgang ab November 2020

Nachdem die Inanspruchnahme vertragsärztlicher und vertragspsychotherapeutischer Leistungen mit Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang März 2020 stark zurückgegangen und sich erst ab Ende Mai wieder normalisiert hatte, haben die Fallzahlen mit dem zweiten Lockdown ab November 2020 erneut deutlich nachgegeben. Mit Beginn des vierten Quartals sind die Gesamtfallzahlen gegenüber dem Vorjahr zwar zunächst leicht angestiegen (+6,3 %), waren dann ab Anfang November aber mit einem Minus von bis zu 4,5 % gegenüber den Vorjahresmonaten wieder stark rückläufig.

Kinder- und Jugendärzte hart getroffen

Bezogen auf die Versorgungsbereiche sind die stärksten Fallzahlrückgänge bei Kinder- und Jugendärzten mit einem Rückgang von bis zu 16,7 % zu beobachten. Bei psychotherapeutisch tätigen Ärzten betrug der Fallzahlrückgang bis zu 14,1 %. Zudem ist die Anzahl hausärztlicher Fälle mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt (APK) im November 2020 mit minus 13,2 % deutlich unter den Vorjahreswert gesunken (s. Abb.). Auch bei den Internisten ist im November ein Fallzahlrückgang von 10,6 % zu verzeichnen. Innerhalb der Gruppe der Fachärzte sind ebenfalls ab November erneut Fallzahlrückgänge zu beobachten. Am stärksten fallen diese bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten (-15 %) und Chirurgen (-12,5 %) aus.

 

Impfrekord

Sprunghaft gestiegen sind laut Trendreport die Impfzahlen. Im Zeitraum von März bis Dezember 2020 sind rund 1,13 Millionen Pneumokokken- und 3,54 Millionen Influenza-Impfungen mehr vorgenommen worden als im Vorjahreszeitraum.

Fast 20 Millionen COVID-19-Verdachtsfälle

Im Zeitraum vom 1. Februar bis 30. Dezember 2020 gab es insgesamt rund 19,9 Millionen Behandlungsanlässe wegen des klinischen Verdachts oder des Nachweises einer SARS-CoV-2-Infektion. Dabei sind in dieser Zeit rund 9,55 Millionen PCR-Tests auf SARS-CoV-2 vertragsärztlich abgerechnet worden.

Mehr telefonische und digitale Kontakte

Während die Zahl der Behandlungsfälle mit persönlichem APK bis Ende Mai und wieder ab November gegenüber dem Vorjahr gesunken ist, sind die Fälle mit telefonischer Beratung und Kontakte per Videosprechstunde ab März 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich angestiegen. So sind im Zeitraum vom 4. März bis zum 31. Dezember 2020 insgesamt über 6,3 Millionen telefonische Beratungen abgerechnet worden. Das sind fast 2,7 Millionen mehr als in demselben Vorjahreszeitraum. Hinzu kamen im zweiten und vierten Quartal weitere knapp 762.000 Stunden für telefonische Beratung, die über die im zweiten und vierten Quartal 2020 zeitweise in den EBM eingeführten Zuschläge vergütet wurden.

Fast 2,5 Millionen Videokonsultationen

Bei den Videosprechstunden setzt sich der Anfang März 2020 beginnende Zuwachs an Behandlungsfällen im Verlauf von April bis Dezember weiter fort. So sind in diesem Zeitraum insgesamt fast 2,5 Millionen Videosprechstunden vorgenommen worden. Im Vorjahreszeitraum lag diese Zahl bei wenigen Tausend. Sowohl bei der Videosprechstunde als auch bei der telefonischen Beratung ist zu erkennen, dass mit Abflachen der ersten Pandemiewelle Ende April auch der Zuwachs an telefonisch oder per Video durchgeführten Beratungen abnimmt. Bei den Videosprechstunden steigen die Fallzahlen dann mit Beginn der zweiten Welle ab September erneut an. Bei der telefonischen Beratung ist ein erneuter Anstieg ab Oktober zu erkennen.

Nachholeffekte bei Früherkennungsuntersuchungen

Mit Beginn des vierten Quartals 2020 gibt es bei der besonders sensiblen Versorgungsschnittstelle der Früherkennungsuntersuchungen Fallzahlzuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Mammographie-Screening +10,3 %, Kinderfrüherkennungsuntersuchungen +8,7 %, Früherkennungskoloskopie +6,7 %), die als kurzzeitige Nachholeffekte interpretiert werden können, so das Zi. Während die Fallzahlen bei den Früherkennungskoloskopien ab November wieder stärker absinken (bis zu -10,2 %), fallen sie beim Mammographie-Screening und bei den Kinderfrüherkennungsuntersuchungen im weiteren Verlauf nur geringfügig unter die Vorquartalswerte bzw. nähern sich diesen an. Demgegenüber sinken die Fallzahlen bei den DMP-Schulungen über das gesamte vierte Quartal hinweg zunehmend ab (mit einem Minus von bis zu 18,4 %).

Hintergrund

Für den Bericht wurden dem Zi von 16 der 17 KVen (ohne Bremen) Frühinformationen aus den Abrechnungsdaten des ersten und zweiten Quartals 2020 sowie aggregierte Informationen aus den Abrechnungsdaten des ersten und zweiten Quartals 2019 übermittelt. Für das dritte und vierte Quartal wurden von 15 KVen (ohne Bremen und Mecklenburg-Vorpommern) Frühinformationen aus den Abrechnungsdaten 2020 bzw. aggregierte Informationen aus den Abrechnungsdaten des Jahres 2019 zur Verfügung gestellt. Der Bericht knüpft an die Ergebnisse des 3. Zi-Trendreports zu den ersten drei Quartalen 2020 an.

 

► Den 4. Trendreport für das 1. bis 4. Quartal 2020 „Veränderung der vertragsärztlichen Leistungsinanspruchnahme während der COVID-19-Krise – Tabellarischer Trendreport für das 1. bis 4. Quartal 2020“ können Sie hier einsehen.

Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi)

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