Einbindung von Geflüchteten in die ambulante Versorgung weitgehend gelungen

Die Einbindung ukrainischer Geflüchteter in die hiesige Gesundheitsversorgung ist laut einer Befragung der Stiftung Gesundheit aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte weitgehend gelungen.

Knapp 900.000 geflüchtete Personen aus der Ukraine sind seit der Invasion russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 offiziell in Deutschland registriert. Die Versorgung so vieler Menschen ist eine Herausforderung. Denn ärztliche und nichtärztliche Heilberufe-Ausübende sind helfende Hand, Anlaufpunkt und medizinische Versorgung in einem.

Umso gewichtiger die Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Stiftung Gesundheit zum Medizinklimaindex (MKI) im zweiten Quartal 2022 zur Frage, wie gut die Einbindung ukrainischer Geflüchteter in das hiesige Gesundheitssystem aus Sicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gelungen ist: Laut der Ergebnisse sind Ärztinnen und Ärzte sowie nichtärztliche Heilberufe-Ausübende größtenteils zufrieden mit deren Einbindung in die ambulante Versorgung.

Bewertungen im Schnitt positiv

Hierbei bewerteten ein knappes Drittel der teilnehmenden Befragten die Einbindung als gut oder sehr gut, 43,9 % bewerteten sie zumindest als durchschnittlich (s. Abb. 1).

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzten empfanden die Einbindung als noch besser: 41,5 % bewerteten sie als gut oder sehr gut, 38,6 % als durchschnittlich (s. Abb. 2). Gerade einmal ein Fünftel (19,9 %) empfand die Umsetzung als schlecht oder sehr schlecht.

Gute Noten vergaben vor allem Fachärztinnen und -ärzte (s. Abb. 3): „Mehr als die Hälfte von ihnen stimmte mit gut oder sehr gut“, berichtet Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung. Auch rund 50 % der Haus- und Zahnärztinnen und -ärzte bewerteten die Einbindung als gut oder sehr gut.

Bestnoten von Apotheken, schlechte Noten von Heilpraktizierenden

Gerade Apothekerinnen und Apotheker scheinen von der Einbindung der Geflüchteten überzeugt: 60,3 % von ihnen bewerteten die Einbindung als gut oder sehr gut, nur 8,6 % als schlecht oder sehr schlecht.

Am kritischsten äußerten sich die Berufsgruppen der Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten (s. Abb. 3) sowie Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker: Hier lag der Anteil der schlechten und sehr schlechten Bewertungen mit 36,6 % bzw. 36,4 % am höchsten.

Administrative Abwicklung spaltet die Meinungen

Ein wesentlicher Faktor für die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen den verschiedenen Berufsgruppen könnte die administrative Abwicklung sein, schließt die Stiftung Gesundheit in ihren Ergebnissen aus den Rückmeldungen im Freitextfeld des Befragungsformulars.

Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und -ärzte könnten ihre Leistungen mittlerweile auf dem Standardweg abrechnen, denn seit dem 01.06.2022 hätten in Deutschland registrierte ukrainische Flüchtlinge Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), könnten ihre Krankenkasse frei wählen und bekämen wie alle regulär Versicherten eine elektronische Gesundheitskarte.

Dagegen hätte sich die Abrechnung bei den Heilmittelberufe-Ausübenden aufgrund des bis zum 1. Juni 2022 geltenden beschränkten Leistungskatalogs schwieriger gestaltet. Im Vergleich dazu stießen Apothekerinnen und Apotheker erwartungsgemäß seltener auf administrative Hürden.

Wunsch nach grundsätzlicher Regelung

Zahlreiche Studienteilnehmende lieferten Vorschläge, wie sich das System weiter verbessern ließe. Dabei ginge es nicht nur um die aktuelle Situation aufgrund des Ukraine-Kriegs, so Obermann: „Viele Leistungserbringer wünschen sich, dass verlässliche Strukturen geschaffen werden, die nicht nur in einzelnen Sondersituationen greifen, sondern die Frage der Versorgung von Geflüchteten grundsätzlich regeln.“

Offene Meinungen kamen im Freitextfeld zu Wort: Darin gab es unter anderem Lob („Bei uns klappt alles problemlos“), aber auch Kritik („Teils sehr hohe Erwartungen der Patienten“) und mitunter fanden sich auch konkrete Handlungsanweisungen. So schrieb eine befragte Person: „Alles ist am Anfang einer Krisensituation immer mit der heißen Nadel gestrickt und davon abhängig, dass viele sich ehrenamtlich engagieren. Schön wäre, wenn Strukturen geschaffen würden, die grundsätzlich die medizinische Versorgung sicherstellen würden.“

Hintergrund
Die Ergebnisse stammen aus der aktuellen Befragung zum Medizinklimaindex (MKI) im zweiten Quartal 2022. Seit Anfang des Jahres erhebt die Stiftung Gesundheit vierteljährlich zusätzlich zum Medizinklima auch jeweils ein Stimmungsbild zu einem aktuellen Thema, in diesem Fall zur medizinischen Versorgung ukrainischer Geflüchteter in Deutschland infolge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Die aktuelle Frage für das zweite Quartal beantworteten 781 Personen.

 

Literatur
Auszug aus dem Medizinklimaindex 2. Quartal 2022 „Wie gut ist die Einbindung ukrainischer Geflüchteter in die hiesige Gesundheitsversorgung gelungen?“

Julian Aldinger

Quelle: Stiftung Gesundheit

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