Schonendere Therapiekonzepte für Hirntumore bei Kindern

Die Therapie von Krebserkrankungen im Kindesalter führt häufig zu Spätfolgen. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) untersucht nun die neurokognitiven Auswirkungen von zwei Chemotherapie-Verfahren beim Medulloblastom, dem häufigsten bösartigen Hirntumor bei Kindern. Ziel der Forschenden ist es, die Behandlungsstandards der Krebstherapien bei Kindern weiter zu verbessern und therapiebedingte Langzeitfolgen zu minimieren.

„Die Kinderkrebsforschung am UKE leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung moderner, effizienter und gleichzeitig schonender Therapieverfahren, die die Heilungschancen für die betroffenen Kinder bereits deutlich erhöht haben. Dazu gehört auch, dass wir mit personalisierten Konzepten die Langzeitfolgen der Krebstherapie so weit wie möglich reduzieren wollen. Zu nachhaltig schonenderen Behandlungsoptionen bei der Behandlung von Medulloblastomen kann das internationale Forschungsprojekt unter Leitung des UKE wichtige neue Erkenntnisse liefern – und damit die langfristige Überlebensperspektive der jungen Patient:innen weiter verbessern. Ich gratuliere den beteiligten Wissenschaftler:innen zu der bedeutenden Bundesförderung!“, sagt Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und UKE-Vorstandsmitglied.

„Dies ist die weltweit erste Studie bei Kindern mit bösartigen Hirntumoren, die Therapiekonzepte hinsichtlich der resultierenden Spätfolgen vergleicht. Dafür werden zweieinhalb und fünf Jahre nach Diagnosestellung standardisierte kognitive Tests durchgeführt. Auch befasst sich die Studie mit wichtigen Fragestellungen zu beispielsweise der Lebensqualität nach Therapieende oder tumorbiologischen Aspekten“, sagt Prof. Dr. Stefan Rutkowski, Studienleiter und Direktor der Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKE.

Studie in 18 Ländern zu Therapiekonzepten ohne Bestrahlung

Das internationale Forschungsteam will im Rahmen der Studie zwei etablierte Chemotherapiekonzepte bei Medulloblastomen (MB) hinsichtlich der auftretenden Spätfolgen vergleichen. Die Wissenschaftler:innen gehen hierbei der Frage nach, welches der Chemotherapie-Konzepte eine Bestrahlung bei betroffenen Säuglingen und Kleinkindern einer bestimmten Risiko-Gruppe am schonendsten ersetzen kann. Beim Medulloblastom handelt es sich um den häufigsten bösartigen Hirntumor des Kindesalters. Etwa 40 Prozent der Erkrankten sind jünger als fünf Jahre.

In die Studie einbezogen werden Betroffene mit Medulloblastom, die auch ohne Bestrahlungstherapie eine sehr gute Heilungsprognose haben. Sie erhalten entweder eine intensive und Hochdosis-Chemotherapie, nach der körpereigene Knochenmarkstammzellen transplantiert werden, oder eine intravenöse und direkt auf die betroffene Hirnkammer abzielende, sogenannte intraventrikuläre Chemotherapie. Die vom BMBF zunächst für vier Jahre geförderte Studie wird in insgesamt 18 Ländern in Europa, Nordamerika und Australien durchgeführt und von der Studienzentrale HIT-MED geleitet. Die Gesamtlaufzeit der Studie beträgt etwa 13 Jahre, das BMBF hat eine Gesamtförderung von 4,8 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Hirntumore sind mit etwa 500 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Kindes- und Jugendalters. Sie sind gleichzeitig die häufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, auch wenn inzwischen mehr als zwei Drittel der Erkrankten geheilt werden. Die Behandlung besteht meistens aus einer multimodalen Therapie aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Viele Überlebende leiden an den Spätfolgen der Therapie, vor allem, wenn die Bestrahlung in sehr jungen Jahren erfolgt.

Die Studienzentrale HIT-MED am UKE

Die Studienzentrale HIT-MED begleitet im Auftrag der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit einem Medulloblastom, Ependymom und Diversen aggressiven Hirntumoren auf wissenschaftlicher Ebene. Die wichtigsten Aufgaben der Studiengruppe sind die Optimierung der Behandlungskonzepte durch wissenschaftliche Untersuchungen, standardisierte Mitbeurteilungen der wichtigsten diagnostischen Untersuchungen in etablierten Referenzzentren sowie Beratungen der teilnehmenden Kliniken. Seit März 2009 ist die Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie des UKE Sitz der Studienzentrale.

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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