Motivation – worauf legen Ihre Mitarbeitenden wert?

Das Thema Digitalisierung wird in unserer heutigen Zeit großgeschrieben. In der Industrie führt sie dazu, dass der Faktor Mensch zunehmend in den Hintergrund rückt. Vollautomatisierte Abläufe führen zu fast menschenleeren Hallen, in denen Roboter die Arbeit erledigen. Die IT wird immer wichtiger. Menschen treten in den Dialog mit dem Computer, sorgen für immer schnellere und effektivere Abläufe, die in vielen Branchen notwendig sind, um konkurrenzfähig zu bleiben und sich auch in der Medizin zunehmend wiederfinden. Denken wir nur an die Online-Terminvereinbarung. Aber dennoch arbeiten in der Medizin in der Hauptsache Menschen mit Menschen. Es besteht ein enger Kontakt untereinander und ein enger Kontakt zu der Patientenschaft. Daher verdienen alle viel Aufmerksamkeit und Zuwendung.

In einem unserer Workshops mit den Mitarbeitenden wird die Aufgabe gestellt zu notieren, was für sie wichtig ist, damit sie sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Die Aufgabe ist es, sich völlig frei von der aktuellen in der Praxis erlebten Situation zu machen und ganz egoistisch die eigenen Kriterien zu formulieren. Hier sind einige Punkte, die sich stets wiederholen:

  • „guter Chef“,
  • „super Team“,
  • „kurze Anfahrt“,
  • „gute Arbeitszeiten“,
  • „gutes Gehalt“,
  • „selbstständiges Arbeiten“,
  • „Fortbildungen besuchen“,
  • „Vertrauen“,
  • „Lob“,
  • „Ideen einbringen und verwirklichen“,
  • „Wertschätzung“.

Anschließend gilt es, die Kriterien daraufhin zu bewerten, ob sie in der Praxis erfüllt sind. Ergebnis: Dies ist leider viel zu häufig nicht der Fall. Wir erleben Praxen mit wirklich schlechten Beurteilungen. Die Frage, warum man dann überhaupt noch in der Praxis arbeitet, wird in der Regel damit beantwortet, dass man sich mit den Kolleginnen und Kollegen so gut versteht. Dennoch ist Personalfluktuation in solchen Praxen häufig festzustellen.

Praxisphilosophie

Wir kommen später noch zu dem Thema Geld. Hier sei schon gesagt: Es ist ein wichtiges, aber nicht das entscheidende Kriterium. Den beiden Begriffen „Wertschätzung“ und „Anerkennung“ lassen sich weitere Themenfelder zuordnen, die ein gutes Miteinander auszeichnen. Wertschätzung ist eine Lebenseinstellung, die sich in einer Praxisphilosophie darstellt. Während man im Marketing von einer Marke spricht, die sich durch Eigenschaften auszeichnet, die in den Köpfen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu einer Kaufentscheidung führt, ist das Thema „Praxisphilosophie“ viel tiefgründiger. Es geht um Werte, die Ihre Praxis ausmachen und die für die Menschen attraktiv sind. Das betrifft sowohl die Patientenschaft als auch die Mitarbeitenden. Unsere Empfehlung: Formulieren Sie Ihre Praxisphilosophie. Wofür steht Ihre Praxis im Umgang mit den Menschen? Was sind die Werte, die Ihr Umfeld erleben und spüren soll? Diese von ihnen formulierte Philosophie gilt es dann zu verinnerlichen und tagtäglich zu leben.

Selbstständiges Arbeiten

Mitarbeitende brauchen Freiraum zur Entwicklung und Entfaltung. Der eine mehr, die andere weniger, grundsätzlich aber alle. Selbstständiges Arbeiten führt zu einer persönlichen Entlastung von Ihnen, aber auch insgesamt, denn die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter betreuen eigenverantwortlich einen konkret formulierten Bereich. Welche Bereiche das sind, welche Qualitäten und Ziele damit verbunden sind, gilt es gemeinsam zu entwickeln und zu verabschieden. Nach dieser Definition ist diese Mitarbeiterin bzw. dieser Mitarbeiter für die Umsetzung verantwortlich, auch wenn sie bzw. er selbst nicht in der Praxis ist. Sie bzw. er ist also Ausführende und Überwachende in einer Person. Als Folge ergibt sich eine gestiegene Einsatzbereitschaft in Verbindung mit einer stärkeren Identifikation und einer höheren Motivation. Gerade Mitarbeitende, die für sich selbst formuliert haben, etwas erreichen zu wollen, die sehr zielorientiert sind, werden diese Chance der Weiterentwicklung dankbar annehmen. Sie finden sich in den Ergebnissen wieder und erfahren hierdurch eine große Befriedigung.

Fortbildungen und Finanzierung

Mitarbeitende mit Zielen verlangen nach Fortbildungen. Sie wissen genau, dass Stillstand Rückschritt ist und kümmern sich eigenständig darum, Fortbildungen zu finden, die sie persönlich, aber auch die Praxis nach vorne bringen. Sinnvoll ist es daher, im Jahresgespräch – das Sie unbedingt führen sollten – diesem Thema ein besonderes Augenmerk zu schenken. Seien Sie grundsätzlich offen dafür und begrüßen Sie den Wunsch Ihrer Mitarbeitenden. 

Hierbei ist zu klären, wer die Kosten für die Fortbildungen übernimmt. Man kann hier durchaus unterscheiden. Fortbildungen, die für den Praxisbetrieb notwendig sind, sollten auch von Ihnen als Inhaberin oder Inhaber getragen werden. Fortbildungskosten, die der persönlichen Weiterentwicklung der Mitarbeitenden dienen, Ihre Qualifikation aufwerten und damit auch zu einer Gehaltserhöhung führen können, sind sehr individuell zu handhaben. Eine eindeutige Empfehlung ist nur schwer zu geben, da die Entscheidung von der Praxisphilosophie abhängig ist. Eine vollständige, aber auch eine Teilfinanzierung sollte immer auch mit einer Erwartungshaltung verbunden sein, nämlich der Praxis treu zu bleiben. Dies bedingt ein vertrauensvolles Gespräch in Verbindung mit einer möglichen Vereinbarung, dass Ihre Kosten anteilig zurückzuzahlen sind, sollte die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter die Praxis frühzeitig verlassen. 
Rückzahlungsklauseln müssen sich, wenn sie als Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) formuliert sind, daran messen lassen, ob sie den Arbeitnehmenden unangemessen benachteiligen. 

Auch gibt es die Möglichkeit, Mitarbeitende über einen bestimmten Zeitraum an die Praxis zu binden. Die Bindungsfrist ist auf die Fortbildungsdauer und die Qualität der erworbenen Qualifikation des Arbeitnehmenden abzustellen. Die Vorteile der Ausbildung und die Dauer der Bindung müssen in einem angemessenen Verhältnis zueinanderstehen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat dazu Richtwerte entwickelt, wobei es allerdings immer auf die Prüfung des Einzelfalls ankommt. Wir empfehlen solche vertraglichen Vereinbarungen grundsätzlich arbeitsrechtlich prüfen zu lassen. Allerdings haben wir auch schon erlebt, dass Mitarbeitende ihre Fortbildungen komplett alleine finanziert haben, um sich unabhängig zu machen und frei in ihren Entscheidungen zu sein.

Wertschätzung

Auch wenn das Thema überstrapaziert ist, möchten wir an dieser Stelle nochmals auf das Loben der Mitarbeitenden aufmerksam machen. Loben Sie, wenn es angebracht ist und auch durchaus immer wieder mal zwischendurch, wenn jemand etwas richtig gut gemacht hat. 

Wertschätzung ist aber noch viel mehr. Sie wird dokumentiert durch Gespräche auf Augenhöhe. Damit meinen wir, dass Sie die Gefühle, Wünsche und Gedanken Ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen und nicht „flapsig“ vom Tisch wischen. Hören Sie zu und zeigen Sie echtes und ehrliches Interesse. Wertschätzung dokumentiert sich durch Einbindung. Ihre Mitarbeitenden wissen viel. Gerade wenn sie die Aufgabenbereiche klar formuliert haben, binden Sie die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse ein. Sie zeigen Mitarbeitenden damit Ihr Vertrauen, legen Wert auf die einzelne Meinung und zeigen Mitarbeitenden damit, dass sie oder er Entwicklungen in der Praxis mitbeeinflussen kann. Es gibt kaum einen besseren Weg, um Vertrauen und Wertschätzung zu dokumentieren.

Arbeitszeiten

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter achten auf Arbeitszeiten, die es ihnen ermöglichen, auch den privaten Interessen und Verpflichtungen gerecht zu werden. Dies führt dazu, dass der Anteil der Teilzeitkräfte immer wieder sehr hoch ist. Das ist eine Herausforderung an die Praxisorganisation, da die Abstimmung entsprechend funktionieren muss. Dennoch ist es notwendig, sich darauf einzulassen, da Ihnen viele qualifizierte Mitarbeitende ansonsten nicht zur Verfügung stehen werden.

Entlohnung

Die Personalkosten sind die höchsten Kostenfaktoren in der Praxis. Eine leistungsgerechte und faire Bezahlung ist aber unabdingbar, um die Mitarbeitenden an die Praxis zu binden. Allein durch Geld können Sie Ihr Team nicht halten, letztendlich gilt es aber auch durch diese Anerkennung, den Mitarbeitenden eine berufliche Perspektive zu geben. Als Leitlinie sollte immer der Gehaltstarifvertrag gelten, der allerdings von vielen Praxen durch weitere Vergütungen aufgebessert wird. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Vergütung dem gesamten Team zugutekommt, um Diskussionen zu vermeiden. Es gibt eine Vielzahl von Systemen, die individuell auf die Praxis abgestimmt werden sollten. Am dankbarsten sind Modelle, die sich am Gewinn der Praxis orientieren, mit IGeL-Leistungen in Verbindung gebracht werden können und vordefinierte Kenn­ziffern berücksichtigen.

Auf einen Blick

Praxis­philosophie

Eigen­ständigkeit

Fortbildung

Wertschätzung

Arbeitszeiten

Entlohnung

Formulieren Sie Ihre eigene Praxisphilo­sophie:

Wofür steht Ihre Praxis? Was sind die Werte, die Ihr Umfeld erleben soll?

Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihren MFA Arbeitsbereiche und definieren Sie die Qualitäten und Ziele, die damit verbunden sind.

Sprechen Sie über den Wunsch nach Fortbildung und treffen Sie ggf. individuelle Vereinbarungen.

Loben Sie, wenn es angebracht ist und auch zwischendurch.

Binden Sie die Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse ein (je nach Aufgabenbereich).

Lassen Sie sich auf flexible Arbeitszeitmodelle ein.

Orientieren Sie sich am Gehaltstarifvertrag mit zusätzlichen Vergütungsmodellen. Berücksichtigen Sie bei diesen Überlegungen das gesamte Team.

Fazit

Mitarbeitermotivation ist ein komplexes Thema, aber auch sehr einfach, wenn das gute Miteinander ganz oben auf der Agenda steht. Die Instrumente sind nichts anderes als das Handwerkszeug, das Sie brauchen, um Ihre Idee des Miteinanders zu verwirklichen.

Uwe Zoske
Med3 Beratung für Heilberufe
Alexander-Diehl-Straße 12
55130 Mainz
06131-912 56 77
zoske@med3.net
www.med3.net

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