Handekzem bei Beschäftigten in Tierarztpraxen

Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) und Tierärztinnen und -ärzte haben ein erhöhtes Risiko, eine berufsbezogene Hauterkrankung zu entwickeln, z. B. irritative/ allergische Kontaktdermatitis, Kontakt-Urtikaria und Handekzem. Die vorliegende Studie untersuchte die Prävalenz von Hautproblemen und den Einfluss prädisponierender Faktoren insbesondere bei TFA.

Zitierweise: HAUT 2023;34(6):275-276.

In der Studie unter TFA (n = 103) und Tierärztinnen und -ärzten (n = 19) wertete das Autorenteam einen Fragebogen aus sowie spezifische IgE-Determinierung und Fotos der Hände. Logistische Regressionsmodelle bewerteten prädisponierende Faktoren.

Mehr als 50 % (n = 62/122) der Teilnehmenden berichteten von Handekzemen (HE) in den letzten 12 Monaten (1-Jahres-Prävalenz). 27 Teilnehmende berichteten Rötungen und Kontakt-Urtikaria direkt nach Tierkontakt, 35 hatten eine positive Anamnese für allergische Kontaktdermatitis. Das Hand­ekzem war assoziiert mit einer erhöhten Frequenz des Hände­waschens (11 bis 15 x pro Tag) und ungeschütztem Kontakt zu Flüssigkeiten und Tensiden mehr als 5 x pro Tag.

Fokus auf tiermedizinische Fachangestellte

Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) haben im Vergleich zu Tierärztinnen und -ärzten längere Arbeitszeiten mit mehr direktem Tierkontakt, inklusive Waschen und Rasieren. Sie sind außerdem verantwortlich für Hygiene und Desinfektion in der Praxis, wobei die Hygiene-Richtlinien häufiges Hände­waschen und -desinfizieren sowie das Tragen okklusiver Schutzhandschuhe erfordern. Daher hat sich das Autoren­team in dieser Studie auf TFA konzentriert, wohingegen die meisten bisherigen Studien über berufs­bedingte Haut­erkrankungen mit Tierärztinnen und -ärzten durchgeführt wurden.

Die Studie mit mehr als 80 % Assistenz­personal zeigt eine hohe Prävalenz an selbstberichtetem Handekzem (mehr als 50 %), atopischer Dermatitis (AD) (18,6 %) und allergischem Kontaktekzem (ACD) (31 %) unter den Teilnehmenden.

Nur häufiges ungeschütztes Säubern am Arbeitsplatz (Kontakt mit Flüssigkeiten und Tensiden) und höchstwahrscheinlich die durchschnittliche Zeit des kontinuierlichen Handschuhtragens am Arbeitsplatz waren mit HE assoziiert. Kontakt mit Reinigungsmitteln und anderen Chemikalien steht in direktem Zusammenhang mit HE-Exazerbationen15. Interessanterweise berichteten mehr als 50 % der Teilnehmenden, dass sie Schutzhandschuhe selten tragen (weniger als 3 x täglich), aber es gab keine Korrelation zwischen Dauer und Frequenz der Handschuhnutzung. Häufiges Desinfizieren der Hände, Hautpflege der Hände und Gebrauch von Handschuhen reduzierte die Odds-Ratio-Werte, was einen möglichen Schutz nahelegt.

Schutzmaßnahmen ­vernachlässigt?

Regelmäßiger ungeschützter Kontakt mit Irritanzien und seltener Gebrauch von Schutzhandschuhen weisen auf generell mangelndes Schutzverhalten hin. Bei den Teilnehmenden dieser Studie sollte diskutiert werden, die Bedingungen am Arbeitsplatz zu verbessern, die Mitarbeitenden im Umgang mit Irritanzien zu schulen und sie dazu anzuleiten, ihre Hände eher zu desinfizieren als zu waschen. Entsprechende Programme sind in Deutschland zwar gut etabliert, richten sich aber nicht speziell an Tierärztinnen und -ärzte und ihre Mitarbeitenden25. Daher sollten für sie Schulungen gewährleistet sein, außerdem einfacher Zugang zu Dermatologen und Arbeitsmedizinerinnen und -medizinern. Wachsendes Bewusstsein und Vermeiden von bekannten Risikofaktoren scheint eine offensichtliche und pragmatische erste Lösung zu sein.

Das Versicherungssystem in Deutschland erlaubt es privaten Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten, ihre eigenen arbeitsmedizinischen Gesundheits- und Sicherheits­protokolle zu etablieren26. Dies ist eine kostengünstige Alternative zur regelmäßigen Überprüfung durch einen (externen) Arbeitsmediziner – könnte andererseits aber die adäquate Implementierung von Präventionsmaßnahmen beeinträchtigen. Nur 60,2 % (n = 62/103) der TFA berichteten, dass ein Hautschutzplan an ihrem Arbeitsplatz vorhanden sei. Dagegen bejahten 89,5 % (n = 17/19) der Tierärztinnen und -ärzte diese Frage – obwohl TFA und Tierärztinnen und -ärzte in dieser Studie gewöhnlich zusammen aus einer teilnehmenden Praxis rekrutiert waren.

Fazit

Das Autorenteam beobachtete eine hohe Prävalenz an selbstberichtetem Handekzem bei Mitarbeitenden in tierärztlichen Praxen. Exzessives Händewaschen, ungeschützter und unnötiger Kontakt mit Irritanzien, Flüssigkeiten und Tensiden und das Tragen von Handschuhen über lange Zeit sollten vermieden werden. Hier ist primäre Prävention entsprechend der Richtline TRGS 401 angezeigt27.

Wer in einer Tierarztpraxis arbeitet, hat möglicherweise ein erhöhtes Risiko für beruflich bedingte Kontakt-Urtikaria auf Tierfell.

Bei Entwicklung eines berufsbedingten Handekzems ist der Zugang zu Schulungen zur Sekundärprävention und zu Dermatologen wichtig. Dies könnte den Verlauf von berufsbedingten Hauterkrankungen verändern und es den Betroffenen ermöglichen, ihren Beruf weiterhin auszuüben.

Literatur

Referat zu: Beine A, Gina M, Hoffmeyer F et al. Skin symptoms in veterinary assistant staff and veterinarians: A cross-sectional study. Contact Dermatitis 2022;1-11. DOI: 10.1111/cod.14146  

Die Originalarbeit ist über Open Access verfügbar unter https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cod.14146 

Redaktion und Übersetzung: any

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