Kampf gegen Helicobacter und Magenkrebs

Ein Team um die Forscher Rainer Haas und Wolfgang Fischer von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat eine Schwachstelle des Bakteriums Helicobacter pylori entdeckt, die zur Entwicklung neuer Medikamente genutzt werden könnte. Denn herkömmliche Behandlungsmethoden wirken wegen Antibiotikaresistenzen immer schlechter.

 

Weltweit sind über vier Milliarden Menschen mit dem Magenkeim infiziert. Jedes Jahr führt das zu über 800.000 Fällen von Magenkrebs. Weil das Bakterium immer resistenter gegen gängige Medikamente wird, werden neue Therapien vordringlich beforscht. Mit der neuen Studie ist nun ein großer Schritt in diese Richtung getan. Die Forschenden konnten nachweisen, dass die Bakterien in hohem Maße empfindlich gegenüber bestimmten Substanzen sind, die die Zellatmung hemmen.

Helicobacter bekämpfen und die Darmflora schonen

Eine Forschergruppe um  Prof. Rainer Haas und Dr. Wolfgang Fischer konnte mehrere Substanzen aus verschiedenen Stoffgruppen identifizieren, die schon in geringen Konzentrationen die Atmungskette von H. ­pylori lahmlegen. Für andere nützliche Bakterien, darunter auch Vertreter der normalen Darmflora, sind diese Substanzen unproblematisch. Diese Bakterien halten größere Mengen der Substanzen aus. Sie haben herausgefunden, warum H. pylori so empfindlich auf diese Stoffgruppen reagiert. Die Ursache dafür ist eine leicht veränderte Struktur der sogenannten Chinon-Bindetasche im Atmungskomplex I. Diese Achillesferse biete großes Potenzial für die Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Wirkstoffe, die als Pathogenblocker gegen H. pylori eingesetzt werden könnten. Die Ergebnisse offenbarten eine überraschende Schwäche im Stoffwechsel dieser Bakterien, die ansonsten gut an ihre ungewöhnliche Umgebung angepasst sind, meint Fischer. Das Forschungsteam der LMU konnte außerdem mögliche Mutationen identifizieren, die dafür sorgen, dass Bakterien gegenüber den Inhibitoren weniger empfindlich sind. Durch diese Mutationen wird aber auch der Stoffwechsel geschwächt. Somit bilden sich weniger Resistenzen gegen die Komplex I-Inhibitoren. Insgesamt seien die Ergebnisse sehr vielversprechend, ergänzt Haas. „Wir konnten eine ganze Gruppe von Hemmstoffen identifizieren, die keine Kreuzresistenz mit bisherigen Therapeutika aufweisen. Sie sind wenig anfällig für Resistenzentwicklungen und beeinträchtigen die Darmflora nur wenig.“

Lettl C et al. Cell Chemical Biology, 2023. DOI: 10.1016/j.chembiol.2023.04.003​​​​​​​

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

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