Neue Therapieansätze bei CED

Mit der Jahrtausendwende ist Dynamik in die Therapie der chronisch-entzündlichen Darm­erkrankungen (CED) gekommen. Wie geht es weiter, welche therapeutischen Ansätze sind für die näher Zukunft denkbar?

Mit der Jahrtausendwende ist Dynamik in die Therapie der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) gekommen, damals durch die Einführung der Tumornekrosefaktor-α(TNF-α)-Anti­körper. Es folgten bis heute eine Anti-­Integrin-Strategie, also eine Hemmung der Infiltration der Entzündungszellen in den Darm durch Vedolizumab, einen α4β7-Antikörper, sowie ein Antikörper gegen die Entzündungsmediatoren IL-12 und IL-23, das Ustekinumab sowie zuletzt die Zulassung des ersten Janus­kinase(JAK)-Inhibitors Tofacitinib.  Für zwei der bereits zugelassenen Substanzen(Infliximab und Vedolizumab) stehen nun nach einer intravenösen Induktionstherapie auch subkutane Applikationsformen zur Verfügung. Dies ist für die Patientinnen und Patienten im Alltag bereits eine erhebliche Erleichterung.

IL-23-Antikörper und JAK-Inhibitoren

Analog zur Dermatologie und Rheumatologie ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahre ­mehrere p19-, also IL-23-Antikörper die Zulassung für beide Erkrankungen erhalten werden.
Vergleichbar wird es auch für die JAK-Inhibitoren eine Erweiterung der Klasse geben. Tofacitinib ist ein eher unspezifischer JAK-Inhibitor mit einer Hauptwirkung auf JAK1 und JAK3. Verschiedene Daten aus der Rheumatologie und der Colitis ulcerosa haben Tofacitinib mit einem erhöhten thrombembolischen Risiko sowie einem erhöhten Risiko, einen Herpes zoster zu entwickeln, assoziiert. Daher erscheint die Weiterentwicklung dieser Klasse hin zu JAK-Inhibitoren mit einer etwas spezifischeren Wirkung (JAK1) als eine Chance zu einer besseren Sicherheit. Am weitesten entwickelt sind hier die beiden JAK-1-Inhibitoren Upadacitinib und Filgotinib, beide befinden sich bereits in den Phase-3-Studien. 

TYK2-Inhibitoren

Noch nicht so weit fortgeschritten in den klinischen Studien, aber auch in diese Klasse gehörend, sind die TYK2-Inhibitoren, bei denen man auf die klinischen Daten bezüglich Effektivität noch warten muss.
Bei den JAK-Inhibitoren handelt es sich ausschließlich um eine orale Therapie. Ein weiterer Vorteil der Therapie mit einem sogenannten small molecule ist, dass keine Antikörperentwicklung erfolgen kann. Damit ist hier auch in der Praxis eine intermittierende Therapie vorstellbar, ohne dass zwingend Therapieresistenzen entstehen.

Sphingosine-1-phosphate receptor(S1PR)-Agonisten

Eine weitere neue, bislang nur in der multiplen Sklerose eingesetzte Klasse sind die sphingosine-1-phosphate receptor(S1PR)-Agonisten. Hierbei handelt es sich ebenso um small molecules, die die Zirkulation der Immunzellen hemmen, indem sie den Austritt von Entzündungszellen aus dem Lymphknoten verhindern. In diese Klasse gehören Substanzen wie Ozanimod, Etrasimod und andere. Für Ozanimod wurden die ersten Daten aus dem Phase-3-Programm für Colitis ulcerosa (True North) und Morbus Crohn (Touchstone) bereits bei Kongressen vorgestellt, weitere Daten werden in wenigen Wochen bei den amerikanischen Gastroenterologen präsentiert. Für die anderen Substanzen laufen diese Studien noch.

Vielzahl von weiteren medikamentösen Optionen 

Zusammenfassend werden eine Vielzahl von weiteren medikamentösen Optionen Einzug in die Therapie der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nehmen. Die Herausforderung der nächsten Jahre wird es sein, die Sequenz der Medikamente anhand von Klinik, Risikofaktoren, extraintestinalen Manifestationen und hoffentlich irgendwann auch Biomarkern zu steuern.

Quelle: Statement von Prof. Dr. med. Britta Siegmund, Charité – Universitätsmedizin Berlin auf der Online-Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS), 06.05.2021.

Interessiert an neuen Fortbildungen oder Abrechnungstipps?

Abonnieren Sie unseren Infoletter.
 

Zur Infoletter-Anmeldung

x
Newsletter-Anmeldung