Belastende Kindheitserfahrungen lassen uns schneller altern

Jeder fünfte ältere Mensch leidet unter seelischen Erkrankungen.

Während Psychotherapie von dieser Bevölkerungsgruppe lange Zeit wenig in Anspruch genommen wurde, findet jetzt ein Wandel statt, und es kommen mehr Ältere in Behandlung. Damit erhalten sie nicht nur ihre psychische, sondern auch ihre körperliche Gesundheit – denn traumatische Erlebnisse beschleunigen die Alterung und kosten gesunde Lebensjahre. 


Der Zusammenhang von Altern, Psyche und Körper war Schwerpunktthema des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der unter dem Motto „Altern im Wandel – Perspektiven und Handlungsfelder“ stattfand. Auf einer Vorab-Online-Pressekonferenz am 26. April informierten Expertinnen und Experten über neue Erkenntnisse dazu. Zwischen 20 und 30 % der deutschen Bevölkerung berichten in großen Studien über Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung oder dysfunktionale Familienumgebungen mit Gewalt oder Substanzmissbrauch. „Solche Kindheitsbelastungen haben nicht nur ungünstige Auswirkungen auf emotionale Bindungsfähigkeit und soziale Kompetenzen. Sie hinterlassen auch negative biologisch messbare Spuren im Körper“, sagte Kongresspräsident Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Manfred Beutel. „Dazu zählt etwa die chronische Aktivierung des Stresssystems und die Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung.“

Die schädlichen Folgen reichen bis auf die molekularbiologische Ebene, wie die Forschung nachweisen konnte. So finden sich bei Personen, die früh psychische Traumata erlebt haben, verkürzte Telomere. Kürzere Telomere werden mit einer geringeren Lebenserwartung in Verbindung gebracht. „Traumatische Erlebnisse lassen unseren Körper schneller altern“, stellte Beutel fest. „Sie können die Immunabwehr beeinträchtigen, Herzkreislauferkrankungen fördern und die Muskelkraft schneller schwinden lassen, insbesondere, wenn die Traumata zu psychischen Erkrankungen führen.“ Am Ende, so der Kongresspräsident, steht der Verlust gesunder Lebensjahre. „In diesem Sinne ist Psychotherapie bei Älteren nicht nur zur Behandlung seelischer Störungen angezeigt, sondern dient auch der Erhaltung von Aktivität und Gesundheitsverhalten und damit der Vorbeugung des Abbaus geistiger und sozialer Funktionen“, betont Beutel. 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) e.V.

Hinweis: Deutscher Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (03.05. bis 05.05.2023)

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