Pflegende Angehörige schlagen Alarm – Ehrenamtliche können entlasten

Die Angst vor Engpässen bei den Intensivbetten in der Pandemiezeit und das Wissen, dass nicht genügend Pflegepersonal vorhanden ist, rücken den Pflegenotstand wieder in das Licht der Öffentlichkeit.

Die Situation in der Pflege spitzt sich weiter zu. Das wird gerade in der aktuellen Pandemiezeit sehr deutlich. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs, wenn man sich die Zahlen des Bundes­ministeriums für Gesundheit (BMG) vom Juli 2020 betrachtet. Demzufolge gibt es in Deutschland circa 4,2 Millionen pflegebedürftige Menschen. Davon ist lediglich ein Fünftel stationär untergebracht, vier Fünftel (3,3 Millionen) Pflegebedürftige werden ambulant versorgt. Nur ein Viertel der zuhause­lebenden Pflegebedürftigen erhält dabei Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, der bei seiner Tätigkeit unter immensem Zeitdruck steht, um kostendeckend zu arbeiten. Für die pflegenden Angehörigen bedeutet das, dass sie je nach Pflegegrad, vielleicht 30 Minuten Unterstützung am Tag bekommen und die restlichen 23,5 Stunden auf sich allein gestellt sind.

Zahl der Pflegebedürftigen steigt

Das BMG prognostiziert für das Jahr 2030 rund 5,1 Millionen Pflegebedürftige. Das bedeutet eine Verdoppelung innerhalb von 15 Jahren. Dazu kommen wahrscheinlich noch einmal acht Millionen ­Hilfebedürftige, die zwar noch keinen Pflegegrad haben, aber auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Es muss damit gerechnet werden, dass in neun Jahren jeder sechste Bürger auf Unterstützung im täglichen Leben angewiesen sein wird. Circa 500.000 Pflege­fachkräfte fehlen bis 2030, wie aus einer ­Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hervorgeht. Durch das 2019 in Kraft getretene Pflege­stärkungsgesetz sollten 13.000 neue Stellen geschaffen werden. Die traurige Bilanz nach zwei Jahren: 2.600 Stellen. Das sind gerade 0,5 % der Stellen, die in neun Jahren erreicht werden müssten, um die zukünftige Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen.
 

deinNachbar e.V. und die Versorgung von hilfebedürftigen Menschen

Um die bestehende Versorgungslücke zu schließen, setzt Thomas Oeben, Vorsitzender des Vereins deinNachbar e. V. auf stringente Arbeitsteilung. „Pflegefachkräfte sollen sich nur auf die Leistungen fokussieren, die Fachkräften vorbehalten sind. Alle anderen Leistungen können durchaus von Laien­helfern erbracht werden.“ deinNachbar e. V. entlastet mit seinen geschulten ehrenamtlichen Alltagsbegleitern pflegende Angehörige und berät und begleitet sie während der gesamten Pflege­situation mit darauf spezialisierten, angestellten Pflegefachkräften. Damit die benötigte Hilfe durch geeignete Ehrenamtliche schnell verfügbar ist, hat der Verein die aufwendige Helfersuche und die Koordination digitalisiert. Engagierte Menschen werden durch Fachkräfte aus dem Pflegebereich auf ihre Aufgaben vorbereitet und betreut. Sie werden dann nur für die Tätigkeiten, die sie gerne ausüben, zu den Zeiten, in denen sie auch verfügbar sind und nur für Einsätze, die in ihrem Wunschgebiet liegen, aktiv. So angesprochen und vorbereitet, seien sehr Viele bereit, sich für hilfebedürftige Menschen zu engagieren und pflegende Angehörige zu entlasten, sagt Oeben. Damit das so ist, werden den Engagierten nur Einsatzmöglichkeiten offeriert, die zu 100 % auf ihr Einsatzprofil passen. Diese Einsatzanfragen können bequem über eine App zu- oder abgesagt werden, ohne dass sich die Ehrenamtlichen dafür rechtfertigen müssen, wenn sie einmal keine Zeit oder Lust haben. Wenn sie aber zusagen, so ist diese Zusage auch verbindlich.


Dieses Versorgungsmodell betreibt deinNachbar e. V. nun bereits seit fünf Jahren. Aktuell versorgen die bei dem Verein engagierten Ehrenamtlichen 230 Klienten mit über 2.000 Einsatzstunden im Monat. Das entspricht der Zeit von 13 Vollzeitkräften. Mit anderen Worten: 2,5 Pflegefachkräfte können durch die Unterstützung von Laienhelfern so viel leisten wie 13 Fachkräfte in Vollzeitstellen. Das entspricht einem Hebel von 1:5! Durch einen guten Mix an Fachkräften und Laienhelfern, einer guten Logistik und der Digitalisierung kann die angesprochene Versorgungslücke also signi­fikant verringert werden.



Quelle: deinNachbar e. V.

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