Zugang zur HIV-Prophylaxe PrEP erleichtern

Gegen HIV gibt es keine Impfung, aber HIV-Medikamente können zuverlässig vor einer Ansteckung schützen und Ängste vor einer HIV-Übertragung beim Sex nehmen. Davon könnten noch viel mehr Menschen in Deutschland profitieren, die Zahl der HIV-Infektionen könnte so weiter sinken.

Anlässlich des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses (DÖAK) im März 2023 veröffentlichte die Deutsche Aidshilfe dazu ein neues Positionspapier.1  

Bei der PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament ein, entweder dauerhaft oder kurzfristig zu bestimmten Anlässen. Das Virus kann sich dann nicht mehr im Körper einnisten, eine HIV-Übertragung beim Sex ist nicht mehr möglich. Seit September 2019 ist die PrEP für Menschen mit „substanziellem“ HIV-Risiko eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. 

Mindestens 30.000 Menschen, so berichtete Daniel Schmidt vom Robert Koch-Institut (RKI) auf dem DÖAK, schützen sich in Deutschland bisher mit der PrEP, bisher vor allem homosexuelle Männer. Tendenz: steigend. Aber viele Menschen wissen noch nichts von dieser Schutzmöglichkeit oder glauben nicht, dass sie für sie infrage kommt. Zugleich gibt es in manchen PrEP-Praxen lange Wartelisten und abseits der Metropolen weiße Flecken auf der Versorgungslandkarte.

„Dass die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer steigt, ist eine gute Nachricht. Diesen Trend gilt es zu verstärken, indem wir alle noch offener denken und breiter über die PrEP aufklären. Die PrEP ist prinzipiell für alle Menschen mit einem HIV-Risiko geeignet. Wer sich mit der HIV-Prophylaxe schützen möchte, muss sie auch schnell und unkompliziert bekommen“, sagt Ulf Kristal, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe.

PrEP zugänglich machen

In der Evaluation der PrEP als GKV-Leistung (Kurzbericht)2 kommt auch das Robert Koch-Institut zu dem Schluss: „Um das Potenzial der PrEP als Präventionsmethode erschließen zu können, bleibt es wichtig, allen Personen mit Bedarf PrEP zugänglich zu machen.“ 

Folgende Maßnahmen können dazu aus Sicht der Deutschen Aidshilfe beitragen:

  • Aufklären: Die PrEP muss bekannter werden!
  • Individuell entscheiden: Ob die PrEP die geeignete Schutzmaßnahme ist, sollten Menschen im Gespräch mit ihren Ärztinnen und Ärzten herausfinden, Hausärztinnen und Hausärzte sollten in der Anamnese auch Sexualität thematisieren.
  • PrEP anbieten, z. B. in der Sexual­beratung, in Angeboten für Menschen aus besonders stark von HIV betroffenen Gruppen, in Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.
  • PrEP auch in die reisemedizinische Beratung integrieren: Viele HIV-Infektionen auf heterosexuellem Wege geschehen in Ländern, wo HIV besonders häufig vorkommt.
  • Versorgungssicherheit herstellen: Um Ärztinnen und Ärzte den Schritt zur PrEP-Verordnung zu erleichtern, sollte die erforderliche Fortbildung stark erleichtert werden, etwa über ein E-Learning-Angebot.
  • Community-Kompetenz einbinden: Die zur Verordnung nötige Beratung könnte teilweise auch in Checkpoints der Aidshilfen oder Beratungsstellen stattfinden, an manchen Orten auch die Verordnung selbst.
  • Ängste ausräumen: Viele Menschen haben laut Evaluation unnötige Ängste vor starken Nebenwirkungen.
  • Zugang für alle schaffen: PrEP muss auch Menschen ohne Aufenthaltsstatus oder Krankenversicherung sowie Menschen in Haft zur Verfügung gestellt werden.
  • Kosten übernehmen: Auch private Krankenversicherungen sollten die PrEP bezahlen. Viele übernehmen die Kosten bisher nicht, einige benachteiligen bisher PrEP-Nutzerinnen und -Nutzer sogar beim Tarif.

PrEP schützt und nimmt Ängste

Bisher gilt die PrEP als Maßnahme für Menschen mit einem sehr hohen HIV-Risiko. Doch das ist laut Deutscher Aidshilfe zu kurz gedacht: Es kann viele Gründe geben, warum sie eine geeignete Schutzmethode ist. Die medikamentöse Prophylaxe ermöglicht, den Schutz vor HIV selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und die volle Kontrolle zu behalten, unabhängig vom Verhalten der Partnerinnen und Partner, den Umständen und dem emotionalen Geschehen in sexuellen Situationen. Wenn beim Kondomgebrauch etwas schiefgeht, schützt die PrEP trotzdem. Sie erlaubt aber auch, wenn gewünscht, auf Kondome zu verzichten. Manchen Menschen ermöglicht zudem erst die PrEP eine Sexualität ohne Angst vor einer HIV-Infektion. So trägt die medikamentöse HIV-Prophylaxe auch zu einer erfüllten Sexualität und zum psychischen Wohlbefinden bei.

Prinzipiell stehen heute drei Möglichkeiten zur Verfügung, sich vor HIV zu schützen: Kondome, die PrEP und die Schutzwirkung der Therapie HIV-positiver Menschen, wenn HIV im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Welche Methode geeignet ist, hängt von der individuellen Situation und persönlichen Vorlieben ab. Manche Menschen kombinieren auch verschiedene Methoden oder wechseln je nach Anlass.

 

Literatur:

1 Positionspapier der Deutschen Aidshilfe.  www.aidshilfe.de/prep-zugang-alle-menschen-hiv-risiko-schaffen 
2 Kurzbericht zur EvE-PrEP-Studie des RKI https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/EvE-PrEP_Kurzbericht.pdf?__blob=publicationFile 

 

Quelle: Deutsche Aidshilfe

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