Die Praxis-Webseite barrierefrei gestalten

Teil 3: Die Vielfalt der Nutzergruppen

Ein weitverbreitetes Missverständnis über digitale Barrierefreiheit besteht darin, zu glauben, dass ausschließlich blinde Personen davon profitieren. Tatsächlich ist der Bevölkerungsanteil, der von Barrierefreiheit im digitalen Raum profitiert, erstaunlich hoch. Nicht immer ist offensichtlich, welche Personengruppen aus welchen Gründen von Barrierefreiheit profitieren können.

Einschränkungen des Sehens

Zu dieser Gruppe gehören nicht nur blinde Personen, sondern auch solche mit geringer Sehkraft, Netzhauterkrankungen oder Farbsehschwächen. Betroffenen kann es helfen, digitale Inhalte stark zu vergrößern oder das genutzte Farbspektrum anzupassen. Eine hohe Individualisierbarkeit von Inhalten und ein optimales responsives Design, das auch bei starker Vergrößerung keine Einschränkungen aufweist, sind für sie entscheidend.

Einschränkungen des Hörens

In Bezug auf Videos, Podcasts und ähnliche Inhalte müssen auch auditive Aspekte berücksichtigt werden. Menschen mit Hörbehinderungen können auf Untertitel, Transkriptionen von Audioinhalten oder auf visuelle Darstellungen von akustischen Informationen angewiesen sein.

Literalisierung und Kognition

Dieser Punkt kann Personen mit Dyslexie und andere Lernstörungen betreffen, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, mit geistigen Entwicklungsstörungen oder intellektueller Beeinträchtigung, mit ADHS, Autismus oder affektiven Störungen. Depressionen können zu einer kognitiven Verlangsamung führen, die sich auf Informationsverarbeitung und Konzentration auswirkt. Digitale Barrieren können in depressiven Phasen überwältigend sein.

Motorische Einschränkungen

Für Menschen mit motorischen Einschränkungen, etwa bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Paresen oder auch temporären Verletzungen ist die Bedienung von Maus und Tastatur nicht immer möglich. Barrierefreie Webseiten und Anwendungen ermöglichen alternative Navigationsoptionen, wie Tastaturbefehle, Mundmäuse, Eye-Tracking oder Sprachsteuerung, um die Nutzung zu erleichtern.

Anfallsleiden

Personen, die von Anfallsleiden wie Epilepsie oder auch Migräne betroffen sind, können durch flackernde Bildschirme oder bestimmte visuelle Effekte beeinträchtigt werden. Digitale Barrierefreiheit bedeutet hier, auf solche Effekte zu verzichten oder zumindest Optionen anzubieten, um sie zu deaktivieren. So können die Risiken für diese Zielgruppe minimiert und Anfälle verhindert werden.

Ältere Personen

Mit zunehmendem Alter können verschiedene relevante Einschränkungen auftreten, z. B. Nachlassen der feinmotorischen Fähigkeiten oder Verschlechterung des Sehvermögens. Die jetzige und mehr noch alle zukünftigen älteren Generationen sind den Umgang mit digitalen Inhalten gewohnt. Digitale Barrierefreiheit ermöglicht älteren Generationen trotz solcher Einschränkungen den weiteren Zugang zu digitalen Inhalten.

Alle anderen

Schließlich sei darauf hingewiesen, dass digitale Barrierefreiheit auch gesunden Menschen in alltäglichen Situationen zugutekommt: Untertitel ermöglichen das Schauen von Videos in der Öffentlichkeit ohne Kopfhörer, hohe Farbkontraste erleichtern das Lesen von Texten auf dem Smartphone bei hellem Sonnenlicht, und leichtgewichtige Inhalte sind vorteilhaft in Situationen mit geringer Bandbreite.

Fazit
Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Die kontinuierliche Integration barrierefreier Designprinzipien schafft eine digitale Umgebung, die für alle zugänglich und benutzerfreundlich ist. Es ist ein fortlaufender Prozess, der darauf abzielt, digitale Räume für jeden Einzelnen zugänglich zu machen und keine Benutzergruppe auszuschließen.

 

Teil 1 zur Begriffsdefinition von Barrierefreiheit und Teil 2 über die gesetzlichen Bestimmungen finden Sie unter Praxisalltag. Teil 4 zeigt Schritte auf, wie die Barrierefreiheit der eigenen Praxis-Webseite angegangen bzw. optimiert werden kann.

Katrin Burek
Gründerin
MEDIANUA – Menschen erreichen
Akazienstraße 166
44143 Dortmund
katrin.burek@medianua.de
www.medianua.de 

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