Medizinklima im freien Fall

Die wirtschaftliche Stimmung in der ambulanten Versorgung ist im 3. Quartal 2022 drastisch eingebrochen, wie aus dem aktuellen Medizinklimaindex der Stiftung Gesundheit hervorgeht.

Die Trias aus weiter anhaltenden und nicht kohärenten Corona-Regularien, die Energiekrise mit massiven Preissteigerungen sowie der politisch gewollte Wegfall der erfolgreichen Neupatienten­regelung bei Ärztinnen und Ärzten spiegeln sich in einem regelrechten Absturz des Medizinklimas in allen ambulanten Heilberufen, berichtet Prof. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. Am stärksten sank das Medizinklima der Ärztinnen und Ärzte, das um 22,9 Punkte auf einen Wert von -33,1 zurückging. Damit erreicht die wirtschaftliche Zuversicht der Ärzteschaft einen neuen Tiefstand: „Sie unterschreitet sogar das bisherige Minimum vom Mai 2020, das durch die erste Welle der COVID-­Pandemie verursacht wurde“, so Obermann. Drastisch sei auch die Lage der Apothekerinnen und Apotheker: Bei ihnen sank das Medizinklima um 22,1 Punkte auf einen Wert von -54,4 und weist damit den niedrigsten Wert aller befragten Gruppen in der ambulanten Versorgung auf. Im Vergleich dazu mussten die nichtärztlichen Heilberuflerinnen und -berufler nur einen moderaten Rückgang des Medizinklimas um 11,1 Punkte in Kauf nehmen. Damit ergibt sich bei ihnen ein Medizinklima von -16,0.

Zukunftssorgen

Ausschlaggebend für die schlechte Entwicklung des Medizinklimas ist in den meisten Fällen nicht die aktuelle wirtschaftliche Lage: „Die Zukunftserwartungen in der ambulanten Versorgung sind erneut stark zurückgegangen und liegen mittlerweile in vielen Gruppen auf hochkritischem Niveau“, analysiert Obermann. Am größten sind die Sorgen bei den Apotheken: 83,3 % von ihnen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Auch bei Hausärztinnen und -ärzten, Fachärztinnnen und -ärzten, Zahnärztinnen und -ärzten und Ergotherapeutinnen und -therapeuten erwarten dies mehr als zwei Drittel der Befragten. Vergleichsweise optimistisch zeigen sich aktuell nur die Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker, bei denen lediglich 28,0 % von einer Verschlechterung ausgehen. Sie sind zudem die einzige Gruppe, in denen ein zweitstelliger Anteil der Befragten mit einer positiven Entwicklung ihrer Lage rechnet (17,3 %). In allen anderen Gruppen glaubt nur ein Bruchteil der Befragten an eine Verbesserung (maximal 5,4 %). 

Seit mehr als 15 Jahren erhebt die Stiftung Gesundheit den Medizinklima­index, der ein Indikator für die wirtschaftliche Stimmung und Zuversicht in der ambulanten Versorgung ist.

Quelle: Stiftung Gesundheit

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