Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund

Wie kann eine kultursensible Diabetes-­Betreuung gelingen?

Jeder vierte in Deutschland lebende Mensch hat einen Migrationshintergrund. Schätzungen zufolge sind etwa 600.000 von ihnen an Diabetes mellitus erkrankt. Kulturelle, sprachliche sowie häufig auch bildungsbedingte Barrieren können das Management der Stoffwechsel­erkrankung Diabetes im Alltag erschweren. Was für eine kultursensible Betreuung von Bedeutung sein kann, erläuterten Experten auf einer Online-Presse­konferenz im Vorfeld der Diabetes Herbst­tagung am 27. Oktober.

Zahlreiche Studien bestätigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund je nach Herkunftsregion deutlich häufiger, früher und stärker von Typ-2-Diabetes betroffen sind als die restliche Bevölkerung. Viele der Migrantinnen und Migranten hierzulande stammen aus der Türkei, Polen, Russland oder aus Nordafrika – Regionen, bei denen in den nächsten Jahren mit einer besonders hohen Zunahme der Inzidenz an Diabetes gerechnet wird. „Da die kulturelle Vielfalt auch in den meisten Fällen eine Herausforderung bei der medizinischen Versorgung mit sich bringt, ist es umso wichtiger, sich mit den Besonderheiten bei der Diabetes- und Adipositasbehandlung von Migranten hinreichend auszukennen“, sagt Prof. Dr. med. Werner Kern, Tagungspräsident der DDG.

Rein medizinisch gesehen, gibt es bei der Behandlung des Diabetes keinen Unterschied, es gibt aber kulturspezifische Besonderheiten, die im Sinne einer optimalen Therapie beachtet werden sollten. „So wird in manchen Kulturen eine Krankheit als Schicksal, Sühne oder Prüfung Gottes gesehen, die geduldig ertragen werden muss. Die Patienten haben Skrupel zu verändern, was Gott ihnen gegeben hat“, so Kern. Auch religiöse Einflüsse spielen eine wichtige Rolle. So könne beispielsweise der Fastenmonat Ramadan für das Diabetes-Team und die Patientin oder den Patienten eine echte Herausforderung darstellen – vor allem, wenn Insulin und blutzuckersenkende Medikamente verwendet werden, die ein hohes Risiko für Unterzuckerungen bergen. Außerdem können Sprachbarrieren ein großes Problem darstellen. Häufig sprechen Patienten Probleme aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht an. „Manchmal kommt es auch dazu, dass Angehörige oder Dolmetscherinnen oder Dolmetscher komplexe medizinische Zusammenhänge nicht richtig übersetzen können und dadurch Informationen verloren gehen“, ergänzt der Experte.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

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