DGÄPC-Statistik 2022 – 2023

Anlässlich der 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-­Plastische Chirurgie (DGÄPC) in Rosenheim wurden die neuen Zahlen der DGÄPC-Statistik vorgestellt. Seit 15 Jahren gilt diese Patientenerhebung als wichtiger Indikator für das Erkennen von Trends und Tendenzen im Bereich der ästhetisch-plastischen Chirurgie und dient als objektive Grundlage für einen öffentlichen ­Diskurs, der häufig über die ästhetische Behandlung hinausgeht.

Zitierweise: HAUT 2024;35(1):6-9.

Weiterer Rückgang bei den Falten­unterspritzungen und Botulinum­toxinbehandlungen

Auch in diesem Jahr sind Faltenunterspritzungen, Botulinum­behandlungen, Oberlidstraffungen, Brustvergrößerungen und Fettabsaugung unter den beliebtesten Behandlungen zu finden (Abb. 1). Ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre der Statistik zeigt aber sehr klar, dass es zu einem deutlichen Rückgang bei Faltenunterspritzungen und Botulinumbehandlungen in den Praxen und Kliniken der niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzte für plastische und ästhetische Chirurgie gekommen ist (Abb. 2). Für Dr. Alexander P. Hilpert, den Präsidenten der DGÄPC, war dies abzusehen: „Die zunehmende Preissensibilität aufgrund aktueller wirtschaftlicher Prognosen und ein verstärktes Marktwachstum von Beautyketten und Anbietern ohne ausreichende Qualifikation, die mit erhöhter werblicher Aktivität und Dumpingangeboten für ihre Dienstleitungen werben, sind klare Gründe für diesen Rückgang in den fachärztlich betreuten Praxen.“ Hinzu kommt die Unaufgeklärtheit der Patientinnen und Patienten über die Qualifikation der behandelnden Ärztinnen und Ärzte.

Unkenntnis über Qualifikation des Arztes kann gefährlich werden

Laut der diesjährigen Patientenbefragung ist 52,8 % der unter 30-Jährigen der Unterschied zwischen einem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und selbsternannten Schönheitschirurgen, Experten für ästhetische Medizin und Beauty Docs nicht bewusst. Hierbei handelt es sich um nicht geschützte, von jedem frei verwendbare Betitelungen. Auch in der Gesamtzielgruppe von 18 bis 80+ ist die Unkenntnis darüber mit 45,1% sehr groß (Abb. 3).

„Immer mehr Menschen vertrauen ihre Gesundheit Ärzten an, die weder über eine fundierte Ausbildung noch über die notwendige Erfahrung verfügen, Behandlungen und Operationen in diesem Bereich durchzuführen. Es ist ein Trugschluss, dass es sich bei ästhetischen Behandlungen und Operati­onen um weniger komplikationsreiche medizinische Eingriffe handelt“, mahnt Dr. Hilpert. So gaben 2,8 Prozent der Befragten an, dass eine Fehlbehandlung durch eine/n andere/n Arzt/Ärztin sie in die fachärztliche Praxis geführt hat – die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus größer, da viele der fehl­behandelten Patientinnen und Patienten zunächst den Weg zum bisher behandelnden Arzt suchen und erst jemand anderen konsultieren, wenn ihnen dort nicht geholfen werden kann.

Zielgruppe unter 30 – Brustchirurgie und Intimkorrekturen beliebter denn je

Besonders auffällig bei der jungen Zielgruppe unter 30 Jahren ist ein enormer Anstieg bei den brustchirurgischen Operationen. Während im Jahr 2022 alle Brustoperationen zusammengenommen einen Anteil von 39,8 % ausmachten, liegen diese im Jahr 2023 bei 65,1 %. Dabei nimmt die Brustvergrößerung (Implantat) mit 23,0 % Platz 1 ein, gefolgt von der Bruststraffung mit 12,2 % und der Brustverkleinerung mit 11,7 % (Abb. 4).

Die wohl gravierendste Veränderung innerhalb der jungen Zielgruppe ist im Bereich der Lippenkorrekturen und bei Botulinum­behandlungen festzustellen. Botulinum rutscht von Platz 8 mit 5,3 % (2022) auf Platz 16 mit 2,3 % (2023). Die Lippenkorrekturen sind auf Platz 20 mit 2,0 % zu finden. Im Vorjahr lagen diese auf Platz 7 mit 5,9 %. „Das zeigt uns sehr klar, dass die Abwanderung zu den Beauty­ketten, vermeintlich günstigeren Anbietern und nicht fachärztlich geführten Praxen und Kliniken weiter steigt“, so die Schlussfolgerung von Prof. Detlev Hebebrand, Präsident der VDÄPC (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen).

Intimchirurgie bei jungen Singles sehr beliebt

Besonders auffällig ist zudem die Intim­chirurgie, die mit 7,8 % bei den Singles unter 30 Platz 5 belegt, was ein Indiz dafür sein kann, dass viele junge Single-Frauen sich in ihrer Sexualität beeinträchtigt fühlen, weil sie an einer angeborenen Fehlbildung leiden oder ihren Intim­bereich als unzulänglich empfinden. Unter den Liierten unter 30-­Jährigen ist die Intimchirurgie mit nur 2,1 % auf Platz 18 zu finden.

Altersdurchschnitt steigt kontinuierlich

Im Jahr 2023 ist der Verlauf der Altersstruktur im Großen und Ganzen nahezu identisch mit dem des vergangenen Jahres. Dennoch ist ein Anstieg in der Zielgruppe 61 bis 70 Jahre um 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Betrachtet man den Altersdurchschnitt im Verlauf der letzten 10 Jahre, so ist dieser um 3,7 Jahre angestiegen (Abb. 5).

Beeinflussung durch Social Media weiterhin stark ausgeprägt

Auch 2023 zeigt sich die starke Beeinflussung der jungen Zielgruppe durch die sozialen Medien. Aufgrund der veränderten Mediennutzung über die letzten Jahre ist davon auszugehen, dass sich die Beeinflussung sogar noch weiter steigert. Neben der Frage über die Beeinflussung ist eine weitere Zahl besonders auffällig. Mit 33,9 % geht mehr als ein Drittel der Befragten unter 30 davon aus, einen realistischen Eindruck von Risiken ästhetisch-plastischer Eingriffe über Ärzteprofile bei Social Media vermittelt zu bekommen.

Gesellschaften fordern Kennzeichnungspflicht für ­bearbeitete Bilder

Die Zahlen geben den drei großen Facharztgesellschaften Anlass, zu handeln. „Man muss schon viel früher damit beginnen, he­ranwachsende Jugendliche zu schützen. Das beginnt lange, bevor sie nach ihrer Volljährigkeit den Weg zum Beratungsgespräch finden“, mahnt Dr. Hilpert.

Die DGÄPC, die DGPRÄC (Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie) und die VDÄPC werden Anfang 2024 eine offizielle Petition an den deutschen Bundestag richten. Mit der Petition wird gefordert, in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitetes und KI-generiertes Bildmaterial gesetzlich zu regeln – ähnlich wie in Norwegen, Israel und Frankreich.

„Wir beobachten nun schon seit ein paar Jahren, wie gerade immer mehr junge Menschen mit teils absurden Vorstellungen zu ihrem Aussehen zu uns kommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, gemeinsam an den Bundesstaat heranzutreten und eine gesetzliche Regelung zu erwirken“, so Prof. Hebebrand.

Die jährliche Patientenbefragung der DGÄPC

Die Statistik der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) ist eine der bundesweit größten repräsentativen Erhebungen der Interessen und Wünsche von Patientinnen und Patienten im Bereich ästhetisch-plastischer Behandlungen und Operationen, sowohl solche, denen eine medizinische Indikation zugrunde liegt, als auch solche, die rein ästhetischer Natur sind.

Bereits seit 15 Jahren führen die Mitglieder der DGÄPC diese Befragung unter ihren Patientinnen und Patienten durch. Der Zeitraum der Erhebung umfasst dabei jeweils ein Jahr.

Die komplette DGÄPC Statistik mit allen Zahlen finden Sie hier: https://www.dgaepc.de/aktuelles/dgaepc-statistik/dgaepc-statistik-2023/

Quelle: Franziska Bartel, DGÄPC.

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