Einfluss von Social-Media-Kanälen verzeichnet enormen ­Anstieg: DGÄPC-Statistik 2021 – 2022

Zur 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) wurden die neuen Zahlen der DGÄPC-Statistik vorgestellt. Diese gilt als wichtiger Indikator für Trends und Tendenzen im Bereich der ästhetisch-plastischen Chirurgie. So gibt die DGÄPC-Statistik auch 2022 einen deutlichen Anstoß zum Schutz der jungen Zielgruppe.

Zitierweise: HAUT 2023;34(1):12-14.

Was bewegt überhaupt dazu, in die Praxis oder Klinik eines Facharztes oder einer Fachärztin zu kommen? Hier spielen seit geraumer Zeit nicht nur die persönliche Empfehlung durch Bekannte und die mediale Berichterstattung eine Rolle, sondern auch die Nutzung von sozialen Medien.

Top 5 der Behandlungswünsche: Einbruch bei Faltenunterspritzungen

Während die Körperformung mittels Fettabsaugung insgesamt zugelegt hat und auch bei der Oberlidstraffung ein Plus zu verzeichnen ist, haben Falten­unterspritzungen und Botulinumtoxin-Injektionen einen deutlichen Einbruch von über 50 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Dies kann mehrere Gründe haben: Zum einen ist in den Praxen und Kliniken unserer Mitglieder eine zunehmende Preissensibilität aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Prognosen festzustellen. Zum anderen findet sich ein verstärktes Wachstum von Beauty­ketten, die mit erhöhter werblicher Aktivität und Dumpingangeboten für ihre Dienstleistungen den Markt durchdringen. Des Weiteren wurde durch deutliche Lockerungen bei Pandemiemaßnahmen wieder mehr Geld für Freizeit- und Reise­aktivitäten ausgegeben. Gerade in der jungen Zielgruppe zeichnete sich dieser Abwärtstrend bereits im vergangenen Jahr ab, bei der Zielgruppe 30 plus setzt er sich nun weiter fort.

Zielgruppe unter 30: Spitzenreiter Brustvergrößerung, Fettabsaugung und Nasen-OPs 

Nach wie vor finden brustchirurgische Eingriffe mit insgesamt 39,8 % den größten Zulauf aus der jungen Zielgruppe. Dabei nimmt die Brustvergrößerung (Implantat) mit 18,6 % den größten Teil ein. Die stetig hohe Nachfrage bei der Brustchirurgie findet sich vor allem darin begründet, dass nach der Pubertät die Brust bereits ausgewachsen ist und nur noch durch hormonelle Faktoren wie Schwangerschaft oder Menopause in ihrer Grundform verändert wird.

Daher entscheiden sich vor allem junge Patientinnen, ihrem persönlich empfundenen Leid über zu kleine, zu große oder asymmetrisch angelegte Brüste frühzeitig entgegenzuwirken. Auf Platz 2 folgt die Fettabsaugung als körperformende Maßnahme. Dieser Eingriff nahm 2021 noch unter 10 % ein und liegt in diesem Jahr bei 16,2 %. Gerade in Zeiten von Homeoffice klagten viele über „Coronapfunde“ und durch die wiederbeginnenden Reiseaktivitäten wird jetzt wieder verstärkt auf die Figur geachtet. Zudem wird zunehmend auf Social Media auch über Operationen wie diese berichtet. Gerade die junge Zielgruppe ist diesbezüglich leicht zu beeinflussen. Auf Platz 3 fallen Nasenkorrekturen mit 11,8 %. Hier hat sich die Nachfrage über die letzten Jahre kontinuierlich gesteigert.

Enormer Anstieg der Beeinflussung durch Social Media

Während im Jahr 2020 lediglich 2,3 % der Befragten und 2021 4,0 % der Befragten angaben, dass Posts in den sozialen Medien den Wunsch nach persönlicher Veränderung verstärken, sind es 2022 insgesamt 10,6 % aller Befragten. Das erste Mal gaben mit 0,7 % in diesem Jahr auch männliche Umfrageteilnehmer an, sich davon beeinflussen zu lassen.

Dr. Alexander P. Hilpert, Präsident der DGÄPC, sieht diesen Trend mehr als kritisch: „Diese Entwicklung ist für uns Fachärztinnen und Fachärzte der DGÄPC besorgniserregend. Die Perfektion, die von Filtern und spezieller Software in den sozialen Medien suggeriert wird, ist häufig realitätsfern. Filter strecken die Silhouette, idealisieren Proportionen, befreien die Haut von Makeln, vergrößern Augen und Lippen – teilweise auf eine groteske Art und Weise. Eine Kennzeichnungspflicht – wie bereits in Norwegen und Frankreich – von kommerziell genutzten und durch Software optimierte Bilder  wäre ein wichtiger Schritt. So wird erkennbar: Dieser Körper oder dieses Gesicht ist digital bearbeitet! Ziel sollte sein, jungen Menschen den Druck zu nehmen, einer vermeintlichen Perfektion nachzueifern.“

Stärkste Beeinflussung bei der jungen Zielgruppe

Bei der jungen Zielgruppe unter 30 fand eine Steigerung von 2021 mit 9,0 % auf 20,9 % statt. Immerhin machen sich 40,4 % der jüngeren Patientinnen und Patienten auf den Weg zu einem langjährig ausgebildeten und qualifizierten Facharzt bzw. Fachärztin. 28,9 % der Jüngeren folgen Arztprofilen bei Instagram und Co. und 39,2 % geben an, das Gefühl vermittelt zu bekommen, einen re­alistischen Eindruck von Risiken ästhetisch-plastischer Operationen und Behandlungen zu erhalten. Mehr als ein Drittel der Befragten gaben an, dass Promis und Influencer ihnen das Gefühl vermitteln, der Gang zum „Beautydoc“ sei ganz normal und mehr als 50 % begrüßen dabei, dass diese öffentlich zu ihren Eingriffen stehen.

Die komplette DGÄPC-Statistik mit allen Zahlen finden Sie hier: www.dgaepc.de/aktuelles/dgaepc-statistik/dgaepc-statistik-2022/ 

Quelle: Franziska Bartel, Deutsche Gesellschaft für ­Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC).

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