Buchbesprechung: „Die Medizin in meiner Zeit“ von Prof. Wolfgang Hach

E. Mendoza

Im Herbst 2021 bat mich Prof. Wolfgang Hach um die Rezension seiner Autobiographie. Eine unvorstellbare Auszeichnung für mich persönlich – verbunden mit der Bürde, einem so großen Mann gerecht zu werden. Wolfgang Hach schreibt über sein gesamtes Leben, nicht nur das wissenschaftliche oder berufliche.

Das Buch beginnt mit vielen Einblicken in seine Kindheit und Jugend in erfrischender Offenheit, ohne die schweren Zeiten zu beschönigen oder das Gefühl zu übermitteln, Mitleid zu erwarten. Streiche, Freuden und Unwägbarkeiten der damaligen Zeit. Die Schwere der Armut, der vielen, vielen Arbeit, die sich unsere heutigen, nach dem Wirtschaftswunder geborenen Menschen (mich eingeschlossen) gar nicht mehr vorstellen können. Aber auch die unvermeidliche, herrliche Nähe zu so vielen Menschen, auf die man angewiesen war, viel mehr als heute. Immer vermischt mit überraschenden Einsichten in historische Anekdoten. 

Großmutter Martha Hach verkaufte seit 1900 Kräuter auf dem Markt und gab die Kräuterkunde und das Wissen um die „Volksmedizin“ an ihre Tochter weiter – von ihr lernte „der Knabe“ Wolfgang schon sehr viel Medizin. Großmutter Schade (mütterlicherseits) legte womöglich mit den täglich zu behandelnden Beingeschwüren, die gar nicht so sehr anders behandelt wurden als heute noch so oft (waschen, tupfen, Fettgaze, selbst wickeln…), auch einen kleinen Samen in „Klein-Wolfgangs“ Herz. Diese Großmutter, die elf Kindern das Leben geschenkt hatte, aber nur drei aufwachsen sah… Diese Einblicke erfolgen liebevoll, ohne Allüren, ohne Dramatik, einfach, weil es so war. Auch enthält das Narrativ dem Leser die viele Zusatzarbeit, um die Familie in den schweren Jahren rund um den Krieg finanziell zu unterstützen, nicht vor.

Es folgt die detaillierte und aus heutiger Sicht unvorstellbare Beschreibung des beruflichen Lebenswegs. Heute ist Prof. Hach eine Eminenz – kaum vorstellbar die deutsche Phlebologie ohne… „Hach!“. Der harte, harte Weg, die Enttäuschungen, der Krebsgang (vor und zurück), die dahinter liegen, würden heute mehrere Berufswege füllen. Seine Lebensstationen werden ergänzt durch Einblicke in Krankenakten, durch die man viel über die jeweils zeitgemäße Betrachtungsweise lernt. Seine Vernetzung in Berlin während der Studienzeit und der ersten Ausbildungsjahre, die gegenseitige sehr menschliche Hilfe unter gestrengem Reglement, die Lektüre versetzt den Leser in Szenen der „Charité“. Geschichten von seiner Flucht nach Westen mit komplettem Neuanfang des „Networkings“, erster Anstellung in Pirmasens, die Schwierigkeiten, die auch eine so berühmte und verdiente Person wie Prof. Hach dabei hatte, eine Folgeanstellung zu finden, und wie das Glück sowie treue Verbindungen zu guten Menschen und die Fügungen des Schicksals geholfen haben. 

Berührend ist die namentliche Erwähnung so vieler Weggenossen, deren harte Arbeit, Unterstützung und Verdienste Wolfgang Hach eindrucksvoll ehrt. Seine Dankbarkeit den Kollegen, seiner Familie und dem „Glück“ gegenüber, das er auf seiner Seite spürt. Die vielen ersonnenen Operationsmethoden, die physiologischen Erkenntnisse, die Herleitung derselben, die Gespräche mit vielen Kollegen, die Rückschläge auf Kongressen, die Missachtung und Desavouierung seiner Entdeckungen, der lange beharrliche Weg bis zum Beweis und zum Vorantreiben des „State of the Art“, den Prof. Hach wie wenige in der Phlebologie „in seiner Zeit“ beeinflusst hat, können ein Lehrbuch der Phlebologie fast ersetzen. 

Sehr liebevoll beschreibt er „Berlin-Weißensee“ als seine erste medizinische Familie und schließt am Ende des Buches mit der Erinnerung an die Niederlegung seiner Arbeit in der Praxis in Frankfurt als seine letzte medizinische Familie. 

Wer denkt, jede gute Idee, die man hat, führt sofort zur Anerkennung, muss dieses Buch lesen. Wer denkt, Sterne am Himmel der Phlebologie, wie „Prof. Hach“ wurden als Stern geboren, umso dringlicher. „Per aspera ad astra“ wird in diesem Buch mit Leben gefüllt. 

Prof. Hach beendet seine Auftritte in der Öffentlichkeit mit einem Buch über sein Leben, das er mithilfe seiner Frau Helga verfasst hat. „Die Arbeit ist getan“ sind die letzten Worte unter dem Foto des Ehepaars auf der letzten Seite des Buchs. 

Lieber Herr Prof. Hach, liebe Frau Hach – es ist viel, viel Arbeit getan. Unvorstellbar viel und gute Arbeit. Die höchste Leistung in meinen Augen ist aber die Bewahrung der Offenheit, des Willens, Wissen weiterzugeben und der Bescheidenheit nach all den Erfolgen. Dafür werde ich Sie persönlich immer besonders bewundern. 
 

Korrespondenzadresse
Dr. med.  Erika Mendoza
Venenpraxis Wunstorf
Speckenstr. 10
31515 Wunstorf
erika.mendoza@t-online.de

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