Arrhythmien – Therapie im Wandel: Herz-Team für bessere Langzeitprognose

Folgen bis hin zu Schlaganfall und plötzlichem Herztod vermeiden: Herzrhythmusstörungen gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen und verursachen neben der Herzinsuffizienz die meisten Krankenhausaufenthalte. Wie stellen sich die Herzstiftung und Fachgesellschaften für Kardiologie, Herzchirurgie, Pädiatrische Kardiologie sowie für Prävention und Rehabilitation dieser Herausforderung? (2. Teil der dreiteiligen Serie "Arrhythmien").

„Ein Patient oder eine Patientin mit Rhythmusstörungen kommt selten allein mit diesem Herzleiden, sondern meistens mit kardialen Begleiterkrankungen, für die er oder sie bereits in Behandlung ist. Eine gute Vernetzung zwischen fachärztlicher und hausärztlicher Versorgung ist hier auch sehr wichtig, um bei auffälligen Symptomen wie Angina pectoris, dem Brustschmerz, oder einer zu hohen Pulsfrequenz rechtzeitig gegenzusteuern, bevor es zu schwerwiegenderen Herzereignissen wie einem akuten Koronarsyndrom oder einem plötzlichen Herzstillstand kommt“, betont Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Denn supraventrikuläre Tachykardien sind in der Regel an sich nicht lebensbedrohlich und ziehen kürzere Hospitalisationen nach sich. Sie gehen allerdings wie im Fall von Vorhofflimmern mit einem Schlaganfallrisiko einher. Ventrikuläre Tachykardien sind hingegen lebensgefährlich und führen unbehandelt zum plötzlichen Herztod. Neben Bluthochdruck begünstigen weitere Grunderkrankungen das Auftreten von Rhythmusstörungen: insbesondere Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Klappenfehler und die KHK.

Der akute Herzinfarkt ist die vierthäufigste Todesursache in Deutschland. Die Akutbehandlung erfolgt durch die Herzkathetertherapie. Die Grunderkrankung, die zu diesem Ereignis führt, ist die KHK. Die Behandlung dieser Grunderkrankung kann das Auftreten eines Herzinfarktes verhindern. Neben der wichtigen medikamentösen Behandlungsmöglichkeit stehen die Herzkathetertechnik (perkutane Koronarintervention, PCI) oder die aorto-koronare Bypassoperation (ACB) zur Verfügung.

2021 wurden bundesweit 304.767 PCI und 745.004 Linksherzkatheteruntersuchungen sowie 27.947 (2020: 29.444) isolierte aorto­koronare Bypassoperationen durchgeführt und weitere 8.175 (2020: 8.540) ACB-Operationen erfolgten zumeist in Kombination mit Herzklappenoperationen. Die frühzeitige Diagnostik der KHK und die interdisziplinäre Therapieentscheidung im Herz-Team biete allen Patientinnen und Patienten die bestmögliche Sicherheit und verbessere insbesondere auch die Langzeitprognose, teilt die Deutsche Herzstiftung mit.

„Grundsätzlich sind Bypassoperationen sinnvoll bzw. notwendig, wenn alle drei Herzkranzarterien Engstellen oder Verschlüsse aufweisen und die Veränderungen komplex sind“, erläutert Prof. Volkmar Falk, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). Insbesondere bei Menschen mit schlechter Herzpumpleistung habe die Bypassoperation besondere Vorteile gegenüber der Stent-Implantation.

Wie kommt es zu den vielen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillständen? Viele der Betroffenen hätten bereits bestehende Herzerkrankungen, erklärt Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK). „Die häufigsten Ursachen für Herz-Kreislauf-Stillstände sind die KHK und die Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpleistung des Herzens.“

Eine unerkannte KHK geht in 80 % der Fälle einem plötzlichen Herztod voraus. Die Bedeutung der KHK in diesem Kontext spiegelt sich im aktuellen Herzbericht auch in der Zahl der Krankenhausaufnahmen wider. So mussten im Jahr 2021 insgesamt 597 von 100.000 Einwohnenden stationär wegen einer KHK behandelt werden, Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen. „Zwar sinkt diese Rate seit Jahren – vermutlich, weil immer weniger Menschen rauchen, die Behandlung verbessert werden konnte und weil mehr ambulante Behandlungen möglich sind – sie befindet sich aber noch immer auf hohem Niveau“, so Thiele.

Mehr plötzliche Herztode auch aufgrund überlebter Herzinfarkte

438.589 Menschen wurden im Jahr 2021 stationär wegen einer Herzinsuffizienz behandelt. Zwar ist auch diese Zahl in den letzten Jahren sinkend, liegt aber noch immer deutlich über dem Niveau von 2000. Ein Grund für den Anstieg ist, dass immer mehr Menschen aufgrund der besseren Therapien schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte überleben. Beispielsweise starben im Jahr 2000 noch 67.282 Menschen in Deutschland an einem Herzinfarkt. 2021 waren es nur noch 45.181. Wird ein solches Ereignis überlebt, bleibt dennoch eine Schädigung am Herzmuskel zurück, die Folgeerkrankungen wie die Herzinsuffizienz verursachen kann. „Vereinfacht könnte man sagen: Mehr überlebte Herzinfarkte führen zu mehr Herzinsuffizienz, die wiederum zu mehr plötzlichen Herztoden führt“, so Thiele.

zusammengefasst von phi

Quelle: Deutsche Herzstiftung/Deutsche Stiftung für Herzforschung

 

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