Das E-Rezept kommt – ein Best-Practice-Beispiel

Der Countdown zum Stichtag am 1. Januar 2024 zur Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) in den Arztpraxen läuft. Macht man sich ein wenig Mühe mit dem Prozessablauf und der Umsetzung des Vorhabens, können Praxen von der elektronischen Rezeptübermittlung profitieren. Sie kann dazu beitragen, den Praxisalltag zu optimieren. Das Beispiel der Hausarztpraxis Spieren & Kollegen in Wenden zeigt, wie es gehen kann.

Stefan Spieren 
Hausarzt
Arztpraxis Spieren & Kollegen
Wenden
www.spieren.de 

Praxisinhaber Stefan Spieren setzt in seiner Praxis schon lange auf digitale Möglichkeiten. Zum Alltag gehört es etwa, die E-Mail-Adressen der Patientinnen und Patienten sowie ggf. von deren Angehörigen zu erfragen (per Formular). So lassen sich im weiteren Behandlungsverlauf einfach digitale Benachrichtigungen versenden. Spieren hat bereits im Frühjahr 2022 begonnen, sich eingehend mit der Umsetzung des E-Rezepts zu beschäftigen. Wie fängt man am besten damit an? Zunächst haben er und sein Praxisteam den bisherigen Ablauf der Rezeptabwicklung analysiert: Rezepte, die bislang telefonisch oder online über die Praxiswebseite angefragt wurden, musste eine der Medizinischen Fachangestellten (MFA) vorbereiten, dann vom Arzt unterschreiben lassen und anschließend in ein Register einordnen. Bei Rezepten, die in der Praxis abgeholt wurden, kam es nicht selten dazu, dass z. B. Frau Müller gerne noch einmal den Herrn Doktor sprechen wollte. Szenarien, die den Praxisablauf schon einmal aufhalten konnten. Rechnet man rund zwei Minuten für die Ausstellung eines Rezepts auf Papier, bei circa 100 Rezepten pro Arbeitstag, ist eine MFA über drei Stunden allein mit der Rezeptausstellung beschäftigt. 

  • Tipps vom KollegenGehen Sie den Vorgang gemeinschaftlich an und beziehen Sie Ihr Praxisteam ein. Schulungen können unterstützen.
  • Analysieren Sie Schwachstellen des analogen Prozesses der Rezept-Ausstellung. Finden Sie Lösungswege, die Sie in den neuen Prozess einfließen lassen.
  • Erklären Sie oder eine Ihrer MFA, Patientinnen und Patienten bei Bedarf, wie der Vorgang der elektronischen Rezeptübermittlung funktioniert (Analogie „Bank-Karte“).
  • Geben Sie Ihrer Patientin/Ihrem Patienten mit auf den Weg darauf zu achten, dass die Apotheke E-Rezepte wieder freigibt, wenn das Medikament nicht ausgehändigt wurde (z. B. aufgrund von Lieferengpässen).

Praxisteam einbeziehen

In der Hausarztpraxis Spieren & Kollegen wurde der Ablauf zunächst mit einem Test-E-Rezept geprobt. Dabei wird geprüft, ob die Informationen zur Praxis sowie der Rezeptcode sinnvoll auf dem Ausdruck (und der E-Rezept-App) angezeigt werden. 

Heute stellen die MFA regelmäßig E-Rezepte aus und das funktioniert so: Patientinnen und Patienten bestellen über eine Unterseite auf der Praxiswebseite spieren.de/bestellung/ ihr Rezept. Dazu füllen sie eine simple Eingabemaske aus. Die E-Rezepte werden durch die MFA im Praxisverwaltungssystem (PVS) vorbereitet. Der Arzt unterschreibt dann das E-Rezept digital mit seinem Heilberufsausweis. Die Patientinnen und Patienten werden im Anschluss per E-Mail informiert, dass das Rezept fertig (auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verfügbar)) ist. Die Informationen des signierten E-Rezepts können dann mittels eines Rezeptcodes abgerufen oder mit der eGK in der Apotheke eingelöst werden.

Nach etwa drei Monaten habe sich die Einführung des E-Rezepts in die bestehenden Praxisabläufe eingefügt, so Spieren. Jede Praxis brauche ein wenig Zeit, ehe sich der Prozess eingespielt habe.

Arzneimittel-Schulungen

Ein wichtiger Punkt sei, die Praxismitarbeitenden in puncto Arzneimittel-­Verordnungen zu schulen – auch unabhängig vom E-Rezept. Welches Medikament passt zu welcher Diagnose? Wie sind die Frequenzen geregelt? Schulungen befähigen das Team beim Thema „Arzneimittel-Verordnung“ besser mitdenken zu können.


„Bei uns werden mittlerweile rund 90 % der bestellten E-Rezepte innerhalb von 24 Stunden bearbeitet. Die Aussicht auf eine zeitnahe Rezeptbearbeitung hat das Telefonaufkommen aufgrund von Rezeptanfragen deutlich reduziert.“ 

Hausarzt Stefan Spieren, Wenden 


Neuerungen vermitteln

Auf Patientenseite sei die Ankündigung, auf E-Rezepte umzustellen, anstandslos akzeptiert worden. Letztlich sei nicht entscheidend, welche Anwendung genutzt wird, sondern, dass sie technisch einwandfrei funktioniert. Um Patientinnen und Patienten zu vermitteln, wie das E-Rezept funktioniert, nutzt der Hausarzt eine Analogie aus dem Alltag: Patienten könnten sich ihre eGK wie ihre Bank-Karte vorstellen, mit der es Zugang zum Bankkonto gibt. Ein E-Rezept wird von der Arztpraxis an das Bankkonto bzw. Patientenkonto gesendet. Dafür muss die eGK nicht eingelesen werden. Der Vorgang funktioniert quasi wie eine Geld-Überweisung.

Absprache mit der Apotheke

Bei der Umstellung auf das E-Rezept würde es auch helfen, vorab mit der benachbarten Apotheke zu sprechen. Das kann sich beispielsweise dann als hilfreich erweisen, wenn z. B. die Apothekerin ein verordnetes Medikament aufgrund von beispielsweise Lieferschwierigkeiten nicht abgeben kann. Denn sobald die Apothekerin ein E-Rezept abruft, ist es gesperrt. Dann muss sie das E-Rezept wieder freigeben. Tut sie dies nicht, ist der Vorgang gesperrt und der Patient muss erneut die Praxis aufsuchen, um ein neues E-Rezept ausstellen zu lassen. Indem man dem Patienten dies bewusst macht, kann man dieser Situation vorbeugen.


Vielen Dank für das Gespräch!

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